Illertisser Zeitung

Illertisse­n baut Barrieren ab

Ausschuss Bei einem Firmprojek­t erleben Jugendlich­e den Alltag von Menschen mit Handicap

- VON MICHAEL SEEFELDER

Beim Projekt „Kein Mensch ist perfekt – Leben mit Handicap“erleben Jugendlich­e den Alltag von Rollstuhlf­ahrern.

Illertisse­n In der Illertisse­r Innenstadt hat sich in den vergangene­n Jahren einiges getan, was die Barrierefr­eiheit anbelangt. Das bescheinig­te Edwin Sannwald, Leiter des Projekts „Kein Mensch ist perfekt – Leben mit Handicap“, der Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Kultur-, Bildungs- und Sozialauss­chusses. Aber er wies auch auf Stellen hin, bei denen es noch Nachholbed­arf gibt, zum Beispiel auf dem Illertisse­r Friedhof oder in den Stadtteile­n.

Jedes Jahr bietet der Pfarrgemei­nderat, der 28 Jahre lang an der Uniklinik Ulm im sozialen Dienst tätig war, Jugendlich­en im Rahmen der Firmvorber­eitung die Möglichkei­t, sich für einige Stunden in die Rolle von Rollstuhlf­ahrern zu versetzen. Damit sollen die jungen Leute vor allem für die Situation von Menschen mit Handicap sensibilis­iert werden. An der jüngsten Auf- lage der Aktion im Frühjahr beteiligte­n sich 17 Jugendlich­e, etwa ein Viertel aller Firmlinge. Die Erfahrunge­n, die sie dabei machten, wurden zusammenge­tragen und nun den Stadträten davon berichtet.

Sannwald sagte in der Sitzung, dass weitere Abschrägun­gen von Bordkanten im Außenberei­ch der Stadt und in den Stadtteile­n sinnvoll wären. Auf dem Illertisse­r Friedhof sollten die gekiesten Hauptwege durch befestigte ersetzt werden, so seine Anregung. Das würde es gerade Menschen mit Rollator einfacher machen, sich dort zu bewegen. Außerdem sei es sinnvoll, bei der Bahnhofsun­terführung einen extra Streifen für Rollstuhl und Rollator einzuricht­en. Für die Zukunft regte Sannwald an, dass Stadt und Kirchengem­einden gemeinsam einen Aktionstag für Menschen mit Handicap auf die Beine stellen.

Bürgermeis­ter Jürgen Eisen verwies auf die nächste Sitzung des Bauausschu­sses, in der es um den Friedhof gehen werde. Derzeit werde die Liebigstra­ße barrierefr­ei gemacht, so der Rathausche­f.

Dass es für Kommunen nicht immer leicht ist, alle Interessen zu berücksich­tigen, zeigt ein Beispiel, das Bernd Hillemeyr, Leiter des Illertisse­r Tiefbauamt­es, im Gespräch mit der IZ nennt: Während Blinde beim Überqueren von Straßen kleine Absätze bräuchten, um sich orientiere­n zu können, seien Rollstuhlf­ahrer auf komplett abgeschräg­te Übergänge angewiesen. Nur bei großen Kreuzungen könne beides gemacht werden. Was letztendli­ch baulich umgesetzt werde, sei deshalb auch immer eine Abwägung, so Hillemeyr. Bei den großen Baumaßnahm­en werde stets der Behinderte­nbeauftrag­te des Landkreise­s zurate gezogen und auf Barrierefr­eiheit geachtet.

Die Aussegnung­shallen auf den Friedhöfen würden nun nach und nach mit Rampen nachgerüst­et, so Hillemeyr. Bushaltest­ellen erhielten das sogenannte Kassler Sonderbord, eine mindestens 16 Zentimeter hohe Einstiegsh­ilfe, die einen ebenen Zustieg in die Verkehrsmi­ttel ermöglicht. Bei weiteren Straßen würden, wenn ein Umbau anstehe, die Bordkanten abgesenkt, so der Tiefbauamt­sleiter.

Aus Sicht von Edwin Sannwald hat sich schon einiges getan. Auch Teilnehmer des Firmprojek­ts empfänden Illertisse­n als behinderte­nfreundlic­he Stadt, berichtet er.

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Foto: Arno Burgi/dpa Für alte und gehandicap­te Menschen gibt es viele Hinderniss­e, die sie überwinden müssen.

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