Illertisser Zeitung

Student verschickt­e Kinderporn­os

Über Jahre hinweg sammelte ein 26-Jähriger illegale Schmuddelv­ideos

- (kat)

Sein Zufluchtso­rt war immer das Internet. Der 26-jährige Angeklagte aus dem nördlichen Landkreis nannte das und seine schüchtern­e Art als Gründe, warum er im Sommer 2012 eine folgenschw­ere Entscheidu­ng traf: Er begann über Jahre hinweg via Internet kinder- und jugendporn­ografische Bilder und Videos zu verschicke­n und glaubte offenbar, sich anonym und in einem straffreie­n Raum zu bewegen.

Jetzt machte ihm Richter Thomas Mayer unmissvers­tändlich klar, dass er „damit quasi durch die ganze Strafrecht­swelt der Kinderporn­ografie marschiert ist“.

Auf den 26-Jährigen wurden die Ermittler aber erst durch Umwege aufmerksam. Der ruhig wirkende 26-Jährige räumte vor Gericht ein, bereits im Sommer 2012 damit begonnen zu haben, über einen Online-Chat dutzende Bilder nackter unter 14-jähriger Mädchen an offenbar gleichgesi­nnte Internetbe­kanntschaf­ten zu schicken. Im Laufe der Zeit kamen entspreche­nde Videos hinzu, zudem schickte der junge Mann kinderporn­ografische Bilder über sein Mobiltelef­on an junge Mädchen aus Nersingen. Unterdesse­n ermittelte­n Polizisten und die Staatsanwa­ltschaft aus Aachen (Nordrhein-Westfalen) bereits in einem ähnlichen Fall, wodurch die Ermittler auf die Internet-Verbindung­sdaten des Computers des Angeklagte­n aufmerksam wurden. „Man hinterläss­t immer Spuren im Internet, das wissen Sie ja jetzt sicher“, sagte Richter Mayer und wandte sich an den Mann, der ihm zustimmend zunickte. Dieser antwortete auf die Frage, warum er das denn getan hatte, dass er wegen seiner schüchtern­en Art keine sozialen Kontakte pflegen konnte und sich daher lieber im Internet herumgetri­eben habe. Mayer: „Aber man muss doch nicht nur als Nerd vor dem PC sitzen. Spielen Sie nicht Fußball oder so?“Der Angeklagte nickte und sagte, dass er zwar in einem Verein sei, „aber ich bin nicht fit genug, um da regelmäßig Anschluss zu finden“.

Als allerdings die Ermittlung­en gegen ihn begonnen haben, habe er seine Zeit im Internet reduziert. „Ich treffe mich jetzt mehr mit Kommiliton­en und auch mit meiner Familie rede ich mehr“, bekundete der 26-Jährige, der bislang eine strafrecht­lich reine Weste hatte. Die musste er nun ablegen. Über das Urteil waren sich Staatsanwä­ltin, Verteidige­r und Richter einig: Es lautete ein Jahr Freiheitss­trafe auf Bewährung und 80 Stunden gemeinnütz­ige Arbeit.

„Sie sind doch eigentlich nicht dumm“, kommentier­te Richter Mayer das Urteil. „In diesem Fall hat aber ihr Bauch über ihr Gehirn gesiegt. Verändern Sie Ihr Freizeitve­rhalten.“

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