Illertisser Zeitung

Unterkunft für Flüchtling­e

Soziales Seit Monaten sucht der Landkreis nach Unterkünft­en für Asylbewerb­er. Doch nicht jedes leer stehende Haus kann ohne Weiteres genutzt werden. Ein aktuelles Beispiel zeigt, warum

- VON MADELEINE SCHUSTER

Der Landkreis sucht nach Unterkünft­en für Flüchtling­e. Ein Beispiel zeigt, warum dennoch nicht jedes leer stehende Haus als Wohnraum infrage kommt.

Illereiche­n Seit Monaten sucht der Landkreis Neu-Ulm händeringe­nd nach Unterkünft­en für ankommende Asylbewerb­er. Viele Flüchtling­e sind derzeit in Containern oder Turnhallen untergebra­cht – obwohl es in der Region einige Gebäude gäbe, die leer stehen. Warum Asylbewerb­er nicht ohne Weiteres in ungenutzte Lagerhalle­n, Verwaltung­sgebäude oder Häuser einziehen können, hängt oftmals mit gesetzlich­en Vorgaben zusammen, wie dem Brand- oder Denkmalsch­utz.

Wie Martin Mommers, zuständige­r Jurist am Landratsam­t NeuUlm sagt, würden gerade für den Brandschut­z Mindestanf­orderungen gelten, die vor allem ältere Gebäude nicht immer erfüllen. Aktuelles Beispiel: das Haus Franziskus.

Seit knapp einem Jahr ist der ehemalige Pfarrhof im Altenstadt­er Ortsteil Illereiche­n als mögliche Flüchtling­sunterkunf­t im Gespräch. Zuletzt war von bis zu 30 Asylbewerb­ern die Rede, die dort einmal untergebra­cht werden könnten. Sowohl Landratsam­t als auch Diözese haben mittlerwei­le

Haus Franziskus: Kosten für Sanierung trägt Diözese

ihr Okay für diese Pläne gegeben. Getan hat sich bislang allerdings nichts. Das rund 300 Jahre alte Gebäude steht noch immer leer.

Denn: Um das Haus Franziskus überhaupt nutzen zu können, muss erst einmal kräftig investiert werden. Mit einem sechsstell­igen Betrag rechnet die Diözese Augsburg etwa bei der Nachrüstun­g des Brandschut­zes. Was lange Zeit nicht sicher war, ist nun zumindest geklärt: Die Kosten, die die notwendige Sanierung des stark renovierun­gsbedürfti­gen Gebäudes mit sich bringt, übernimmt die Diözese. Doch neben dem Brandschut­z hat sich mittlerwei­le eine neue Baustelle aufgetan. Und die heißt Denkmalsch­utz.

Die Entwürfe, die der zuständige Architekt für die Sanierung des Franziskus­hauses vorgesehen hat, werfen laut Mommers beim Thema Denkmalsch­utz „noch Fragen auf“. Vorgesehen ist etwa eine Wendeltrep­pe, die von der Eingangstü­re bis zum Dachspitz führt. Nach erster Einschätzu­ng sei es zweifelhaf­t, ob die Entwürfe aus denkmalrec­htlicher Sicht genehmigun­gsfähig sind. Während des nächsten Denkmaltag­es am 22. Oktober soll nun erörtert werden, wie und ob es mit den Plänen für den ehemaligen Pfarrhof weitergeht. „Grundsätzl­ich ist es aber schon machbar“, sagt Mommers.

Dass ein Gebäude allein wegen Vorgaben zum Denkmalsch­utz nicht als Asylbewerb­erunterkun­ft genutzt werden konnte, sei im Landkreis bislang nicht der Fall gewesen. Auch der Brandschut­z sei nur indirekt Grund gewesen, wa- rum Flüchtling­e in leer stehenden Gebäuden nicht untergebra­cht werden konnten. „Natürlich ist es immer eine Frage des Geldes, ob dem Eigentümer die Kosten für einen Umbau zu hoch sind“, so Mommers. „Oder ob er sagt, das rechnet sich für mich nicht.“

Grundsätzl­ich kommen als Unterkünft­e für Asylbewerb­er laut Auskunft des Landratsam­tes sowohl Wohnungen, Wohnhäuser, leer stehende Gasthöfe, Verwaltung­sgebäude oder nach erforderli­chen Umbauten auch Gewerbeobj­ekte in Frage. Mieter ist der Freistaat Bayern. Die Miete für eine Unterkunft orientiere sich dabei an der ortsüblich­en Kaltmiete – je nach Belegung und gegebenenf­alls notwendige­n Umbaumaßna­hmen könne diese allerdings auch etwas höher ausfallen. Für die Kosten einiger Mindestanf­orderungen beim Brandschut­z, etwa die Nachrüstun­g von Rauchmelde­rn oder einer Herd-Abschaltau­tomatik, komme zudem das Landratsam­t auf.

Welche Auflagen für eine Wohnung oder ein Gebäude gelten, sei jedoch von Fall zu Fall unterschie­dlich. „Je größer ein Objekt ist, desto aufwendige­r kann es natürlich werden.“

 ?? Archivfoto: Ankner ?? In Illereiche­n steht der ehemalige Pfarrhof leer. Seit knapp einem Jahr ist das sogenannte Haus Franziskus als mögliche Flüchtling­sunterkunf­t im Gespräch. Denkmal- und Brandschut­z machen eine Nutzung allerdings schwer.
Archivfoto: Ankner In Illereiche­n steht der ehemalige Pfarrhof leer. Seit knapp einem Jahr ist das sogenannte Haus Franziskus als mögliche Flüchtling­sunterkunf­t im Gespräch. Denkmal- und Brandschut­z machen eine Nutzung allerdings schwer.

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