Mehr Platz für die Ausbildung
Neues Prüfungszentrum: Wie die schwäbische Industrie ihre Lehrberufe auf die Zukunft vorbereitet
Mit einer Investition von drei Millionen Euro hat sich die Industrieund Handelskammer Schwaben (IHK) für den digitalen Wandel gerüstet. Mit dem Ergebnis: Heute wird das bayernweit erste IHK-Prüfungscenter am Hauptsitz in Augsburg eröffnet. Von Tablets und unter anderem auch sogenannten Smartboards, also elektronischen Wandtafeln, verspricht sich Oliver Heckemann, der für den Geschäftsbereich Ausbildung zuständig ist, den Sprung zur Bildung der Zukunft. Ein Haus sei am Hauptsitz frei gemacht, saniert und mit neuer Technik ausgestattet worden. Denn laut Heckemann gilt ab 2017: „Prüfungen sollen nicht mehr mit einem Tageslicht-Projektor abgenommen werden.“
Im vergangen Jahr haben 5000 IHK-Prüfer in ganz Schwaben rund 26 000 Prüfungen abgenommen, der Großteil entfällt auf die duale Ausbildung. Im neuen Center sollen die Tests trotzdem nicht stattfinden, „das wäre logistisch gar nicht möglich“. Viel mehr gehe es der IHK darum, eine Anlaufstelle für die Prüfer zu schaffen: In erster Linie sollen sie sich dort besprechen, mündliche Prüfungen abhalten und miteinander vernetzen können. Auch die eigene Weiterbildung soll im neuen Zentrum stattfinden. Für die Prüfer werden Workshops abgehalten, damit sie die stetig steigenden Anforderungen an die Prüfungen auf dem Schirm haben.
Für die Frauen und Männer, die für eine Prüfung in das Zentrum kommen, ändern sich hauptsächlich die technischen Möglichkeiten: Durch die neuen Smartboards werden Präsentationen interaktiver – die Prüfer können sich direkt in den Vortrag einschalten. „Eine Arbeitsweise, wie sie zukünftig auch in Unternehmen erfolgen wird“, sagt Heckemann.
Der Fachkräftebedarf, betont Heckemann, sei nach wie vor ungebrochen. Der minimale Zuwachs von 0,3 Prozent mehr Auszubildenden im vergangenen Jahr habe daran
Heute findet die Eröffnung des Zentrums statt
nichts geändert. Nach wie vor drängen immer mehr junge Leute an die Universitäten und Hochschulen.
Wie ernst die duale Ausbildung dagegen in Schwaben genommen wird, soll bei der heutigen Eröffnung Professor Julian Nida-Rümelin verdeutlichen. Der PhilosophieProfessor an der Universität München war Kulturstaatsminister unter Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Heute ist er vor allem für seinen Bestseller „Der Akademisierungswahn“bekannt und ein Befürworter der dualen Berufsausbildung. Auch Ilse Aigner, die bayerische Wirtschaftsministerin, wird erwartet.