Ein Mensch ist keine zehn Millionen wert
Es ist zum Verzweifeln. Die VWMitarbeiter bauen zwar gute Autos, den Managern fehlt aber das Gespür für Krisen-Kommunikation. In finanziellen Dingen geht ihnen jeder Anstand ab. Da soll Christine Hohmann-Dennhardt, die als Ex-Verfassungsrichterin bei Volkswagen moralisch aufräumen wollte, mehr als zwölf Millionen Euro bekommen. Allem Anschein nach wurde sie von VW-Männern, die allergisch auf die Aufklärungsarbeit der Frau reagiert haben, aus dem Konzern gedrängt. Dafür würde sie in obszöner Weise entschädigt. Wer bei VW macht solche irrwitzigen Verträge? Warum ver- zichtet die Managerin nicht freiwillig auf einen großen Teil der Abfindung? Ja, weshalb drängen sie im VW-Aufsichtsrat sitzende SPDPolitiker nicht dazu? Schließlich will der sozialdemokratische Kanzlerkandidat Schulz Besserverdienenden an den Kragen. In der VWWelt passt vieles nicht zusammen. Schon gibt es einen neuen kommunikativen Auffahrunfall. Denn der Konzern will Vorstandsgehälter auf maximal zehn Millionen Euro deckeln. Der Schritt ist wohl als Akt der Bescheidenheit gemeint, hat Ex-VW-Chef Winterkorn doch einst 17,5 Millionen Euro kassiert.
Doch Bescheidenheit sieht anders aus. In Anbetracht der horrenden Milliardenzahlungen, die Volkswagen wegen des Abgasbetrugs leisten muss, wäre eine Obergrenze von drei Millionen Euro ein erstes Signal, dass die Mächtigen begreifen, wie sehr das Unternehmen moralisch und wirtschaftlich geschädigt wurde. Die von VW-Chef Müller immer wieder versprochene Demut hält dem Praxistest nicht stand.
Wenn die Konzernlenker eine grundlegende Reform weiter verweigern, entscheiden sie sich für eine Schreckensfahrt ohne Ende. Ein Mensch ist jedenfalls nicht zehn Millionen Euro im Jahr wert. Das gilt für Fußballer wie Manager.