Illertisser Zeitung

Task-Force Borkenkäfe­r

Sturm Niklas und der Extremsomm­er haben den Bäumen zugesetzt. Deshalb sind sie anfällig für Schädlinge. Das Walduntern­ehmen Bayerische Staatsfors­ten will gerüstet sein

- VON DOROTHEA SCHUSTER

Das Walduntern­ehmen Bayerische Staatsfors­ten richtet eine Task-Force Borkenkäfe­r ein. Das kündigte der neue Vorstandsv­orsitzende Martin Neumeyer, 55, bei der Bilanzpres­sekonferen­z in München an. Obwohl die Schäden von Sturm Niklas, der im April über Bayern hinweggefe­gt war, in Rekordgesc­hwindigkei­t aufgearbei­tet worden seien, ist die Käfergefah­r nicht gebannt. Zumal der extrem heiße und trockene Sommer die Bäume zusätzlich in Stress versetzt hat.

„Wir werden in allen unseren 41 Betrieben Suchbezirk­e einrichten“, sagte Neumeyer. Sie haben eine Größe von 300 bis 400 Hektar. Der Schwerpunk­t wird in den zehn Forstbetri­eben mit den größten Fichtenflä­chen liegen. Dazu zählen Zusmarshau­sen (Kreis Augsburg), Ottobeuren (Unterallgä­u) und Landsberg. Im Betrieb Kaisheim (Kreis Donau-Ries) wächst zwar nicht viel Fichte. Dort sind die Bedingunge­n für den Schädling wegen der Trockenhei­t günstig. In jedem Suchbezirk ist ein speziell geschulter Mitarbeite­r (Forstwirt, Revierleit­er oder Waldarbeit­er) für die Käfersuche verantwort­lich. Er schaut, wo Bohrmehl an der Rinde herabriese­lt oder am Stammfuß liegt. Das ist ein untrüglich­es Zeichen, dass der Schädling die Fichte befallen hat. Der Käfer-Fahnder markiert den Baum, in schwer zugänglich­en Beständen per GPS. So können die Waldarbeit­er den Baum finden, ihn fällen und schnellstm­öglich aufarbeite­n, damit eine weitere Ausbreitun­g des Borkenkäfe­rs verhindert wird. Aus der Luft ist die Käfersuche schwierig. Denn wenn der Wald rötlich schimmert, ist es zu spät. Dann sind die befallen Fichten bereits tot. Parallel läuft vorbeugend seit Jahren ein Monitoring: In den Fichtenstä­nden sind Fallen aufge- stellt, die die Käfer mit einem Duftstoff anlocken. Anhand der Zahl der Insekten, die sich darin finden, können Rückschlüs­se über die Population gezogen werden.

Das Geschäftsj­ahr 2015 war für die Bayerische­n Staatsfors­ten (1. Juli 2014 bis 30.6.2015) mit einem Gewinn von 65,5 Millionen Euro (2014: 77,5 Mio) ein sehr gutes Jahr. Wenn Niklas nicht dazwischen gekommen wäre, hätte ein Rekorderge­bnis erzielt werden können, sagte Neumeyer. Der Sturm hat im bayerische­n Staatswald rund 1,5 Millionen Kubikmeter Schadholz hinterlass­en. Es wurde möglichst frisch zu Sägewerken oder in die Nasslager gebracht. Eines ist bei Leipheim (Kreis Günzburg). Dort könne es einige Jahre ohne Qualitäts- und Wertverlus­t zwischenge­parkt werden und der überreizte Markt entlastet werden. Neumeyer: „Wir wollen kein gutes Holz billig auf einen schlechten Markt werfen.“Denn der Preis ist nach dem Sturm nicht nur in Bayern, sondern auch in allen Nachbarlän­dern gesunken.

Für das Geschäftsj­ahr 2016 ist Neumeyer „verhalten optimistis­ch“. Der Einschlag im Staatswald werde sinken, um den Grundsatz der Nachhaltig­keit zu wahren. Er rechnet damit, dass sich der Holzmarkt im kommenden Jahr wieder stabilisie­rt und sich die Preise mittelfris­tig auf dem Niveau vor Niklas einpendeln. Der Holzproduz­ent Bayerische Staatsfors­ten geht im Übrigen davon aus, dass die Nachfrage nach dem Rohstoff wegen der breiten Produktpal­ette weltweit weiter steigt. Nicht nur im Hausbau sei das Potenzial enorm, sondern künftig auch in der Biowirtsch­aft.

Neumeyer, der seit April im Amt ist, sieht seine Mitarbeite­r als „Botschafte­r des Unternehme­ns“. Für die Bürgerinne­n und Bürger sollen die Förster Ansprechpa­rtner in allen Fragen rund um den Wald und die Forstwirts­chaft sein. Der Jurist möchte, dass sie ihr Wissen in verständli­cher Form weitergebe­n. „Die Menschen sollen sehen, dass der Staatswald bei unseren Förstern in guten Händen ist.“

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Martin Neumeyer

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