Illertissen baut Barrieren ab
Ausschuss Bei einem Firmprojekt erleben Jugendliche den Alltag von Menschen mit Handicap
Beim Projekt „Kein Mensch ist perfekt – Leben mit Handicap“erleben Jugendliche den Alltag von Rollstuhlfahrern.
Illertissen In der Illertisser Innenstadt hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan, was die Barrierefreiheit anbelangt. Das bescheinigte Edwin Sannwald, Leiter des Projekts „Kein Mensch ist perfekt – Leben mit Handicap“, der Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Kultur-, Bildungs- und Sozialausschusses. Aber er wies auch auf Stellen hin, bei denen es noch Nachholbedarf gibt, zum Beispiel auf dem Illertisser Friedhof oder in den Stadtteilen.
Jedes Jahr bietet der Pfarrgemeinderat, der 28 Jahre lang an der Uniklinik Ulm im sozialen Dienst tätig war, Jugendlichen im Rahmen der Firmvorbereitung die Möglichkeit, sich für einige Stunden in die Rolle von Rollstuhlfahrern zu versetzen. Damit sollen die jungen Leute vor allem für die Situation von Menschen mit Handicap sensibilisiert werden. An der jüngsten Auf- lage der Aktion im Frühjahr beteiligten sich 17 Jugendliche, etwa ein Viertel aller Firmlinge. Die Erfahrungen, die sie dabei machten, wurden zusammengetragen und nun den Stadträten davon berichtet.
Sannwald sagte in der Sitzung, dass weitere Abschrägungen von Bordkanten im Außenbereich der Stadt und in den Stadtteilen sinnvoll wären. Auf dem Illertisser Friedhof sollten die gekiesten Hauptwege durch befestigte ersetzt werden, so seine Anregung. Das würde es gerade Menschen mit Rollator einfacher machen, sich dort zu bewegen. Außerdem sei es sinnvoll, bei der Bahnhofsunterführung einen extra Streifen für Rollstuhl und Rollator einzurichten. Für die Zukunft regte Sannwald an, dass Stadt und Kirchengemeinden gemeinsam einen Aktionstag für Menschen mit Handicap auf die Beine stellen.
Bürgermeister Jürgen Eisen verwies auf die nächste Sitzung des Bauausschusses, in der es um den Friedhof gehen werde. Derzeit werde die Liebigstraße barrierefrei gemacht, so der Rathauschef.
Dass es für Kommunen nicht immer leicht ist, alle Interessen zu berücksichtigen, zeigt ein Beispiel, das Bernd Hillemeyr, Leiter des Illertisser Tiefbauamtes, im Gespräch mit der IZ nennt: Während Blinde beim Überqueren von Straßen kleine Absätze bräuchten, um sich orientieren zu können, seien Rollstuhlfahrer auf komplett abgeschrägte Übergänge angewiesen. Nur bei großen Kreuzungen könne beides gemacht werden. Was letztendlich baulich umgesetzt werde, sei deshalb auch immer eine Abwägung, so Hillemeyr. Bei den großen Baumaßnahmen werde stets der Behindertenbeauftragte des Landkreises zurate gezogen und auf Barrierefreiheit geachtet.
Die Aussegnungshallen auf den Friedhöfen würden nun nach und nach mit Rampen nachgerüstet, so Hillemeyr. Bushaltestellen erhielten das sogenannte Kassler Sonderbord, eine mindestens 16 Zentimeter hohe Einstiegshilfe, die einen ebenen Zustieg in die Verkehrsmittel ermöglicht. Bei weiteren Straßen würden, wenn ein Umbau anstehe, die Bordkanten abgesenkt, so der Tiefbauamtsleiter.
Aus Sicht von Edwin Sannwald hat sich schon einiges getan. Auch Teilnehmer des Firmprojekts empfänden Illertissen als behindertenfreundliche Stadt, berichtet er.