* Mein Traum gibt mir Halt
Wie Träume mein Leben bereichern
Was ist das denn? ... frage ich lachend und nehme das hellblaue Sparschweinchen mit weißen Wolken aus dem Regal meines Mitbewohners. Auf dem Bauch des Porzellantiers steht in Großbuchstaben: „Traumerfüller“. Ganz schön viel Verantwortung für das kleine Schwein. Er erklärt mir, dass es ein Geschenk von seiner Mutter war und es seitdem bei ihm rumsteht. „Hm, für einen seiner großen Träume wird es vielleicht nicht gereicht haben“, denke ich. „ Aber vielleicht können wir uns damit ja den Traum einer Couch für unseren WG-Flur erfüllen, das wär doch immerhin etwas.“Wieder in meinem Zimmer, lässt mich das Thema noch nicht los. Träume? Sicher bin ich mir auf jeden Fall zu 100 Prozent, dass sie nicht nur mit finanziellen Mitteln verbunden sein müssen und man nicht für alle ein hellblaues Sparschwein gefüllt mit Kupfermünzen braucht (was ja dann meist im Endeffekt auch nicht ausreicht). Natürlich gibt es Träume in Form von unterschiedlichen Größendimensionen, aber für mich sind Jonglieren und Gitarre spielen lernen genauso Träume wie nächstes Semester meinen Bachelor erfolgreich abzuschließen oder später mal auf einem Hof mit vielen Menschen in einer Kommune in der Natur zu leben. Klingt alles überhaupt nicht miteinander vergleichbar, weil der Aufwand, der betrieben werden muss, um diese Träume wahr werden zu lassen, jeweils einen ganz anderen Energieaufwand erfordern.
Was sind Träume für uns
Träume sind für mich alles, was wir uns vornehmen, wünschen, was wir begehren und wollen oder aber was wir erreichen wollen. Sobald eine Vorstellung von mir in meinem Kopf aufploppt, wie ich etwas Neues lerne, mache ausprobiere, schaffe oder meistere, ist es eine Idee, die wir haben und umsetzen möchten. Dabei ist es egal, wie „wahrscheinlich“das Wahrwerden dieser Vision ist, darum geht es erst mal gar nicht. Sich immer darauf zu fokussieren, dass Träume immer nur in weiter Ferne liegen und eh nie in Erfüllung gehen, ist anstrengend und lenkt von den kleinen Meilensteinen ab, die man in täglichen Leben be
werkstelligt und erreicht. Den Begriff, also etwas zu öffnen, ist also zu Beginn erst mal eine ganz gute Idee. Wir neigen dazu, unsere Träume oft an unsere berufliche Karriere zu binden. Immer streben wir nach etwas Größerem, Besserem, Teurerem und kriegen täglich vermittelt, dass alle drei Eigenschaften miteinander zusammenhängen. Also bilden unsere Lebensträume es ebenso ab. Wenn wir also gefragt werden, was wir uns im Leben wünschen, kommt dann oft so etwas wie ein großes Haus mit Garten, Erfolg im Job oder ein anderer Job, den wir aber noch nicht haben. Oder aber eine Gehaltserhöhung.
Statt Träume sind das doch aber eher Ziele, die wir uns selber setzen, um uns im Alltag zu motivieren, mehr zu arbeiten oder mehr Geld zu verdienen. Diese treiben uns an und sind auch wichtig. Genauso wichtig sind allerdings die Träume, die uns ganz unabhängig davon im Kopf herumgeistern. Sie lassen sich auch durch Bestreben und Arbeit erreichen, allerdings entstehen sie oft aus einem ganz anderen Ansporn. Wenn ich also damals in der Schule (und auch noch jetzt) meine Eltern stolz machen wollte, setzte ich mir das Ziel, gute Leistungen zu erbringen. Oder aber ich setzte mir das Ziel mehr Geld bei meinem Job im Freizeitpark zu bekommen, indem ich früher kam und länger blieb. Wenn wir also mal brutal ehrlich sind, geht es viel darum, andere Menschen froh zu machen oder nach bestimmten gesellschaftlichen Standards zu leben, die wir sehen und schon lange so kennen. Und wie gesagt: Das ist okay! Aber nochmal zurück zu den Träumen: Sie können noch so utopisch sein, das ist egal. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Mir ist bloß dabei wichtig geworden, dass es keinen Stress gibt, sie zu erreichen. Ich kann etwas dafür tun, muss es aber auch nicht. Oft fühlt
es sich so an, als hätte das Leben schon einen Plan für einen ausgeklügelt und manchmal ist es sehr angenehm, sich einfach nach diesem Plan treiben zu lassen und den Moment zu genießen. Es liegt komplett in unserer Hand, ob wir unseren Träumen näher kommen und sie bald leben.
Wovon ich so träume
Ich habe davon geträumt, Journalistin zu sein. Inzwischen schreibe ich für mehrere Magazine. Natürlich gibt es sicherlich Steigerungen und ich könnte mehr Artikel schreiben, aber für jetzt bin ich völlig zufrieden. Was noch kommt, werde ich dann schon sehen. Ich habe davon geträumt, nach der
Manche Träume bleiben Träume. Das ist vollkommen in Ordnung.
Schule ein Jahr lang im Ausland zu arbeiten und zu reisen, und so ging es 2017 nach Australien. Ich habe davon geträumt, vegetarisch zu leben und mehr über das zu wissen, was ich jeden Tag esse und koche. An dem Traum bin ich immer noch dran. Aber jeden Tag ein Stück bewusster das Essen zubereiten und immer tollere fleischlose Rezepte auszuprobieren, sind schöne, durchaus erfüllende Momente für mich. Ein Traum von mir ist es momentan auch, endlich mein riesengroßes Puzzle von Hogwarts, dem Schloss aus Harry Potter, fertig zu puzzeln, was seit mehr als einem Monat meinen Boden blockiert. Um nicht ganz zu hart zu mir selbst zu sein: Es hat tausend Teile und ist sehr schwer. Außerdem träume ich davon, den Menschen um mich rum ein gutes Gefühl zu geben, wenn sie Zeit mit mir verbringen. Ich mag es, sie lachen zu sehen oder ih
nen dabei zuzuschauen, wie sie beim Erzählen eines Problems bereits die Lösung sehen, einfach weil sie es mal komplett aussprechen konnten. Ich träume davon, so akzeptiert zu werden, wie ich bin, auch wenn ich manchmal immer noch nicht weiß, wer ich eigentlich bin. Ich träume auch davon einen ganz besonderen Menschen in meinem Leben zu finden, mit dem ich auch ohne Worte kommunizieren kann. Außerdem träume ich davon, dass der Klimawandel sich endlich verlangsamt und meine Kinder und ihre Kinder diese Erde nicht im kompletten Chaos erleben. Ich träume auch davon, morgen Abend das Buch zu beenden, was ich momentan lese. Jetzt gerade träume ich glaube ich von einer Tafel Zartbitterschokolade. Der Traum geht wohl nicht mehr in Erfüllung – es ist 22 Uhr und die Läden haben zu. So viel zu „Lebe deinen Traum“, pff.
Müssen Träume wahr werden?
Spaß beiseite. Für Träume gibt es keine Grenzen, schließlich benutzen wir dasselbe Wort wie das für Fantasiegeschichten in unserem Kopf, wenn wir schlafen. Sie können komplett aus der Reihe tanzen und völlig überdimensioniert wirken oder aber auch nur einen ganz kleinen Schritt in unserem Leben darstellen. Sie können wahr werden oder auch nicht. Sie können gelebt werden oder auch nicht.
Nicht jeder Traum muss in Erfüllung gehen, damit er uns hilft, uns aufmuntert, uns Kraft gibt. Wahrscheinlich kommt es im Endeffekt darauf an, wie wichtig einem selbst der Traum ist und ob man es überhaupt in der Hand hat, ihn wahr werden zu lassen. Meine Mama zum Beispiel träumt davon, am Meer zu leben und eine kleine Töpferei zu haben, wenn sie alt ist. Bin sehr gespannt, ob das wahr wird Ich hoffe es, denn dann könnte ich sie dort immer besuchen. Meine Oma dagegen mochte mir nichts zu ihren Träumen erzählen. Sie hat, so sagt sie, immer im Moment gelebt und sich nur darum gesorgt, was heute und vielleicht noch morgen passiert. Ich mache mir da so meine Gedanken – wird man vielleicht zu melancholisch, wenn man im hohen Alter an Träume denkt, die man vor langer Zeit hatte? Träume, die sich vielleicht nie erfüllt haben? Oder vergisst man seine Träume, weil man sie nie irgendwo aufgeschrieben, sie kaum jemandem erzählt hatte? Das wäre schade ...
Träume können uns anspornen, sie können aber auch stressen und traurig machen, wenn man daran denkt, dass man sie gerade nicht so lebt, wie man es sich wirklich vorstellt. Umso wichtiger ist es, zu akzeptieren, dass es immer Sachen gibt, von denen wir träumen und die wir uns wünschen, dass aber manches eher Wirklichkeit wird als anderes. Ob mein Mitbewohner sich irgendwann einen seiner Träume mit seinem „Traumerfüllersparschwein“erfüllt? Wenn ich mich nicht irre, ist einer davon, Phil Collins zu treffen und ihn noch einmal live zu sehen. Vielleicht ist das Schweinchen irgendwann
voll genug. •