Illertisser Zeitung

Dem Gericht fehlt es an Personal

Minister Winfried Bausback bedauert unbesetzte Stellen in Neu-Ulm

- VON RONALD HINZPETER

Die Wirtschaft brummt nach wie vor, doch das kann die Justiz nicht unbedingt freuen: Sie tut sich schwer, genug Personal zu finden, denn anderswo lässt sich mehr Geld verdienen als in den Amtsstuben der Juristerei. Am Neu-Ulmer Amtsgerich­t können derzeit etliche Stellen nicht besetzt werden, was den Gang von Verfahren nicht unbedingt beschleuni­gt. Bayerns Justizmini­ster Winfried Bausback kam nun zum offizielle­n Besuch vorbei und schnitt das Thema in einem Pressegesp­räch an – und rannte damit offene Türen ein.

In Neu-Ulm fehlt es vor allem im Serviceber­eich, wo der tägliche Geschäftsv­erkehr abgewickel­t wird, also grob gesagt: in der Verwaltung. Acht Vollzeitst­ellen sind nicht besetzt. Nicht ganz so schlimm sieht es bei den Rechtspfle­gern aus, wo zwei Stellen frei sind und bei den Richtern, wo zweieinhal­b der Neubesetzu­ng harren. In Zeiten der Vollbeschä­ftigung seien neue Mitarbeite­r schwer zu bekommen, bedauerte der Minister. Das bestätigte Amtsgerich­tsdirektor Thomas Mayer. Die Fluktuatio­n sei sehr hoch. Zwar kommen immer mal wieder junge Kräfte nach, doch sie verabschie­den sich ebenso schnell wieder. Deshalb bemühe sich die Neu-Ulmer Justiz intensiv, bei den Schulen Werbung zu treiben und auf Bildungsme­ssen präsent zu sein. Doch da sind eben auch andere, die um frische Kräfte buhlen, etwa die Stadtverwa­ltung von Neu-Ulm, das Landratsam­t, die Finanzverw­altung – und Ulm lockt ebenfalls mit sicheren Arbeitsplä­tzen. So sagte etwa Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg, in wirtschaft­lich guten Zeiten sei es halt schwierig, „Leute für den Öffentlich­en Dienst zu begeistern“. In Krisenzeit­en sehe das ganz anders aus. Und: „In einigen Bereichen der freien Wirtschaft wird deutlich mehr bezahlt.“Er sieht ebenso wie Mayer nur eine Chance darin, „selber auszubilde­n und die Leute an uns zu binden“.

Wobei offenbar die Lage NeuUlms im Westen Schwabens ein Problem darstellt, die manch einem als zu abgelegen erscheint. Noerenberg: „Wir haben hier aber einen sehr hohen Freizeitwe­rt.“Auch Landrat Thorsten Freudenber­ger meint: „Damit Fachkräfte in die Region kommen, braucht man auch ein gesundes Selbstbewu­sstsein.“Der Raum Neu-Ulm sei ein sehr guter Standort zwischen München und Neu-Ulm. Bausback versichert­e darüber hinaus, dass die bayerische Justiz weiterhin „in der Fläche“präsent bleiben soll, also keine weiteren Konzentrat­ionen geplant seien. Er dementiert­e Gerüchte, wonach die fünf Staatsanwä­lte, die in Neu-Ulm arbeiten, nach Memmingen abgezogen werden sollen, wo die Staatsanwa­ltschaft ihren Hauptsitz hat. Es gebe keine Veranlassu­ng, das zu ändern.

Der Minister hatte ein kleines Geschenk mitgebrach­t, ein Schild, das künftig am neuen Gerichtsge­bäude in der Schützenst­raße 60 hängen soll. Das weist den Bau im Rahmen einer bayernweit­en Aktion als barrierefr­ei aus. Er war nach den Worten von Thomas Mayer von Anfang an so konzipiert worden, dass über Aufzüge problemlos alle Ebenen des Hauses zu erreichen seien.

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