Rocker vor Gericht
Hells Angels sollen Köln unsicher gemacht haben. Es soll bis zum Äußersten gekommen sein
Acht Angeklagte, 16 Verteidiger, 61 Verhandlungstage, 149 Zeugen, ein Berg Akten – und Polizisten, wohin man blickt: Es ist kein gewöhnlicher Strafprozess, der am Montagmorgen am Kölner Landgericht begonnen hat.
Bereits in der vergangenen Woche standen acht Männer vor Gericht, die Mitglieder der Rockergruppe Hells An- gels sein sollen – oder sie zumindest unterstützt haben sollen. Beide Prozesse finden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. In dem von gestern geht es um einen mutmaßlichen Kölner Ableger der Hells Angels, der sich 2014 neu formiert haben soll. Er beschäftigt die Behörden seit Jahren. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Gruppe im Laufe des Jahres 2015 die Vormachtstellung in Köln erlangte.
„Sie betrachteten und betrachten das linksrheinische Köln ausgehend von der Kölner Südstadt als ihr Revier“, erklärte Staatsanwältin Stephanie Kerkering. Dazu gehöre, es notfalls auch mit Tötungsdelikten zu verteidigen. In der Anfangsphase habe sich das sogenannte Charter dabei aggressiv gegen die alteingesessenen Hells Angels durchgesetzt.
Die Liste der Vorwürfe ist lang. Im Mittelpunkt aber steht eine Schießerei im Kölner Stadtteil Meschenich. Ein Hells-Angels-Kommando soll dort im Juni 2015 mit Pistolen auf ein Brüderpaar gefeuert haben – als Strafe für deren Einmischung in die Drogengeschäfte der Rocker.