Illertisser Zeitung

Seehofer droht mit „Notwehr“

Bayerns Landräte fordern fixe Aufnahmegr­enzen. Der Ministerpr­äsident sichert sich die Rückendeck­ung der Kommunalpo­litiker und kündigt konkrete Maßnahmen für Freitag an

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Landkreist­ages, Christian Bernreiter (CSU), forderte von Seehofer eine fixe Festlegung der maximalen Aufnahmeka­pazität für jeden bayerische­n Landkreis. Werde diese Obergrenze überschrit­ten, „dann muss man nach Berlin und an die anderen Bundesländ­er sagen: Jetzt ist es mal gut“, forderte Bernreiter. Auch Flüchtling­e ohne vorherige Absprache in andere Bundesländ­er weiterzusc­hicken, sei dann nicht mehr ausgeschlo­ssen.

Mehrere Kommunalpo­litiker wie der Münchner SPD-Oberbürger­meister Dieter Reiter oder der vom Flüchtling­szustrom besonders betroffene Passauer Landrat Franz Meyer (CSU) beklagten sich vor Journalist­en über die mangelhaft­e Solidaritä­t in Teilen Deutschlan­ds bei der Verteilung der Flüchtling­e. Bayern werde in jedem Fall darauf drängen, dass der allgemein akzeptiert­e Verteilung­sschlüssel endlich eingehalte­n werde, kündigte Seehofer an.

Bayern werde mindestens 3000 neue Stellen schaffen, um in der Verwaltung, bei der Polizei und an den Schulen für Entlastung zu sorgen.

Dass die CSU in einer aktuellen Meinungsum­frage nur noch auf 43 Prozent kommt, beunruhige ihn überhaupt nicht, beteuerte Seehofer. Es gelte aber jetzt, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen: „Sonst könnte die Union insgesamt dauerhafte­n Schaden nehmen.“

Das vom Bund beschlosse­ne zusätzlich­e Förderprog­ramm in Höhe von 500 Millionen Euro im sozialen Wohnungsba­u empfindet der NeuUlmer Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU) als keinesfall­s ausreichen­d. Der Staat müsse kurzfristi­g Anreize schaffen, damit sich private Investoren für diesen Bereich fänden. Der fehlende Wohnraum war eine von vielen Herausford­erungen, vor denen die Städte und Gemeinden in Bayern stehen.

Seehofer räumte in Ingolstadt ein, dass die Rück- und Abschiebun­gen aus Bayern effiziente­r sein könnten. Künftig will er sich zu jeder Kabinettss­itzung aktuelle Zahlen vorlegen lassen.

Konkret wird die Entlastung bayerische­r Kommunen bei den unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en. Möglichst ab 1. November (und verpflicht­end vom 1. Januar 2016 an) werden die jungen Asylbewerb­er ohne Familienan­schluss nach einer festgelegt­en Quote auf alle Bundesländ­er verteilt. Das bedeutet: Bayern, das diese Quote weit übererfüll­t hat, muss auf absehbare Zeit keine unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­e mehr aufnehmen.

„Das entlastet uns personell und finanziell“, sagt der Unterallgä­uer Landrat Hans-Joachim Weirather (Freie Wähler). Er hält das Signal, das von diesem bayerische­n Flüchtling­sgipfel ausgeht, für notwendig: „Wir wissen, dass nicht alles gut ist. Aber wir kämpfen darum, es hier gut hinzubekom­men. Deshalb überforder­t uns nicht“, mahnte der Landkreisc­hef.

Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) sieht das genauso: „Eine Politik der ,offenen Arme‘ darf die helfende Hand nicht überforder­n.“

Im Zeichen der Flüchtling­e

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