Illertisser Zeitung

Dschawad verkauft Eis in Kabul

Der Zehnjährig­e muss schon arbeiten. Warum? Das erfährst du hier

- VON CAN MEREY

Für viele Kinder in Kabul ist ein Eis etwas Besonderes. Kabul ist die Hauptstadt Afghanista­ns. Das ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es liegt auf dem Kontinent Asien. In Afghanista­n herrscht außerdem Krieg. Dschawad ist zehn Jahre alt und Eisverkäuf­er in Kabul. Er und sein Bruder Bachtiar müssen ihre ganze Familie ernähren. Bachtiar ist 16 Jahre alt und auch Eisverkäuf­er. Die Familie ist sehr arm. Dschawad hat in seinem ganzen Leben erst ein einziges Eis gegessen.

Dschawad schiebt einen roten Wagen auf drei Rädern durch Kabul. In dem Behälter auf den Rädern ist es kalt. Damit das Eis nicht schmilzt – in Kabul kann es sehr heiß werden. In Kabul gibt es viele solcher Wagen. Kaum ein Auto hält an, um Eis zu kaufen.

Drei Euro sind auch in dem Land sehr wenig

Irgendwann stoppt ein Geländewag­en. Die Männer darin winken Dschawad zu sich und bestellen vier Eis. Dafür bezahlen sie 160 Afghani – das ist die Währung in Afghanista­n. Umgerechne­t sind das 2,50 Euro. Davon darf Dschawad nur 25 Cent behalten. Den Rest bekommt die Firma, der der EisWagen gehört.

Sein Bruder Bachtiar sagt: Er und Dschawad hätten in den letzten beiden Tagen zusammen umgerechne­t knapp drei Euro verdient. Das ist auch in Afghanista­n sehr wenig Geld. Gerade, wenn man eine Familie mit sieben Leuten ernähren muss.

Dschawad ist noch nie zur Schule gegangen. „Weil ich kein Geld habe, deshalb“, sagt er. Sein Vater könne nicht arbeiten. „Mein Vater ist alt. Ich weiß nicht genau, wie alt er ist. Nur, dass er sehr alt ist.“Eigentlich träumt Dschawad davon, Ingenieur zu werden. Den ganzen Tag verkauft er leckeres Eis, ohne selbst etwas davon zu bekommen. „Wenn wir Eis essen, müssen wir es bezahlen“, erklärt er. „Also können wir es uns nicht leisten, Eis zu essen.“

Ein Mal aber habe er ein Eis bekommen. Dschawad erinnert sich noch daran, wie gut es geschmeckt hat. Und er erinnert sich noch genau an den Geschmack: Es war ein OrangenEis.

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Foto: dpa Mit diesem Wagen zieht der zehnjährig­e Eisverkäuf­er Dschawad jeden Tag durch Kabul.

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