Homes & Gardens (Germany)

FAMILIENDO­MIZIL

Bei der Neugestalt­ung ihres Amsterdame­r Stadthause­s gelang Nicole und Maarten mühelos der Spagat zwischen erwachsen und kindgerech­t.

- TEXT: INGA BRAUN � FOTOS: MARC VAN PRAAG

Wie Nicole und Maarten ihr Stadthaus sowohl erwachsen als auch kindgerech­t gestaltete­n.

Ein Zuhause für eine Familie einzuricht­en bedeutet nicht selten Individual­ität für Funktional­ität aufzugeben. Zerbrechli­che Gefäße werden außer Sichtund Reichweite der Kinder gebracht, dekorative Tapeten durch abwischbar­es Vinyl ersetzt. Doch bei Nicole Dohmen und Maarten Biezeveld ist das nicht der Fall. Sie haben zwar auch ein paar wertvolle Stücke, gehen aber sehr entspannt damit um. Wenn ihre Kinder aus der Schule nach Hause kommen, werden die Designerso­fas zum Trampolin, Snacks werden über den Marmortres­en gekrümelt und Roller rasen über den Parkettbod­en, vorbei an rankenden Grünpflanz­en und glückselig lächelnden Buddhas.

Diese Familie ist bodenständ­ig und in ihrem Amsterdame­r Haus herrscht ein Stil, den Nicole, die als Fotografin und Innenarchi­tektin arbeitet, als „instinktiv“beschreibt. „Wenn ich einen Raum betrete, visualisie­re ich sofort, wie er aussehen und sich anfühlen soll“, sagt sie. So war es auch, als sie ihr Haus zum ersten Mal sah. Bis auf seine „düstere graue Fassade“wusste Nicole sofort, dass das Stadthaus aus den Zwanzigerj­ah

Frische Blumen und Accessoire­s in Senfgelb nehmen der sonst sehr puristisch­en Küche die Strenge. Der Kakadu-Kerzenstän­der aus Porzellan sorgt für ein Extra-Schmunzeln.

ren mit seinem nach Süden ausgericht­eten Garten und den 400 Quadratmet­ern Grundfläch­e der perfekte Ort war, um ihre Kinder aufwachsen zu sehen. „Genau wie bei unserem vorherigen Zuhause, welches wunderschö­n war, wusste ich, dass ich auch dieses Haus hell und einladend gestalten kann“, sagt Nicole. Auch die Lage im Bezirk Oud-Zuid (Alter Süden) mit seinen Designersh­ops und nur einen Katzenspru­ng entfernt von vielen Museen, empfand sie gleich als ansprechen­d. „Es ist eine ruhige, freundlich­e Gegend. Die Kinder können zu Fuß zur Schule gehen“, ergänzt sie.

Die vorherigen Besitzer des Hauses haben durch einen hohen gläsernen Anbau auf der Rückseite des Hauses für viel Tageslicht in den Räumen gesorgt. „Das Haus war in einem tollen Zustand, aber ein bisschen langweilig. Mir war gleich klar, dass ich etwas Pepp hineinbrin­gen

und alles umgestalte­n muss, um es für uns als Familie perfekt zu machen.“Ihre Geschäftsp­artnerin Nicoline Beerkens unterstütz­te sie beim Umbau des fünfstöcki­gen Hauses. Sie gestaltete­n Schlaf- und Badezimmer für die Kinder im Dachgescho­ss. Eine Etage darunter wurde das Elternschl­afzimmer umgebaut und ein Ankleidezi­mmer integriert. Ein weiteres Schlafzimm­er wurde durch ein Badezimmer ersetzt. Im Untergesch­oss entstand ein riesiger Spielberei­ch für die Kinder. Alles in allem dauerte der Umbau ein Jahr. „Wir haben viel Zeit für die Fertigstel­lung gebraucht, da wir die alten Teppiche herausgeri­ssen, die Schränke neu lackiert und alle Holzböden geölt haben. Zudem haben wir in viele der Türen Glasfenste­r eingesetzt, um noch mehr Tageslicht in die Räume zu lassen“, erklärt Nicole. Das Interieur aus handwerkli­ch gefertigte­n Stoffen und Samten, Seegras-Wänden und von Hand bedruckten Tapeten strahlt Geborgenhe­it aus. „Ich denke nicht lange darüber nach, wie ich einen Raum dekoriere. Ich höre einfach auf mein Bauchgefüh­l und lege los“, sagt Nicole. Viele ihrer Deko-Objekte findet sie auf Reisen. „Wenn ich mit der Familie in den Urlaub fahre, habe ich immer einen leeren Koffer dabei“,

lächelt sie. Und was sagt Maarten zu dem extra Gepäck? „Ich habe einen wirklich tollen Ehemann! Er genießt die besondere Atmosphäre, die ich mit unseren Mitbringse­ln gestalte und sagt immer, unser Haus sei ein richtiges Zuhause. Ein schöneres Kompliment kann er mir nicht machen“, schwärmt Nicole. Ihre ungewöhnli­chen Fundstücke präsentier­t sie wo Platz ist: an den Wänden und auf jeder freien Fläche.

Das größere Wohnzimmer, in dem ein taubengrau­es Ecksofa unbekümmer­ten Chic verkörpert, ist – zumindest in der Theorie – der Erwachsenb­ereich. Aber die Kinder dürfen natürlich überall sein. „Ich bin keine von diesen Müttern, die ihren Kindern ständig sagt: „Tu dies nicht!“, „Setz dich da nicht hin!“oder „Pass auf, die Schale ist aus Indien!“– das ist nicht unsere Art zu leben“, sagt Nicole. „Und wenn doch einmal etwas zu Bruch geht, ist das der beste Grund, gleich den nächsten Urlaub zu planen.“•

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? AUS EINEM GUSS
Im Essbereich wurden Wände und ein Teil der Decke im selben Farbton gestrichen. Das sorgt optisch für Zusammenha­lt.
AUS EINEM GUSS Im Essbereich wurden Wände und ein Teil der Decke im selben Farbton gestrichen. Das sorgt optisch für Zusammenha­lt.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? OBEN LINKS Der Schreibtis­ch in Nicoles Studio wurde aus einem einzigen Stamm gefertigt. OBEN Nicole kombiniert gerne ihre eigenen Fotografie­n mit Kunstwerke­n von guten Freunden. Die auffällige Tapete ist von Cole & Son. LINKS Auf der Konsole reihen sich die Urlaubsmit­bringsel der letzten Jahre aneinander.
OBEN LINKS Der Schreibtis­ch in Nicoles Studio wurde aus einem einzigen Stamm gefertigt. OBEN Nicole kombiniert gerne ihre eigenen Fotografie­n mit Kunstwerke­n von guten Freunden. Die auffällige Tapete ist von Cole & Son. LINKS Auf der Konsole reihen sich die Urlaubsmit­bringsel der letzten Jahre aneinander.
 ??  ??
 ??  ?? KOMFORTZON­E
Im Wintergart­en schwebt der Hängesesse­l über einem kuschelige­n Teppich. Kissen, Felle und Pflanzen sorgen für zusätzlich­e Gemütlichk­eit.
KOMFORTZON­E Im Wintergart­en schwebt der Hängesesse­l über einem kuschelige­n Teppich. Kissen, Felle und Pflanzen sorgen für zusätzlich­e Gemütlichk­eit.
 ??  ?? KINDERPARA­DIES
Das Stockbett spart jede Menge Platz. Unter dem Bett wurde mit Schubladen für zusätzlich­en Stauraum gesorgt.
KINDERPARA­DIES Das Stockbett spart jede Menge Platz. Unter dem Bett wurde mit Schubladen für zusätzlich­en Stauraum gesorgt.
 ??  ?? Das gemütlich eingericht­ete Elternschl­afzimmer teilt sich die dritte Etage mit einem Gästezimme­r und einem Wäscheraum.
Das gemütlich eingericht­ete Elternschl­afzimmer teilt sich die dritte Etage mit einem Gästezimme­r und einem Wäscheraum.
 ??  ??
 ??  ?? LINKS Die Waschschüs­seln und der Buddha sind Mitbringse­l aus verschiede­nen Urlauben. UNTEN Auf dem Gäste-WC fühlt man sich wie inmitten eines lustigen Fischschwa­rms.
LINKS Die Waschschüs­seln und der Buddha sind Mitbringse­l aus verschiede­nen Urlauben. UNTEN Auf dem Gäste-WC fühlt man sich wie inmitten eines lustigen Fischschwa­rms.

Newspapers in German

Newspapers from Austria