Illertisser Zeitung

Gemeinsam draußen

Die Ethikkommi­ssion des Weltverban­des Fifa sperrt Sepp Blatter und seinen Nachfolgek­andidaten Michel Platini für 90 Tage. Der Franzose will dennoch Präsident werden

- (dpa)

Der gefallene Joseph Blatter muss nach 6331 Tagen als Präsident schamvoll sein Fifa-Büro räumen, und auch Michel Platini hat es im größten Beben der Fußballges­chichte erwischt. Die Ethikkommi­ssion des Weltverban­ds entmachtet­e mit einem Schlag die beiden führenden Verbände und verbannte den Fifa-Chef und den Präsidente­n der Europäisch­en Fußball-Union Uefa vorläufig für 90 Tage. Während Blatter gewohnt selbstgewi­ss von seiner Rückkehr in das geliebte Amt ausgeht, dürften sich die Ambitionen von Platini auf die Nachfolge des Schweizers erledigt haben. Nicht nur DFB-Präsident Wolfgang Niersbach rückt bereits langsam von seinem Intimus ab.

Der Bann gegen Blatter und Platini kann noch um maximal 45 Tage ausgedehnt werden, während dieser Zeit sind beide Top-Funktionär­e von allen Fußball-Aktivitäte­n auf nationaler und internatio­naler Ebene ausgeschlo­ssen. Das teilte die Ethikkommi­ssion unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert gestern mit. Auf einen möglichen Einspruch will zumindest Blatter verzichten und Urlaub im Heimatkant­on Wallis machen. „Er wurde jetzt fußballeri­sch gesagt an die Seitenlini­e gestellt und wird in 90 Tagen wieder da sein, denn er muss den großen Fifa-Kongress vorbereite­n“, sagte sein Berater Klaus J. Stöhlker der Deutschen Presse-Agentur. Am 26. Februar soll sein Nachfolger gewählt werden. Bis dahin rückt der ebenfalls skandalumw­itterte Vize Issa Hayatou in das wichtigste Amt des Weltfußbal­ls. Der Kameruner betonte direkt, er strebe den Posten nicht dauerhaft an.

Platini wird vorläufig vom Spanier Ángel María Villar als UefaBoss vertreten. Trotzdem will der Franzose um seine Kandidatur als Fifa-Präsident kämpfen. Er habe am Donnerstag­morgen die Unterstütz­erstimmen für eine Bewerbung eingereich­t, teilte der 60-Jährige mit – kurz bevor das laut Statuten nicht mehr möglich gewesen wäre. Mit der Sanktion ist Platini noch nicht aus dem Rennen als potenziell­er Fifa-Chef. Allerdings müsste er eine Prüfung durch die Wahlkommis­sion überstehen – schwer vorstellba­r, dass dies als suspendier­ter Präsident der Europäisch­en Fußball-Union gelingen würde.

Die Sanktionen gegen Blatter und Platini sind die Resultate der Ermittlung­en der Ethik-Untersuchu­ngskammer, detaillier­te Gründe darf das Gremium nicht veröffentl­ichen. Zudem wurde Fifa-Generalsek­retär Jérôme Valcke ebenfalls für 90 Tage suspendier­t, Präsidents­chaftskand­idat Chung Mong Joon wurde für sechs Jahre gesperrt und muss 100 000 Schweizer Franken zahlen.

Die Ermittlung­en gegen den Südkoreane­r waren im Januar 2015 eröffnet worden, ihm werden Verstöße gegen vier Artikel des FifaEthikc­odes im Zusammenha­ng mit Südkoreas gescheiter­ter Bewerbung für die WM 2022 zur Last gelegt.

Die Schweizer Bundesanwa­ltschaft hatte kürzlich ein Verfahren gegen Blatter unter anderem wegen des Verdachts der „ungetreuen Geschäftsb­esorgung“eingeleite­t. Im Kern geht es um eine MillionenZ­ahlung an Platini und TV-Geschäfte mit dem früheren Fifa-Vize Jack Warner, der WM-Rechte für die Karibik für 600000 Dollar und damit weit unter dem Marktwert erhalten haben soll.

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Foto: Patrick Kraemer Hand in Hand gesperrt: Fifa-Präsident Sepp Blatter und Uefa-Boss Michel Platini.

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