David Austins privater Rosengarten
Besucher aus aller Welt pilgern Jahr für Jahr zur Keimzelle Englischer Rosen in die Gärtnerei „David Austin Roses“nach Shropshire. Ihr Gründer lebt und gärtnert nebenan.
Optisch von gestern – so wirkte „Constance Spry“schon zu ihrer Markteinführung im Jahr 1961. Was wenig schmeichelhaft klingt, ist tatsächlich ein Kompliment, denn David Austin hatte beim Züchten seiner ersten sogenannten Englischen Rose genau das im Kopf: den nostalgischen Charme Alter Rosen wieder in die Gärten zu bringen. Schon in den 1940erjahren hatte er von einer neuen Rosengruppe geträumt, die Schönheit und Duft Alter Rosen mit den praktischen Vorteilen Moderner Rosen vereinen würde. Jene erste, nach einer Floristin benannte Sorte begründete die Erfolgsgeschichte seiner Gärtnerei. Dass Englische Rosen eigentlich „David-austin-rosen“heißen müssten, sei hier nur nebenbei bemerkt. Sein
Vater, von Beruf Landwirt, hatte die Züchtungsversuche seines Sohnes belächelt, nicht ahnend, dass der Junior den Namen „Austin“eines Tages zum weltweiten Synonym für nostalgische Rosen machen würde. Mittlerweile hat David Austin den Betrieb längst an seinen eigenen Sohn, der ebenfalls David heißt, übergeben. Sein Haus und der Privatgarten liegen aber direkt neben der Rosengärtnerei und so bleibt der 92-Jährige immer noch bestens über die Geschehnisse informiert.
Im Ruhestand ist ein passionierter Rosenzüchter und Pflanzenkenner wie David Austin ohnehin auch im fortgeschrittenen Alter nicht. Nach dem Rückzug aus der Gärtnerei konnte er sich seinem Privatgarten widmen und ihn zu einem Schmuckstück entwickeln.
Ein wenig wild wirkte alles vorher, wie David Austin erzählt: „Meine Frau Pat hat sich immer um unseren Privatgarten gekümmert. Erst nach ihrem Tod habe ich ihn zu meiner Aufgabe gemacht.“Pat war Künstlerin, gärtnerte gerne unkonventionell, und David war als liebevoller Ehemann klug genug, sie gewähren zu lassen: „Sie mochte es einfach sehr, wenn es etwas wilder aussah. Insgeheim habe ich mir natürlich oft gedacht, dass unser Garten ein wenig chaotisch wirkt.“Abgesehen von strukturierenden Elementen wie Wasserbecken und Hecken hielt sich David aus der Gestaltung heraus, und so stand der Privatgarten über viele Jahre in erfrischendem Kontrast zu den geordneten Beeten in den Schaugärten der benachbarten Gärtnerei. Bei der Neuanlage vor neun Jahren holte sich Austin einen Mitarbeiter aus
dem Betrieb an die Seite: Carl Bennett leitet in der Gärtnerei nicht nur die Rosenzüchtung, sondern versteht viel von Gestaltung. Seine Unterstützung konnte Austin gut gebrauchen, denn der Garten wurde völlig umgekrempelt.
Bleiben durften Wasserbecken und Hecken. Mithilfe der Gartenschere bekam die Hainbuchenhecke eine neue, ungewöhnliche Form: Die unteren Verzweigungen ließ Austin abschneiden, sodass man heute durch die Hecke zu einem lang gestreckten Wasserbecken blicken kann. Zwischen Wasseroberfläche und den skurril geformten „Beinen“der Hainbuchen sorgen neu gepflanzte Eiben-zylinder für Struktur. Wie seine Frau Pat ist David Austin ein Künstler, allerdings formt er Skulpturen nicht aus Stein, sondern aus Pflanzen.
Das Herzstück des Gartens, die Rosenbeete, bepflanzte David 2015. Die Auswahl der Sorten dürfte ihm schwer gefallen sein – glaubt man. Tatsächlich ging er ganz pragmatisch und betriebswirtschaftlich vor: „Ich habe Rosen verwendet, die in der Gärtnerei überschüssig waren. Zum Beispiel „Desdemona“, „The Pet’s Wife“oder „Buttercup“. Ich habe da keine Favoriten.“Vielleicht wäre es auch zu viel verlangt, vom Schöpfer so zahlloser Sorten zu erwarten, dass er sich für einige wenige entscheidet. Dafür wählte er die Pflanzen für die Beete rund um den formalen Teich sorgfältig aus: kompakte Stauden mit kontrastreichen Blütenfarben wie der lila Steppen-salbei „Caradonna“, die gelbe Schafgarbe „Moonshine“oder der Nelkenwurz „Totally Tangerine“in Orange. Auch für seine Rosen wählte er Begleiter wie die blau blühende Katzenminze „Six Hills Giant“gezielt aus. Eine Quelle für gute Stauden hat Austin übrigens auch in der Familie: Seine Tochter Claire führt eine Staudengärtnerei.