ICH BIN

Heiterkeit des Herzens schließt wie der Frühling alle Blüten des Inneren auf.“Jean Paul

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Wenn ich morgens nach dem Duschen aus meiner Badewanne klettere, stütze ich mich ganz leicht am Waschbecke­n neben der Wanne ab. Es reicht schon der kleine Finger, damit ich mein Gleichgewi­cht halten kann, ich muss gar nicht meine gewaltige Masse dazu einsetzen. Dieses Bild mag in Ihrem Kopf jetzt ein wenig ungewöhnli­ch aussehen, und es soll jetzt auch kein Text über das Duschen werden. Aber ich finde, dass es ein ziemlich zutreffend­es Bild dafür ist, was Hoffnung und Zuspruch mit uns machen können: Wenn wir anfangen, zu zweifeln und Angst zu haben, wenn wir quasi ins Wanken kommen, reicht oft ein kleiner Zuspruch aus. Ein kleines Stück Hoffnung, das sich uns eröffnet, um im Gleichgewi­cht zu bleiben. Und es ist egal, woher diese Hoffnung kommt – ob es unser eigener kleiner Finger ist oder ob er uns von jemand anderem gereicht wird.

Allein dies zu wissen kann uns helfen, auch in schweren Zeiten die Hoffnung nicht zu verlieren. Klar, es ist leicht gesagt, in existenzie­llen Krisensitu­ationen zuversicht­lich zu bleiben. „ Alles wird gut! Gehe weiter deinen eigenen Weg! Du entscheide­st selbst, ob du glücklich bist!“– All diese Sätze sind nicht falsch, aber sie reichen nicht aus, wenn das Leben grad dabei ist, einen völlig aus der Bahn zu werfen. Wichtig ist, auch eine Krise erst einmal anzunehmen. Wenn ich nicht mehr hoffen kann, habe ich tatsächlic­h jede Zuversicht verloren. Zumindest für diesen Moment. Und genau diese Momente, die Erfahrunge­n, die wir in diesen Momenten machen, sind wichtige Augenblick­e in unserem Leben. Und sie werden noch wichtiger, wenn wir sie überwunden haben. Wenn wir zumindest das erste bisschen Hoffnung in uns tragen, wenn wir weit genug wieder zu uns gefunden haben, um Kraft für den weiteren Weg zu sammeln – egal, ob es der alte Weg oder ein ganz neuer ist.

Bei all den guten Vorsätzen, die wir für dieses Jahr gefasst haben, sollte einer also ganz weit oben stehen: „Ich lasse mir meine Zuversicht nicht nehmen!“Gerade in der gegenwärti­gen Situation, den Ängsten und Ungewisshe­iten, die damit verbunden sind, ist das wichtig. Und es ist möglich. Also machen Sie sich und anderen Mut, lassen Sie uns gemeinsam hoffen. Fangen wir ganz klein damit an, an etwas Schönes zu denken. Und wenn es unter der Dusche ist ... <

Herzlichst,

Uwe Funk, Chefredakt­eur

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