Der Bauer und sein Sohn Eine Zen-Geschichte
Der Bauer und sein Sohn besaßen ein Stück Land, das sie durch ihr Pferd pflügen ließen. So wurde ihnen einiges an Arbeit abgenommen und sie konnten ihre Kräfte für andere Dinge aufsparen. Eines Tages aber lief das Pferd davon und die Nachbarn bekundeten ihr Mitleid: „Wie schade, dass euch das Pferd davon gelaufen ist!“, hieß es. Der Bauer jedoch sagte nichts weiter: „So ist es eben.“
Er und sein Sohn pflügten fortan das Feld selbst. Einige Tage vergingen ohne eine Spur des Pferdes, doch eines Tages kam es wieder zurückgelaufen, wodurch ihnen die Arbeit wieder erleichtert wurde. Der Bauer war erleichtert, aber machte sich nicht weiter Gedanken darüber. Die Nachbarn aber hatten dies natürlich mitbekommen und bekundeten dem Bauern ihre Erleichterung: „Wie schön, dass das Pferd wieder da ist! Nun habt ihr wieder Hilfe! Was ein Glück!“Der Bauer aber reagierte kaum darauf: „So ist es wohl.“
Kurz darauf versuchte des Bauern Sohn sich daran, eines der wilden Pferde zu zähmen, die dann und wann über das Land kamen. Bei dem Versuch dabei brach er sich allerdings ein Bein und konnte nicht mehr bei den täglichen Arbeiten helfen. Wieder kamen die Nachbarn, die davon gehört hatten, und taten ihr Mitleid kund: „Welch eine Schande, dass dein Sohn sich das Bein gebrochen hat! Ein wahrhaftiges Unglück ist das!“Der Bauer blieb gewohnt ruhig: „Es ist wie es ist.“Mehr sagte er dazu nicht.
Wenig später wurden vom Herrn des Landes junge Männer eingezogen, um diese in die Schlacht zu schicken. Der Sohn des Bauern blieb aufgrund seines gebrochenen Beines verschont. Abermals kamen die Nachbarn zum Bauern: „Hast du ein Glück, dass man deinen Sohn nicht eingezogen hat! Er kann bei dir in Sicherheit bleiben!“Auch hier reagierte der Bauer ruhig: „Scheinbar ist es so.“
Aus dem Verhalten des Bauern in dieser oft erzählten Zen-Geschichte kannst du lernen, dass es dir nichts bringt, eine Situation vorschnell zu bewerten oder dir zu viele Gedanken darüber zu machen. Der Bauer hat jede Situation hingenommen, wie sie war, ohne über sie zu urteilen – er war gelassen und hat in das Leben vertraut; darauf, dass alles gut wird und kommt, wie es kommen soll.