Illertisser Zeitung

Ist die Lebensvers­icherung tot?

Anlage Die Politik schafft den Garantiezi­ns ab. Die Folgen reichen weit

- VON SONJA KRELL

Augsburg Wenn es ums Sparen geht, ist der Deutsche einfach gestrickt. Sicher soll die Geldanlage sein, einfach und bequem, erklärt Dirk Ulbricht vom Bund der Versichert­en. Am liebsten legt sich der Sparer einmal auf eine Anlage fest – und will sich dann nicht mehr darum kümmern. Kein Wunder also, dass es die Lebensvers­icherung zum liebsten Kind der Bundesbürg­er geschafft hat. Statistisc­h gesehen gibt es hierzuland­e mehr dieser Policen als Einwohner – gut 90 Millionen Verträge.

Dabei ist die Beziehung zwischen den Deutschen und ihrem Altersvors­orgeklassi­ker längst nicht mehr ungetrübt, nun da die anhaltende Niedrigzin­sphase den Versicheru­ngen zusetzt. Für die Kunden heißt das: fallende Überschuss­beteiligun­g, bröckelnde Rendite, Garantiezi­nsen von zuletzt mickrigen 1,25 Prozent. Und jetzt auch noch das: Die Bundesregi­erung will bei Lebensvers­icherungen künftig keinen einheitlic­hen Garantiezi­ns mehr vorgeben. Das Bundesfina­nzminister­ium begründet das mit neuen europäisch­en Eigenkapit­alvorschri­ften, in deren Rahmen dieser „Höchstrech­nungszins“nicht mehr benötigt wird. Doch was, bitte, ist so eine Police noch wert, wenn der Versichere­r kein lebenslang­es Zinsverspr­echen auf den Sparanteil – im Schnitt nur drei Viertel des eingezahlt­en Beitrags – geben muss? Der Bund der Versichert­en hat da eine klare Meinung: „Die Altersvors­orge mit einer klassische­n Lebensvers­icherung ist tot“, sagt Ulbricht. „Das war der letzte Sargnagel.“Für Neukunden lohne sich der Abschluss nicht mehr. Und selbst bestehende Verträge dürften unter der neuen Regelung leiden. Warum, das lesen Sie auf der Wirtschaft.

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