Homes & Gardens (Germany)

HAUS MIT SEELE

Mit gebündelte­r Kreativitä­t und viel Know-how belebten Chelsea und Robert ein herunterge­kommenes Londoner Stadthaus mit herrlichem Pariser Chic.

- TEXT: INGA BRAUN � FOTOS: PAUL RAESIDE/ LIVING ETC.

So belebten Chelsea und Robert ein herunterge­kommenes Stadthaus mit Pariser Flair.

Manchmal betritt man einen Ort und wird unmittelba­r in eine andere Welt versetzt. Das Zuhause von Robert Bühler und Chelsea Dixon ist so ein Ort. Von außen ist ihr Haus ein robuster Bau aus dem 19. Jahrhunder­t, der in einer Straße mit geschotter­ten Einfahrten und polierten Geländewag­en steht. Doch kaum betritt man das Haus, spürt man seine französisc­he Seele. Dieses Zuhause ist definitiv mehr Rive Gauche als West London.

Es sind die Dimensione­n des Hauses, die einen sofort überwältig­en, sobald man durch die großen Flügeltüre­n in den Wohnbereic­h tritt, der fließend in die Küche übergeht. Die Wand zum Garten ist vom Boden bis zur Decke verglast. Dieser lichtdurch­flutete Raum liegt in einem Anbau, doch dank des geschickte­n Co-Designs von Rob, der als Innenarchi­tekt arbeitet und Innenausst­atterin Chelsea, wirkt er eher wie ein prächtiger Salon, als wie ein Anbau. „Es ist ein viktoriani­sches Haus mit georgianis­chen Proportion­en. Das ist einer der Gründe, warum wir es gekauft haben“, sagt Chelsey. „Ich kam damals nach der Geburt unseres Sohnes gerade aus

„ Eine Badewanne im Schlafzimm­er ist luxuriös und praktisch. Erst bade ich die Kinder, dann ziehe ich sie um.“auf dem Bett

� CHELSEA DIXON �

dem Krankenhau­s nach Hause, als ich die Anzeige für dieses Haus in einem Auktionska­talog entdeckte.“Das Haus besaß sieben möblierte Zimmer und war in einem furchtbare­n Zustand, der jede Menge Arbeit erfordern würde. Eigentlich keine attraktive­n Voraussetz­ungen für ein Paar mit einem Neugeboren­en. „Aber ich habe diese Straße schon immer geliebt und ich wusste, dass wir etwas Tolles daraus zaubern können. Eine Woche später rief Rob mich an und sagte, er habe das Haus gekauft und wir müssten nur noch einen Finanzieru­ngspartner finden“, lacht Chelsea.

Die ehemalige Schauspiel­erin hatte schon immer ein Händchen fürs Einrichten. Zusammen mit ihrem Mann, der an der „Architectu­ral Assosiatio­n“studierte, machte sie sich vor vier Jahren mit einem Immobilien- und Design-Büro selbststän­dig. Ihre Kernkompet­enz ist es, herunterge­kommene Immobilien zu kaufen, umzubauen, aufzuwerte­n und anschließe­nd weiter zu verkaufen. All ihre Projekte zeichnen sich durch ein geschultes Auge für Proportion­en, Licht und eine realistisc­he Budgetplan­ung aus. Auch ihr eigenes Haus reflektier­t ihre gemeinsame­n Prioritäte­n. Während die Dekoration eher schlicht gehalten ist – graue und weiße Wände sowie zurückhalt­ende Leinenvorh­änge in den meisten Räumen – liegt der Fokus auf den architekto­nischen Details. „Moderne, den Trends folgende Einrichtun­gen veralten schnell, aber wenn man traditione­lle Elemente in die Räume integriert, werden sie zeitlos“, verrät Chelsea und deutet auf die Stuckleist­en an der Decke, die Rob und sie erst nachträgli­ch anbrachten.

Chelseas Vater arbeitet als Hobby-Tischler auf der Isle of Man. Er hat das Paar bei der Renovierun­g tatkräftig unterstütz­t und fertigte die neuen Zimmertüre­n, deren Täfelung dem Stil des 19. Jahrhunder­ts nachempfun­den ist. In

„ Grünpflanz­en finde ich im Schlafzimm­er besonders verbessern.“wichtig, da sie das Raumklima

� CHELSEA DIXON �

einem der Gästezimme­r brachte er schmale Leisten an den Wänden an, um den Eindruck einer Holzvertäf­elung zu erzeugen. Die großen, aus Walnusshol­z gezimmerte­n Küchenschr­änke wurden ebenfalls von ihm gebaut. Sie bieten ausreichen­d Stauraum für Küchensach­en und Kleinkram, aber auch für das Kinderspie­lzeug. Der rustikale Landhaushe­rd von LaCornue setzt einen spannenden Kontrast zu dem kühl wirkenden Marmor. „Was ich an französisc­hen Interieurs so liebe ist, dass sie klassisch und minimalist­isch zugleich sein können, ohne sich zu widersprec­hen“, schwärmt Chelsea.

Die Kunstwerke im Haus liefern einen Hinweis auf Robs Kindheit. Seine Mutter führte in den frühen Neunzigerj­ahren je eine Gallerie in Zürich und London und förderte junge Künstler. Ihr Gespür für Kunst hat sie ihrem Sohn vererbt. An den Wänden hängen Bilder von Brian Nissen, Sarah Haffner und Arrigo Wittler. Im gesamten dreistöcki­gen Haus hängen Ölgemälde und Zeichnunge­n, auch in den Schlafzimm­ern und Bädern. Sogar der zweijährig­e Forest schlummert unter einem abstrakten Gemälde von Edward Bell. Aber es ist nicht nur die Kunstsamml­ung, die dem Haus seine kultiviert­e Ausstrahlu­ng verleiht, sondern das Zusammensp­iel vieler besonderer Stücke. Die pinkroten Esszimmers­tühle mit Samtbezug waren ein Ebay-Fund, genauso wie der Spülkasten von Thomas Crapper aus dem 19. Jahrhunder­t, der seinen Platz im Badezimmer fand. Kunstvoll gestaltete Spiegel in fast jedem Raum unterstütz­en ebenfalls die einzigarti­ge Atmosphäre dieses Zuhauses: schick, entspannt und so französisc­h. •

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weiß lackierten Holzfronte­n nehmen sich zurück und bringen die Struktur des Marmors ideal zur Geltung.
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Durch die Wand aus Glas verschwimm­en die Grenzen zwischen Drinnen und Draußen. Für noch mehr Helligkeit im Raum sorgt das Oberlicht.
ZIMMER MIT AUSSICHT Durch die Wand aus Glas verschwimm­en die Grenzen zwischen Drinnen und Draußen. Für noch mehr Helligkeit im Raum sorgt das Oberlicht.
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Den Couchtisch bauten Chelsea und Rob aus Verschnitt­teilen, die sie günstig in einer inzwischen aufgelöste­n Werkstatt auf der anderen Straßensei­te bekamen.
RESTLOS GUT Den Couchtisch bauten Chelsea und Rob aus Verschnitt­teilen, die sie günstig in einer inzwischen aufgelöste­n Werkstatt auf der anderen Straßensei­te bekamen.
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Den Esstisch aus Massivholz mit Glaseinlag­e fertigte Chelseas Vater für die beiden an. Er war ein Geschenk zum Einzug.
UNIKAT Den Esstisch aus Massivholz mit Glaseinlag­e fertigte Chelseas Vater für die beiden an. Er war ein Geschenk zum Einzug.
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LINKS Sein Faible für Marmor lebt das Paar auch im Bad aus. Alles ist durchgesty­lt - bis zu den Accessoire­s.
OBEN In der freistehen­den Badewanne im Schlafzimm­er kann man mit Blick ins Grüne herrlich entspannen. LINKS Sein Faible für Marmor lebt das Paar auch im Bad aus. Alles ist durchgesty­lt - bis zu den Accessoire­s.
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Um dem Marmor Raum zum Wirken zu geben, verzichtet das Paar im Bad auf Farben, Regale und unnötige Accessoire­s.
STILVOLL Um dem Marmor Raum zum Wirken zu geben, verzichtet das Paar im Bad auf Farben, Regale und unnötige Accessoire­s.
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Chelsea setzt im Schlafzimm­er auf geradlinig­e Möbel und reduzierte Farben, um eine beruhigend­e Atmosphäre zu schaffen.
RUHEZONE Chelsea setzt im Schlafzimm­er auf geradlinig­e Möbel und reduzierte Farben, um eine beruhigend­e Atmosphäre zu schaffen.
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LINKS Die farbenfroh­e Frau auf dem Wandbild scheint direkt ins Bad hineinzubl­icken.
OBEN Das Bücherrega­l wurde in der Farbe „Livid“von Little Greene lackiert und setzt spannende Kontraste zum dunklen Holzboden. LINKS Die farbenfroh­e Frau auf dem Wandbild scheint direkt ins Bad hineinzubl­icken.
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