Mozart, neu ergänzt
Die c-Moll-Messe unter Frieder Bernius
Vergleichbar mit Mozarts Requiem ist auch dessen „große“c-MollMesse (KV 427) umrankt von Legenden. Steht Mozarts unvollendet gebliebene Komposition tatsächlich im Zusammenhang mit dem frühen Tod seines erstgeborenen Sohns, brach er die Arbeit tatsächlich ab, nachdem er die traurige Nachricht erhalten hatte? Dergleichen bleibt Spekulation. Sicher ist nur, dass die Messe ein Torso ist, von der wesentliche Teile des Credos sowie das Agnus Dei fehlen und auch weitere Abschnitte nur fragmentarisch überliefert sind.
Immer schon hat es deshalb Ergänzungsversuche gegeben, die mal mehr, mal weniger stark die Handschrift des Bearbeiters trugen. Der Dirigent Frieder Bernius hat nun mit dem Musikwissenschaftler Uwe Wolf eine neue, sich eng an Mozarts Gepflogenheiten orientierende Fassung erarbeitet. Parallel zur Publikation im Carus-Verlag wurde sie mit dem Kammerchor und der Hofkapelle Stuttgart auch eingespielt. Im Falle der Credo-Eröffnung kann man auf der CD die gelungene Ergänzung um Pauken und Trompeten vergleichen mit dem ebenfalls aufgenommenen, deutlich blasseren Fragment. Darüber hinaus überzeugt die Aufnahme auch als Ganzes, legt sie doch die existenzielle Dringlichkeit dieser Musik frei, ohne sie ins Opernhafte zu steigern. Auf Bernius’ unaufdringliche, gleichwohl intensive Handschrift lassen sich auch die Solisten ein, vorneweg die Sopranistin Sarah Wegener. **** *
(Carus/Note 1)