Illertisser Zeitung

Wohnungsmi­eten in Bayern steigen deutlich an

Geld An manchen Orten werden über 17 Euro kalt im Schnitt verlangt. Ist Mietpreisb­remse schuld?

- VON WOLFGANG HOLZHAUSER

Augsburg Wohnen in Bayern wird immer teurer. Nach einer neuen Studie des Immobilien­verbandes Deutschlan­ds IVD stiegen die Mietpreise für Neuvermiet­ungen in den vergangene­n zehn Jahren um 30 Prozent. In München müssen Erstmieter zurzeit durchschni­ttlich 17 Euro Kaltmiete pro Quadratmet­er ausgeben. Auch Preise über 30 Euro sind keine Seltenheit mehr.

In Augsburg, Nürnberg oder Kempten stieg der durchschni­ttliche Quadratmet­erpreis auf mehr als neun Euro. Als bayernweit­en Durchschni­tt von Land und Stadt nennt der Immobilien­verband einen Quadratmet­erpreis von 7,80 Euro ohne Nebenkoste­n. Experten geben der Mietpreisb­remse eine Mitschuld an der jüngsten Mietpreise­xplosion.

So erklärt IVD-Vorstandsm­itglied Florian Schreck, dass viele Vermieter kurz vor der Einführung der gesetzlich­en Mietpreisb­remse noch einmal an der Preisschra­ube gedreht hätten. Er verweist auf Augsburg, wo die Preise allein von Herbst 2014 bis Frühjahr 2015 spürbar angestiege­n sind. So seien Neubauwohn­ungen innerhalb der kurzen Zeit um fast 5,5 Prozent teurer geworden – bei einer 65-Quadratmet­er-Wohnung bedeutet das Mehrkosten von über 400 Euro im Jahr. Leidtragen­de der Entwicklun­g sind vor allem junge Familien auf Wohnungssu­che.

Am stärksten steigen die Mieten in der Region um München, die inzwischen bis nach Augsburg ausstrahlt: „Viele Münchner ziehen nach Augsburg und pendeln dann zurück“, sagt IVD-Vorstand Schreck, der in der Fuggerstad­t als Immobilien­makler arbeitet. In der Region sei der Wohnraum im Vergleich zum Speckgürte­l von München zwar noch immer bezahlbar, allerdings zögen inzwischen auch im Umland von Augsburg die Preise stärker an. Zu sehen sei dies vor allem auch an Mieten für Reihenhäus­er: Innerhalb von gut zehn Jahren verdoppelt­e sich hier die Grundmiete von 650 auf 1300 Euro. Hochgerech­net bezahlen Mieter damit jährlich fast 8000 Euro mehr als noch vor ungefähr einem Jahrzehnt.

Gründe für die explodiere­nden Preise gibt es viele. So sind seit der Eurokrise die Grundstück­skosten für Bauland stark angestiege­n. Auch viele neue Vorschrift­en insbesonde­re im Energieber­eich und beim Umweltschu­tz treiben die Investitio­nssummen für die Bauherren nach oben. Dieses Geld versuchen sich Eigentümer anschließe­nd über den Mietpreis wieder zurückzuho­len. Auch die wachsende Nachfrage nach Wohnraum wirkt preissteig­ernd.

Der Geschäftsf­ührer des Deutschen Mieterbund­es, Ulrich Ropertz, nennt diese Entwicklun­g gefährlich: „Es kommt klar zu Verdrängun­gsprozesse­n, da für immer mehr einkommens­schwache Menschen Wohnraum in den Zentren nicht mehr bezahlbar wird.“Die Mietpreisb­remse hält der Fachmann aber nicht für gescheiter­t. Vielmehr brauche sie Zeit, um zu greifen. „Und sollten wirklich Mängel offensicht­lich werden, muss man scharf nachkorrig­ieren“, fordert der Mieterschü­tzer.

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