Bauern befürchten Konkurrenz
Das Land will den Fotovoltaikausbau auf Freiflächen vorantreiben. In Vellberg könnten die Anlagen auf vielen landwirtschaftlichen Flächen gebaut werden – wenn sie den örtlichen Leitlinien entsprechen.
Ob eine Kommune Freiflächenfotovoltaikanlagen nach der Lockerung der Bedingungen durch das Land zulässt oder nicht, kann sie selber entscheiden. Der Vellberger Gemeinderat sieht diese Art der alternativen Energiegewinnung grundsätzlich positiv für den Klimaschutz, will den Ausbau aber lenken. Um dafür sinnvolle Kriterien festzulegen, hat er mehrere Workshops mit den Gemeinderäten und interessierten Ortschaftsräten veranstaltet. „Dabei haben uns Mitarbeiter des Forums Energiedialog unterstützt. Das ist eine Initiative des Landes, um die Kommunen bei der Umsetzung der Energiewende zu entlasten“, erklärt Bürgermeisterin Ute Zoll unserer Zeitung.
Um zu überprüfen, ob die eingeschlagene Richtung des Gemeinderats sich mit den Vorstellungen der Bürger deckt, hat die Stadt alle Bürger im März zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Sie hatten dabei Gelegenheit, selber Vorschläge für Kriterien zu machen. „Leider kamen fast ausschließlich Landwirte und kaum andere Bürger“, merkte Zoll in der Mai-Sitzung des Gemeinderats an, als das Gremium diese Leitlinien beschloss. „Ein Resultat des Infoabends war zum Beispiel, dass wir beim Thema Sichtbarkeit der Anlagen einen allgemeingültigen, pauschalen Radius um Wohnbebauung verworfen haben“, so Zoll. Stattdessen sollen die Freiflächenanlagen möglichst nicht von geschlossener Wohnbebauung aus sichtbar sein. Gemeinderat Walter Neumann kritisierte die Formulierung „möglichst“. „Das haben wir eingefügt, um uns im Einzelfall Handlungsspielraum zu geben“, begründete Zoll. „Wir machen in jedem einzelnen Fall eines Bauantrags eine Sichtbarkeitsanalyse“, betonte sie.
Sie stellte klar, dass der Gemeinderat bei jedem einzelnen Antrag individuell darüber entscheidet, ob er dem erforderlichen Bebauungsplan zustimmt oder nicht. „Unsere Leitlinien
sind nicht abschließend, da man nie alle Eventualitäten im Vorfeld erfassen kann“, erklärte Zoll. Diesen Punkt fügte der Gemeinderat
Ute Zoll
noch ergänzend in die Leitlinien zum Ausbau der Freiflächenanlagen ein. „Damit haben wir auch auf einen Brief von einigen Nebenerwerbslandwirten aus Lorenzenzimmern an den Gemeinderat reagiert“, so Zoll.
Diese Bauern bewirtschaften gepachtete Flächen und befürchten, dass der Markt für Pachtflächen durch die Konkurrenz mit Freiflächenfotovoltaik noch enger wird. Sie wiesen die Räte vor der entscheidenden Sitzung darauf hin, dass bereits Investoren bei den Eigentümern der Flächen, die sie bewirtschaften, angeklopft hätten, und forderten den Rat auf, bei der Festsetzung der Kriterien ihre Belange zu berücksichtigen. „Insbesondere erwarten wir Bauern aus Lorenzenzimmern, dass wir nicht die Hauptlast zu tragen haben“, schreiben sie weiter. „Wenn Vellberg auf maximal 15 Hektar den Ausbau der Freiflächen-PV zulässt, sollte es reichen, wenn davon fünf Hektar auf dem Gebiet von Lorenzenzimmern sind“, meinte einer der Landwirte im Gespräch mit unserer Zeitung.
Höchstens 15 Hektar
Die Mehrheit der Gemeinderäte hat sich auf 15 Hektar maximale Gesamtfläche an Freiflächen-PVAnlagen geeinigt. „Diese Zahl hat sich aus der Abwägung zwischen dem Verlust von landwirtschaftlichen Flächen und dem Beitrag zur Energiewende ergeben. Wir haben das in den Workshops sehr intensiv diskutiert“, erläutert Ute Zoll. Damit anfreunden konnten sich trotzdem nicht alle Räte. Für Walter Neumann etwa ist das zu viel. „Das sind ja fast 30 Fußballfelder“, meinte er.
Monika Hirschner setzte sich nachdrücklich dafür ein, dass Bürgermeisterin Ute Zoll die Leitlinien vor der Abstimmung für die Zuhörer laut vorlas. Mit in die Entscheidung des Gemeinderats für oder gegen einen Antrag zum Bau einer Freiflächen-PV-Anlage werden unter anderem die Kriterien regionale Wertschöpfung, Mehrfachnutzung der Flächen, vermiedene Sichtbarkeit der Anlagen und Schutz von landwirtschaftlich wertvollen Böden einfließen.
Wir machen in jedem einzelnen Fall eines Bauantrags eine Sichtbarkeitsanalyse. Bürgermeisterin