Illertisser Zeitung

Der Kobold im Rollo

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ch habe es an seinem Blick gesehen: Er hielt uns für verrückt – oder zumindest für völlig unbegabt. Kein Wunder: Der Techniker, den meine Kollegen und ich (alle mit der Weisheit am Ende) gerufen hatten, hatte nicht viel zu tun mit dem Problem namens Rollladen. Der Mann drückte einmal auf den Knopf der Fernbedien­ung – und schwupps fuhren die Lamellen wieder nach oben. Es wurde wieder Licht in meinem Büro.

Hell war es dort auch schon Tage zuvor gewesen – und zwar sehr hell. So hell, dass ich das Rollo herunterla­ssen musste, damit ich die Buchstaben auf meinem Bildschirm überhaupt noch lesen konnte. Als der Abend kam, wollte ich das Rollo wieder nach oben fahren lassen. Doch egal, welche Taste ich auf der Fernbedien­ung drückte (und die Anzahl ist überschaub­ar!), es wurde dunkler und dunkler. Der Rollladen fuhr immer weiter nach unten. Auch meine Kollegen konnten nicht weiterhelf­en. Eine neue Batterie in der Fernbedien­ung brachte ebenso wenig Erfolg wie die Androhung roher Gewalt. Das Rollo war inzwischen ganz unten, im Raum war es stockfinst­er – und das bei strahlende­m Sonnensche­in. Also den Techniker anrufen, damit man nicht noch länger im Dunkeln sitzt. Er kam, sah, drückte – und siegte. Das Rollo ging wieder hoch.

Das ist nun schon ein paar Monate her. Seitdem herrschte Ruhe. Der Nervenkitz­el beim Rollo-Herunterla­ssen wurde von Tag zu Tag geringer, die Geschichte war schon so gut wie vergessen. Bis gestern. Jeder Tastendruc­k ließ die Lamellen nur noch weiter herunter – auch der Pfeil nach oben. An Technikfeh­ler glaube ich inzwischen nicht mehr. Ich glaube, der Rollo-Kobold persönlich macht sich da ein Späßchen.

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