US-Chef vor dem Kongress
Wer wusste von dem Betrug und wann?
Michael Horn hebt die rechte Hand und schwört, „die Wahrheit, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“zu sagen. Ab jetzt steht Volkswagens US-Chef unter Eid. „Im Namen unseres ganzen Unternehmens und meiner Kollegen in Deutschland möchte ich eine aufrichtige Entschuldigung anbieten“, sagt der 53-Jährige, bevor er in Washington ins Kreuzverhör der Abgeordneten genommen wird.
Die US-Politik hat ihn zur Anhörung vor den Kongress geladen – das zeigt, welche öffentliche Brisanz der Fall in den USA hat. Bereits 2014 hatten die US-Regulierer VW über mögliche Verstöße informiert, nun muss Horn unter Eid aussagen. Im Frühling vergangenen Jahres habe er von möglichen Verstößen gegen Emissionsregeln erfahren, erklärt Horn. „Ich wurde informiert, dass die Vorschriften der Umweltbehörde EPA verschiedene Strafen vorsehen.“Damit scheint immer klarer zu werden, was sich im Laufe der Affäre bereits zunehmend abgezeichnet hatte: VW-Verantwortliche waren seit langem über die Ermittlungen im Bilde. Aber wussten sie auch von absichtlichen Tricksereien? Und war ihnen bewusst, wie schwer der Verdacht wiegt? Horn sagt, er sei davon ausgegangen, dass die Ingenieure des Konzerns mit der EPA an einer Lösung arbeiteten. Und er betont vor dem Kongress immer wieder, er habe zwar seit 18 Monaten von eventuellen Regelverstößen gewusst, aber nicht davon, dass der Grund dafür in gezielter Manipulation seines Unternehmens lag. „Ich hatte keine Kenntnis, dass es einen „Defeat Device“in unseren Autos gab.“Als „Defeat Device“wird die Software bezeichnet, mit der die Emissionstests ausgetrickst wurden. Die Beteuerungen ändern nichts an der wichtigen Frage: Wen hat Horn in der Wolfsburger Konzernzentrale wann über den Verdacht der US-Behörden informiert?
Laut Konzernkreisen setzte Horn den inzwischen beurlaubten VWEntwicklungschef Heinz-Jakob Neußer in Kenntnis. Seine Anwältin wollte dazu keine Stellungnahme abgeben.