Ist die Lebensversicherung tot?
Anlage Die Politik schafft den Garantiezins ab. Die Folgen reichen weit
Augsburg Wenn es ums Sparen geht, ist der Deutsche einfach gestrickt. Sicher soll die Geldanlage sein, einfach und bequem, erklärt Dirk Ulbricht vom Bund der Versicherten. Am liebsten legt sich der Sparer einmal auf eine Anlage fest – und will sich dann nicht mehr darum kümmern. Kein Wunder also, dass es die Lebensversicherung zum liebsten Kind der Bundesbürger geschafft hat. Statistisch gesehen gibt es hierzulande mehr dieser Policen als Einwohner – gut 90 Millionen Verträge.
Dabei ist die Beziehung zwischen den Deutschen und ihrem Altersvorsorgeklassiker längst nicht mehr ungetrübt, nun da die anhaltende Niedrigzinsphase den Versicherungen zusetzt. Für die Kunden heißt das: fallende Überschussbeteiligung, bröckelnde Rendite, Garantiezinsen von zuletzt mickrigen 1,25 Prozent. Und jetzt auch noch das: Die Bundesregierung will bei Lebensversicherungen künftig keinen einheitlichen Garantiezins mehr vorgeben. Das Bundesfinanzministerium begründet das mit neuen europäischen Eigenkapitalvorschriften, in deren Rahmen dieser „Höchstrechnungszins“nicht mehr benötigt wird. Doch was, bitte, ist so eine Police noch wert, wenn der Versicherer kein lebenslanges Zinsversprechen auf den Sparanteil – im Schnitt nur drei Viertel des eingezahlten Beitrags – geben muss? Der Bund der Versicherten hat da eine klare Meinung: „Die Altersvorsorge mit einer klassischen Lebensversicherung ist tot“, sagt Ulbricht. „Das war der letzte Sargnagel.“Für Neukunden lohne sich der Abschluss nicht mehr. Und selbst bestehende Verträge dürften unter der neuen Regelung leiden. Warum, das lesen Sie auf der Wirtschaft.