GARTENKUNST
Vom Frost in Szene gesetzt
Ein schottischer Landgarten wird vom Frost in Szene gesetzt.
Schon die Eltern hatten auf dem Gehöft gelebt und mit viel Liebe den Garten gestaltet. Christian und John Curtis erhalten das Juwel und genießen es auch bei eisiger Kälte.
Wenn nach einer kalten Frostnacht jede Pflanze von Eiskristallen überhaucht zu sein scheint, zeigt der Garten eine anrührend schöne Seite, wie sie nur der Winter schenken kann. Beleuchtet dann auch noch die um diese Jahreszeit tief stehende Sonne die Szenerie, muss man einfach hinaus und sich dieses Schauspiel der Natur ansehen. „Hoarfrost“, auf Deutsch Raureif, heißt das Zauberwort, das auch Christian Curtis nach draußen lockt. Schon Ende der 1970er-jahre übernahm sie – im Englischen ist Christian auch als weiblicher Vorname möglich – mit ihrem Mann John das Anwesen ihrer Eltern in Schottland. Dass der Garten eine ganz besondere Aura hat, liegt auch daran, dass sich der dreiseitige Hof nach Osten öffnet und einen weiten Ausblick auf die Hügel von Bonchester bietet. Das dürfte auch den 1976 verstorbenen Landschaftsarchitekten
Percy Cane beeindruckt haben. Christians Eltern konnten den gefragten Gestalter für einen Teil ihres Gartens gewinnen und ließen die obere, hofähnliche Fläche von Cane konzipieren. Das klassische Design dieses Gartenteils trotzte dem Zeitgeist und wirkt bis heute sehr harmonisch. Rund um ein zentrales Rasenrechteck verlaufen gerade Wege, die von Rabatten flankiert werden. Diese formale Grundstruktur behielt Christian bei, die Bepflanzung veränderte sie jedoch ein wenig.
Rosen und Thymian dominierten zu Zeiten ihrer Eltern die Beete. Christian pflanzte stattdessen großflächig Heidekraut. Diese immergrünen Teppiche ziehen zur Zeit der Blüte die Blicke auf sich, aber auch im Winter, wenn die kurzen Triebe vom Raureif überzogen sind. Die größte Veränderung des Gartens nahmen Christian und John gleich nach ihrem Einzug vor rund 40 Jahren in Angriff.
Das Loch prägt den Garten bis heute und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Dort, im unteren Teil des Anwesens, der nicht von Percy Cane gestaltet war, ließen beide das Erdreich ausbaggern. Ihr Traum: Hier sollte ein kleiner See, auf schottisch „Loch“, entstehen. Der Kraftakt von damals hat sich gelohnt. Blickt man heute vom oberen Gartenteil Richtung Osten, lässt das glitzernde Wasser des „Lochs“die Gartengrenzen vergessen und lenkt den Blick hinaus in die Landschaft. Während der warmen Jahreszeit gönnt sich das Paar hier ganz entspannte Garten-momente, erzählt Christian: „Manchmal setzen wir uns in ein Boot und genießen ein Glas Gin Tonic auf dem Wasser.” Im Sommer ist der Teich nur eine von vielen Attraktionen des Gartens. Dann blühen nicht nur unkomplizierte Ramblerrosen wie „New Dawn“, sondern auch botanische Schätze wie der begehrte blaue Scheinmohn der Sorte „Slieve Donard“. Diese spektakulären Hingucker kann der winterliche Garten zwar nicht bieten, doch solange ein Teil der Pflanzen auch bei Frost präsent ist, wirkt die Anlage attraktiv. Das soll auch in Zukunft so bleiben und da mittlerweile auch Sohn Roger mit seiner Frau Alison und den beiden Enkeln in dem ehemaligen Gehöft lebt, stehen die Chancen gut, dass das Gesamtkunstwerk auch für kommende Generationen erhalten wird.