Flüchtlinge an die Hochschule
Welche neuen Angebote es gezielt für Asylbewerber gibt
Die Hochschule Neu-Ulm (HNU) will Flüchtlingen den Weg zum Studium erleichtern: Die unterschiedlichen Angebote, die Asylbewerber an der Hochschule haben, stellte Julia Kormann, Vizepräsidentin der HNU, am Montag der Öffentlichkeit vor. „Wir wollen Flüchtlinge mit Potenzial langfristig an die Region binden“, erklärte sie.
So gibt es für minderjährige Flüchtlinge, die derzeit Übergangsklassen an staatlichen Schulen besuchen und sich dort durch gute Leistungen hervortun, die Möglichkeit eines Schnupperstudiums. Diejenigen, die eine Hochschulzulassung besitzen oder bereits ein Studium in ihrem Herkunftsland begonnen haben, können es an der HNU fortsetzen beziehungsweise auf ihren Bachelor-Abschluss ein Masterstudium draufsetzen. Das Angebot, Gasthörer zu werden, gilt schließlich für Flüchtlinge ohne offizielle Hochschulzulassung.
Zulassungsvoraussetzungen gibt es allerdings für alle Angebote: Un- ter 18-Jährige brauchen eine Empfehlung für das Schnupperstudium; wer seinen Abschluss machen wolle, müsse Hochschulzulassung, bisherige Studienunterlagen oder Abschlüsse aus dem Herkunftsland vorweisen. Wer diese nicht hat, kann erst einmal nur ein bis zwei Semester an der HNU studieren – sozusagen als „Austausch-Student“, so Kormann. Auch als Gasthörer brauchen die Interessenten eine Empfehlung, entweder von einem Vertreter der HNU oder einer anderen Bildungseinrichtung.
Deutschkenntnisse sind in allen Fällen erforderlich – Veranstaltungen werden nur vereinzelt und zumeist nur in höheren Semestern in Englisch gehalten. Wer offiziell an der HNU studieren will, muss – auch als Gasthörer – zudem einen Verwaltungsbeitrag bezahlen. Den will die Hochschule allerdings durch Spenden seitens Unternehmen finanzieren.
Neben diesen Möglichkeiten gebe es zahlreiche offene Veranstaltungen, bei denen die Flüchtlinge die Chance hätten, die HNU besser kennenzulernen, wie Sport- oder Freizeitaktivitäten, so Kormann. Bei einem „Sprachtandem“– also Sprachunterricht in Zweierteams – mit heimischen Studenten können die Flüchtlinge zudem ihre Deutschkenntnisse verbessern. Kormann forderte die Asylbewerber dazu auf, sich nicht nur die Angebote der HNU genauer anzuschauen, sondern auch die Möglichkeiten an der Hochschule Ulm sowie der Universität Ulm: „Machen Sie so viel Sie können“, riet Kormann.
Zur Informationsveranstaltung kamen auch Dutzende Asylbewerber, beispielsweise eine fünfköpfige Gruppe aus Unterfahlheim. Unter ihnen der 18-jährige Noourdin aus Afghanistan. Er sei so „glücklich und froh“über die Möglichkeiten an der Hochschule, erzählt er nach der Veranstaltung in Englisch. „Einige möchten ihre Ausbildung fortsetzen, und das hier ist eine gute Chance dafür.“In seiner Heimat hat Noourdin lange Zeit nebenbei beim Radio gearbeitet, an der HNU würde er gerne etwas in Richtung Informatik studieren.