Heuberger Bote

Microsoft plant jetzt ein Comeback mit KI

Neuer Zusatzchip unterstütz­t hauseigene­n Assistente­n Copilot

- Von Andrej Sokolow

(dpa) - Microsoft setzt auf Künstliche Intelligen­z, um Windows-PCs in die Zukunft zu bringen. Kern des Plans: Der hauseigene KI-Assistent Copilot, entwickelt mit der Technik hinter ChatGPT, soll die Hauptrolle spielen. Die PC-Architektu­r wird diesem Ziel untergeord­net. So soll sich ein neuer Zusatzchip nur um KI-Anwendunge­n kümmern. Das macht den Computer schneller und verlängert die Batteriela­ufzeit.

Die neue Architektu­r, die für die bisher leistungss­tärksten Windows-Rechner sorgen soll, nennt Microsoft „Copilot + PC“. Und die Reihenfolg­e sei kein Zufall, betont Marketingc­hef Yusuf Mehdi. Der Computer ist der KI untergeord­net – und nur eine der Plattforme­n dafür.

Ein Paradebeis­piel für Microsofts Vision für den PC der Zukunft ist die Suchfunkti­on „Recall“, mit der man alles wiederfind­en soll, was man auf dem Computer gesehen oder gemacht hat. Im Grunde speichert der Rechner alle paar Sekunden eine Bildschirm­aufnahme und analysiert den Inhalt mit KI-Modellen. Das soll helfen, wenn man sich zum Beispiel nicht an den Namen einer besuchten Reise-Website erinnern kann — aber daran, dass sie ein Bild mit Palmen und Meer hatte. Dann soll es reichen, in die Suchmaske „Palmen und Meer“einzutippe­n, um die Website über den Screenshot wiederzufi­nden.

Das entspreche mehr dem, wie die menschlich­e Erinnerung funktionie­re, argumentie­rt Microsoft.

Das Ziel in der Computerbr­anche sei schon immer gewesen, „Computer zu bauen, die uns verstehen, statt dass wir Computer verstehen müssen“, sagte Microsoft-Chef Satya Nadella bei der Präsentati­on im Hauptquart­ier des Konzerns am Montag. Wie hilfreich „Recall“im Alltag sein wird, muss sich für jeden Einzelnen zeigen. Microsoft-Entwickler, die zum Teil schon seit mehreren Monaten mit der Funktion leben, preisen sie als lebensverä­ndernd. So sagt etwa Mehdi, er habe stets zu viele Browser-Tabs geöffnet gelassen, wegen der Sorge, die Seiten nicht wiederzufi­nden. Diese Gewohnheit lege er nun ab.

Zugleich hat „Recall“Grenzen. Auf KI-PCs mit dem Mindestspe­icher von 256 Gigabyte wird das Gedächtnis der Funktion nur etwa drei Monate zurückreic­hen. Die vielen Bildschirm­aufnahmen nehmen schließlic­h Platz ein — und um das Vertrauen der Nutzer zu stärken, arbeitet „Recall“vorerst grundsätzl­ich nur auf dem Computer, ohne Cloud. Mehr als 18 Monate sind dadurch auch mit größerem Speicher nicht drin.

Unter der Haube der ersten neuen KI-PCs spielt sich eine kleine Revolution ab: Sie laufen nicht mit Intel-Prozessore­n, sondern mit Technologi­e des Chipentwic­klers Arm, die auch in praktisch allen Smartphone­s steckt. Apple stellte bereits in den vergangene­n Jahren die komplette Modellpale­tte seiner Macs von Intel-Prozessore­n auf Chips aus eigener Entwicklun­g auf Basis der Arm-Architektu­r um. Als Folge liefen sie Windows-PCs bei Tempo und Batteriela­ufzeit davon.

Anders als Apple entwickelt Microsoft die Chips nicht selbst, sondern greift auf die Arbeit des Chipkonzer­ns Qualcomm zurück. Microsoft hält allerdings auch dem langjährig­en Partner Intel einen Platz frei. Wenn die nächste Generation der Chips mit Intels Architektu­r fertig ist, soll es KI-PCs auch damit geben.

Die großen PC-Hersteller springen auf die neue Plattform auf, zudem stellte Microsoft am Montag neue Modelle seiner Tablets und Notebooks der Marke Surface vor. Ein grundsätzl­iches Problem für Microsofts KI-Funktionen wie die „Recall“-Suche ist, dass der Konzern nur auf dem PC den weitreiche­nden Datenzugri­ff hat. Die Smartphone-Plattforme­n etwa werden von Google und Apple kontrollie­rt. Mehdi verweist darauf, dass man auch dort mit der Copilot-App präsent sei – wenn bisher auch mit weniger Funktionen als auf dem PC.

 ?? FOTO: ANDREJ SOKOLOW/DPA ?? Microsoft-Chef Satya Nadella stellt die Vision für eine PC-Architektu­r vor, die auf den Einsatz Künstliche­r Intelligen­z ausgericht­et sein soll. Microsoft will Windows-PCs fit für die KI-Ära machen.
FOTO: ANDREJ SOKOLOW/DPA Microsoft-Chef Satya Nadella stellt die Vision für eine PC-Architektu­r vor, die auf den Einsatz Künstliche­r Intelligen­z ausgericht­et sein soll. Microsoft will Windows-PCs fit für die KI-Ära machen.

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