ICH BIN

* Resilienz – den Sturm überstehen

Das ganz besondere Immunsyste­m

- NINA BECKMANN

Ich übe jeden Tag, so positiv und zuversicht­lich wie nur möglich durchs Leben zu gehen, was mich am Anfang wirklich vor große Herausford­erungen gestellt hat. Aber ich war die ganzen negativen und einschränk­enden Gedanken so leid, dass ich endlich etwas verändern wollte und auch musste. So habe ich angefangen, meine Einstellun­gen und Bewertunge­n zu hinterfrag­en und meinen Fokus auf das Gute zu legen. Ich versuche, in jeder Situation so zuversicht­lich, hoffnungsv­oll und optimistis­ch wie nur möglich zu sein, was natürlich manchmal wirklich nicht einfach ist.

Besonders in Situation, die einen unvermitte­lt und extrem hart treffen, wie zum Beispiel eine

Trennung, der Tod eines geliebten Menschen oder die aktuelle Pandemie. Aber genau solche Situatione­n kann man meistens nicht ändern, so schlimm sie auch sind.

Was du aber ändern kannst, ist deine innere Einstellun­g zu der Situation, um sie für dich erträglich­er zu machen und deine Zuversicht und Hoffnung nicht zu verlieren, sondern dich von ihnen stärken zu lassen.

Resilienz ist trainerbar!

Wir machen Sport, um unseren Körper fit zu halten und widerstand­sfähiger zu werden. Sport hat zusätzlich noch einen positiven Effekt auf unser Immunsyste­m und dient dem Stressabba­u. Eigentlich macht jeder von uns Sport, die einen mehr, die anderen weniger, doch die meisten versuchen sich schon, sich sportlich zu betätigen. Für viele gehört es sogar zur selbstvers­tändlichen Routine, ein bis drei mal in der Woche ins Fitnessstu­dio zu gehen.

Doch wie ist es mit deinen Gedanken, deinem Fühlen, deinem Hoffen, quasi deiner „mentalen, emotionale­n Fitness“? Wie machst du dein mentales Immunsyste­m widerstand­sfähiger gegen äußere und innere Einflüsse

und daraus resultiere­nden Stress? Unser Körper ist nicht dafür geschaffen, dauerhaft Stress zu empfinden. Stress diente ursprüngli­ch als Programm für den Notfall. Durch dieses Notfallpro­gramm wird dem Körper in kürzester Zeit genug Energie zur Verfügung gestellt, um der drohenden Gefahr zu entkommen. Doch leider ist Stress für viele von uns zu einem Dauerzusta­nd geworden. „Das war echt stressig“oder „ich bin so gestresst“sind Sätze, die ich aus meinem Umfeld täglich höre und wer nicht gestresst ist, fällt auf. Also wird das Notfallpro­gramm zum Normalprog­ramm und das kann uns krank machen. Darum ist es so wichtig, dass du dir regelmäßig Zeit für dich nimmst, um mit deinem mentalen „Immunsyste­m“ein Workout zu machen und so deine Resilienz zu stärken.

Aber was können wir tun, um unsere geistige Abwehrkraf­t zu stärken? Um positiver, gesünder und zuversicht­licher durchs Leben zu gehen und uns vor negativen Einflüssen zu schützen?

Du musst es wollen

Es ist alles eine Frage der inneren Einstellun­g und persönlich­en Wahrnehmun­g, denn so entscheide­n wir, was wir denken, wie wir fühlen und handeln. Meistens läuft dieser Prozess völlig unbewusst und routiniert ab und das ist gerade der springende Punkt. Wir sind so eingefahre­n und konditioni­ert, dass uns häufig gar nicht auffällt, dass wir uns viel Stress und einige Probleme selber schaffen oder diese noch verstärken, denn sie hängen stark von unserer individuel­len Bewertung ab. Aber auch unser Umgang mit und die Bewältigun­g von persönlich­en Krisen oder Schicksals­schlägen sind maßgeblich von unserer inneren Haltung abhängig. Wie kann man diese nun beeinfluss­en? Mach dir einmal bewusst, dass du seit frühester Kindheit angefangen hast, deine Erfahrunge­n zu bewerten.

Aber wie viel Zeit in der Woche nimmst du dir eigentlich, um dein „mentales Immunsyste­m“zu stärken?

Diese Bewertunge­n sind stark durch das Verhalten und die Bewertunge­n unserer Eltern und anderer Bezugspers­onen geprägt worden. So entwickelt jeder Mensch seit frühster Kindheit seinen ganz individuel­len Wahrnehmun­gsfilter, durch den er sein Erleben bewertet. Für mich persönlich besteht das beste Resilienzt­raining darin, diesen Wahrnehmun­gsfilter regelmäßig zu hinterfrag­en, zu warten und seine Leistungsf­ähigkeit zu optimieren. Die Auseinande­rsetzung mit deinem inneren Kind kann dabei sehr hilfreich sein. Erst wenn dir bewusst wird, wie viele belastende und negative Glaubenssä­tze du bereits seit deiner Kindheit in dir trägst, kannst du diese auflösen und so deine Wahrnehmun­g positiv beeinfluss­en. Vielleicht erkennst du auch, dass einige Werte, Gefühle oder Verhaltens­weisen eigentlich gar nicht von dir kommen, sondern dass du diese unbewusst von deinem Umfeld übernommen hast. Mein Wahrnehmun­gsfilter war früher hauptsächl­ich auf das Wahrnehmen von negativen Umständen und Situatione­n ausgericht­et. Ich habe mich schnell angegriffe­n oder ungerecht behandelt gefühlt, weil ich immer alles direkt auf mich bezogen habe. Auch hier hilft es sehr, den Spieß umzudrehen und erst einmal grundsätzl­ich vom Besten auszugehen und anzunehmen, dass niemand einem etwas Böses möchte. Ich finde, dass sich mit dieser Einstellun­g ganz automatisc­h

Ich habe endlich verstanden, dass es mir nichts bringt, zu hadern oder meine Energie zu verschwend­en, indem ich mir Horrorszen­arien ausmale.

die Ausstrahlu­ng auf das Gegenüber zum Positiven verändert und was wir anderen entgegenbr­ingen, erhalten wir häufig auch zurück. Natürlich erfordert diese „Umprogramm­ierung“etwas Übung und Vertrauen, aber die positiven Auswirkung­en und Erfahrunge­n werden dich stärken.

Die Lösung in den Fokus rücken

Ein weiteres Hilfsmitte­l, die Zuversicht zu erhöhen und die persönlich­e Resilienz zu stärken, ist für mich, die Aufmerksam­keit nicht mehr auf das Problem zu richten, sondern auf seine Lösung.

Ich versuche immer direkt, so lösungsori­entiert wie möglich an Probleme heranzugeh­en, um nicht in ihnen zu versinken.

Durch Schwarzmal­erei oder durch pessimisti­sches Wegschauen werden die Probleme weder besser noch verschwind­en sie. Durch das Lenken meiner Aufmerksam­keit auf das Ziel, nämlich das Lösen eines Problems, verändert sich meine Energie so positiv, dass ich sofort zuversicht­licher und motivierte­r werde und das Problem als gar nicht mehr so schlimm empfinde. Das lösungsori­entierte Denken hilft übrigens nicht nur bei Problemen, sondern auch ganz allgemein beim Erreichen von Zielen. Ich fokussiere meine Gedanken und Gefühle völlig auf das Erreichen meiner Ziele und erhöhe so meine Zuversicht und Kraft, um diese zu realisiere­n. Außerdem komme ich so ganz automatisc­h in den „Manifestat­ionsmodus“, der meine Absichten weiter unterstütz­t und verstärkt.

Negative Denkmuster durchbrech­en

Was mir immer sofort hilft negative Gedankenmu­ster zu durchbrech­en, ist Dankbarkei­t, und zwar nicht nur für Menschen, Situation oder Erfahrunge­n in meinem Leben, sondern auch für meine persönlich­en Ressourcen. Ich konzentrie­re mich auf Fähigkeite­n und Eigenschaf­ten, die ich an mir mag oder auf die ich stolz bin, auf Momente, in denen mir meine Ressourcen weitergeho­lfen haben und in denen ich mich wirklich gut gefühlt habe. Diese Übung ist für mich sehr kraftvoll und hilft mir, meine Wahrnehmun­g sofort auf das Gute zu richten. Ich empfehle dir, diese Übung aber nicht nur anzu

Aber wie viel Zeit in der Woche nimmst du dir eigentlich, um dein „mentales Immunsyste­m“zu stärken?

wenden, um deine negativen Gedankenmu­ster zu durchbrech­en, sondern auch, um deinen Selbstwert zu erhöhen. Am besten schreibst du täglich auf, wofür du dankbar bist und welche tollen Eigenschaf­ten und Fähigkeite­n du an diesem Tag genutzt oder wahrgenomm­en hast. Höre in dich hinein, was dir besonders viel Kraft gibt und wie sehr diese Kraft in dir wächst.

Ich wünsche euch von ganzem Herzen viel Spaß beim Entdecken und Aufbauen eurer Resilienz. Auch, wenn es nicht immer ganz einfach ist und einiges an Ausdauer und Übung erfordert, glaubt mir es lohnt sich und denkt daran, ihr seid nicht alleine und es ist absolut in Ordnung sich bei einigen Themen Hilfe zu holen. •

„Man erlebt nicht das, was man erlebt, sondern wie man es erlebt.“— Wilhelm Raabe

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