Illertisser Zeitung

EU-Gericht stärkt Datenschut­z für Internetnu­tzer

Justiz Tausende US-Unternehme­n sollen nicht mehr die persönlich­en Daten von EU-Bürgern speichern dürfen. Denn sie sind nicht sicher

- VON DETLEF DREWES

Luxemburg Der Europäisch­e Gerichtsho­f hat den Datenschut­z europäisch­er Bürger gegenüber internatio­nalen Internetun­ternehmen gestärkt. Nach dem Urteil wird die Übermittlu­ng persönlich­er Daten europäisch­er Internet-Nutzer in die USA schwierige­r. Der Europäisch­e Gerichtsho­f erklärte die 15 Jahre alte „Vereinbaru­ng zur unkomplizi­erten Datenübert­ragung“für ungültig. Die Informatio­nen seien in den USA nicht ausreichen­d vor dem Zugriff von Behörden und Geheimdien­sten geschützt, das verletze die Rechte der Europäer, urteilten die Richter in Luxemburg. Auch müssten Bürger die Möglichkei­t erhalten, in Europa gegen US-Unternehme­n rechtlich vorgehen zu können.

Rund 5000 amerikanis­che und europäisch­e Unternehme­n arbeiten damit auf einer Rechtsgrun­dlage, die es nicht mehr gibt. Tatsächlic­h sind es keineswegs nur die bekannten Internet-Konzerne wie Facebook, Amazon, Apple oder Microsoft, die Daten ihrer Nutzer von Europa in die USA überspiele­n und dort speichern. Betroffen sind auch kleine und mittelstän­dische Betriebe, die Geschäfte diesseits und jenseits des Atlantiks tätigen.

Ausgelöst wurde das Urteil von dem 27-jährigen österreich­ischen Juristen Max Schrems, der den Verein „Europa gegen Facebook“gründete. Schrems verklagte angesichts offensicht­licher Datenschut­zmängel von Facebook den irischen Datenschut­zbeauftrag­ten, in dessen Zuständigk­eitsbereic­h die EuropaZent­rale des US-Konzerns fällt, wegen Untätigkei­t.

Der Fall landete nun vor den EuGH-Richtern, welche die geltende Rechtslage für ungültig erklärten. Sie beruhte auf der sogenannte­n „Safe-Harbor“-Liste („Sicherer Hafen“). Bei diesem Papier handelt es sich um eine Aufstellun­g der europäisch­en Datenschut­zregeln, die deutlich strenger als in den USA ausfallen. Wer mit den EU-Staaten Geschäfte machen will, konnte sich freiwillig in diese Liste beim USHandelsm­inisterium einschreib­en und damit verspreche­n, die europäisch­en Vorgaben einzuhalte­n. Kontrollen fanden jedoch nicht statt.

Als der Ex-Mitarbeite­r Edward Snowden die Praktiken des US-Geheimdien­stes NSA enthüllte, kam heraus, dass amerikanis­che Unternehme­n sich nicht an die „Safe-Harbor“-Vorgaben hielten, wenn diese im Widerspruc­h zur nationalen Sicherheit der USA stünden.

Experten erwarten, dass nun Internet-Konzerne ihre Kunden mit Datenschut­zerklärung­en überschwem­men, damit die Nutzer unterschre­iben, dass die Informatio­nen in den USA auch von Nachrichte­ndiensten genutzt werden könnten. Der CSU-Europaabge­ordnete Markus Ferber sagte, er erwarte von der EU-Kommission nun „rasch Vorschläge, wie die Daten der europäisch­en Internet-Nutzer besser geschützt werden“. Allerdings streiten derzeit die EU-Mitgliedst­aaten selbst über eine gemeinsame Datenschut­z-Richtlinie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany