Wie Zellen Krebs reparieren
Chemie-Nobelpreise für Erbgut-Forschung
Der Nobelpreis für Chemie geht 2015 zu gleichen Teilen an die Erbgut-Forscher Paul Modrich aus den USA, 69, Tomas Lindahl aus Schweden, 77, und an den USTürken Aziz Sancar, 69. Der Preis mit einer Dotierung von umgerechnet rund 850 000 Euro werde vergeben für die „mechanistische Untersuchung der DNA-Reparatur“, teilte die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm gestern mit.
Modrich, Sancar und Lindahl hätten „auf molekularer Ebene entschlüsselt, wie Zellen beschädigte DNA reparieren und die genetischen Informationen erhalten können“, heißt es in der Begründung. Ihre Arbeit habe „grundlegendes Wissen über das Funktionieren lebender Zellen“geliefert und sei beispielsweise nützlich für die Entwicklung neuer Krebstherapien.
Desoxyribonukleinsäure (DNA) ist bei Lebewesen der Träger des Erbguts. Wenn Zellen sich teilen, versuchen Moleküle, das Erbgut perfekt nachzubilden. Doch dabei kann es passieren, dass die Tochterzellen absterben oder Fehlfunktionen aufweisen. Außerdem kann DNA durch starke Sonneneinstrahlung oder andere Faktoren beschädigt werden. Bestimmte Proteine überwachen diesen Vorgang. Sie können den DNA-Code korrigieren und Schäden reparieren.
Die drei Forscher wurden nun dafür ausgezeichnet, diese Prozesse entschlüsselt zu haben. Die Grundlage legte Anfang der 70er-Jahre Tomas Lindahl, der die sogenannten Reparaturenzyme identifizierte. Weil Erbgut von Lebewesen aus verschiedenen Gründen immer wieder beschädigt wird, war Lindahl davon ausgegangen, dass DNA-Zellen ein Reparatursystem haben müssen. Andernfalls könnte das Leben auf der Erde nicht weitergehen.
Aziz Sancar entdeckte Mechanismen, die Zellen anwenden, um Schäden durch UV-Strahlung zu reparieren. Menschen, bei denen dieser Mechanismus nicht funktioniert, können bei starker Sonneneinstrahlung Hautkrebs entwickeln. Paul Modrich wiederum zeigte, wie Zellen Schäden korrigieren, die bei der Nachbildung der DNA während der Zellteilung entstehen. Funktioniert dies nicht, kann dies zu verschiedenen Formen von vererbbarem Darmkrebs führen.