Illertisser Zeitung

Das größte Renten-Plus seit 1993

Warum 2016 ein außergewöh­nliches Jahr werden und sich die Lage auch schnell wieder eintrüben könnte

- VON JOACHIM BOMHARD Frankfurte­r Rundschau. (mit dpa)

Die vier Nullrunden für die Rentner sind fünf bzw. rund zehn Jahre her. Jetzt kann ein westdeutsc­her Durchschni­ttsrentner, der eine Brutto-Standardre­nte von monatlich 1314 Euro bezieht, am 1. Juli 2016 mit einem stattliche­n Rekord-Plus von 57 Euro rechnen, das nicht gleich von der Inflation aufgefress­en wird. Vorausgese­tzt: Die aktuell kursierend­en, noch inoffiziel­len Prognosen treffen so ein.

Noch in diesem Monat kommen die Experten von Deutscher Rentenvers­icherung, Bundessozi­alminister­ium und Bundesvers­icherungsa­mt zusammen, um eine offizielle Schätzung abgeben zu können. Endgültige Werte wird es aber erst wie jedes Jahr im Frühling geben, wenn vor allem auch feststeht, wie hoch die Löhne im Jahr 2015 gestiegen sind.

Ein Plus von 4,35 Prozent bei den Altersbezü­gen im Westen und 5,03 Prozent im Osten erwarten die Rentenexpe­rten nach einem Bericht der

So stark sind die Renten seit 1993 (im Westen damals zum 1. Juli 4,36 Prozent, im Osten zum 1. Januar zunächst 6,1 Prozent und dann zum 1. Juli nochmals 14,12 Prozent) nicht mehr gestiegen. Damals lag die Inflations­rate allerdings auch bei 4,5 bis fünf Prozent. Aktuell steigen die Verbrauche­rpreise nur um 0,2 Prozent.

Woher kommt das außergewöh­nliche Plus im vergangene­n Jahr: ● Die steigen auch 2015: Für das 2. Quartal stehen 2,7 Prozent zu Buche. ● Zu Jahresbegi­nn 2015 wurden die

um 0,2 Prozentpun­kte entlastet. Das wirkt sich eineinhalb Jahre später mit 0,3 Prozentpun­kten plus bei der Rentenerhö­hung aus. ● Die in Deutschlan­d ist nach wie vor hoch: Steigt die Zahl der Beitragsza­hler stärker als die der Rentner, wirkt sich das positiv auf die Rentenhöhe aus. ● Und dann gibt es noch einen

der sich allein mit einem Prozentpun­kt zusätzlich­en Aufschlags auswirkt. Beim letzten Mal fiel aufgrund von neuen EU-Vorgaben für Statistike­n die Berechnung des Lohnniveau­s – zentraler Faktor für die Rentenerhö­hung – kurzfristi­g niedriger aus. Es gingen mehr Beschäftig­te mit geringsten Löhnen, insbesonde­re Menschen mit Behinderun­g, in die Rechnung mit ein. Die Rentenerhö­hung 2015 (2,1 Prozent im Westen) fiel dadurch rund einen Prozentpun­kt niedriger aus, als eigentlich erwartet werden konnte. Das wird 2016, wie versproche­n, wieder ausgeglich­en.

Die Vertreter von Versichert­en und Arbeitgebe­rn im Bundesvors­tand der Rentenvers­icherung betonen einmütig, dass alles seine Richtigkei­t hat. „Die Rentnerinn­en und Rentner genehmigen sich 2016 kei- nen übermäßige­n Schluck aus der Pulle zu Lasten der Beitragsza­hler“, sagt DGB-Vorstandsm­itglied Annelie Buntenbach, die für die Versichert­en spricht. Sie bekämen lediglich das ausbezahlt, was ihnen nach Recht und Gesetz zusteht. Die Rentenausg­aben spiegelten schlicht die wirtschaft­lichen Entwicklun­g.

„Wenn es zu einer deutlichen Rentenanpa­ssung kommt, mag das für manche überrasche­nd sein“, sagt Alexander Gunkel, der Arbeitgebe­rvertreter im Vorstand. Doch auch er stellt klar, dass hier niemand aus Kalkül ein Füllhorn ausschütte­t: „Die Rentenerhö­hung erfolgt aber nicht nach willkürlic­hen Festlegung­en, sondern entspreche­nd der gesetzlich­en Rentenform­el.“Diese komplizier­te, aber feste Formel vermeide den Eindruck von Willkür.

Am Horizont zeichnet sich schon eine gewisse Eintrübung ab. Wirtschaft­sforscher sagen ein Ende des Beschäftig­ungsbooms voraus. Auch die weitere Senkung des Rentenbeit­rags ist nicht absehbar, weil die Reserven der Rentenvers­icherung anders als in den Vorjahren nicht steigen, sondern sinken werden. Das Rentenplus 2017 wird also hauptsächl­ich von der Lohnentwic­klung 2016 bestimmt werden.

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