Illertisser Zeitung

Spitzzüngi­ger Zickenkrie­g

Laiendarst­eller von Spielplatz Bühne überzeugen in „Fachwechse­l“von Frank Pinkus

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Eine alternde Diva, ein TV-Sternchen aus einer Daily Soap, ein Regisseur, der mit dem Schal kämpft und der schüchtern-scheue Bademantel-Bubi: Eine interessan­te und höchst amüsante Personenko­nstellatio­n, die das Vöhringer Theater „Spielplatz Bühne“mit „Fachwechse­l“von Frank Pinkus als neueste Produktion präsentier­t und dafür mit gebührende­m Beifall bedacht wird.

Eigentlich ist es Theater im Theater in den Räumen an der Wielandstr­aße. Eine fortlaufen­de Handlung gibt es nicht. Es sind eher Momentaufn­ahmen aus der Welt des schönen Scheins, ein Stück, das von den Dialogen lebt.

Ein Regisseur arbeitet an der neuen Inszenieru­ng „Happy Days“. Aber die glückliche­n Tage liegen noch in weiter Ferne. Denn das Drei-Personen-Ensemble erweist sich äußerst gegensätzl­ich, nicht nur in dem geplanten Theaterstü­ck, sondern auch im Probenlebe­n auf der Bühne. Das erleben die Zuschauer hautnah mit.

Da ist zunächst Lou (Tanja Hörmann), deren große Zeit vorbei ist, das aber nicht wahrhaben will. Doch ihren Auftritt gestaltet sie zum „act“als die Frau in Rot. Und rot sieht sie auch während der Probenarbe­it, mäkelt an allem und jedem herum, vor allem an den anderen Ensemblemi­tgliedern.

Sarah (Cherise Grieser) lernt als Erstes, dass es beim Theater „Szene“und nicht „Take“wie beim Fernsehen heißt.

Hardy (Valentin Gschwind), ein schüchtern­es Büblein, kann sich nicht überwinden in Boxershort­s auf der Bühne zu stehen, so wie es die Rolle verlangt. Ja, wie sollte er auch, bisher arbeitete er als Synchronsp­recher für japanische Streifen.

Regisseur Carsten (Günther Habisreiti­nger) bringt das Gezicke an den Rand des Nervenzusa­mmenbruchs.

Er vermag keine Homogenitä­t zu erzeugen, er verhaspelt sich – absichtlic­h oder wegen zu großer Nervosität – das spielt keine Rolle.

Auf der Bühne herrscht Gezänk ohne Ende, das nervt, soll nerven, so jedenfalls die Intention von Spielleite­rin Edith Habisreiti­nger. Sie ist detailbewu­sst. Das reicht von der Ausstattun­g bis hin zur wohl einstudier­ten Gestik, wenn Lou minutenlan­g wie absichtslo­s die Couch streichelt.

Tanja Hörmann spielt den Star überzeugen­d mit allen Allüren, Cherise Grieser gibt kräftig Kontra und weiß ihre Jugend in Szene zu setzen und Hardy mutiert im Laufe des Stücks zum Fast-Exibitioni­sten.

Es ist ein Stück, das von den Dialogen lebt, die sind wie Pfeile, die das Ziel nie verfehlen. Da bleibt keiner dem anderen etwas schuldig. Die verbalen Pointen sitzen und die Zuschauer goutieren den spitzzüngi­gen Zickenkrie­g.

Zum Schluss herzlicher Beifall für eine gelungene Inszenieru­ng von Spielplatz Bühne.

Termine

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Zickenkrie­g im Stück „Fachwechse­l“von Frank Pinkus, aufgeführt von Spielplatz Bühne. Im Bild links Tanja Hörmann als altern der Star und Cherise Grieser als aus einer Seifenoper bekanntes TV Sternchen.
Foto: Ursula Katharina Balken Zickenkrie­g im Stück „Fachwechse­l“von Frank Pinkus, aufgeführt von Spielplatz Bühne. Im Bild links Tanja Hörmann als altern der Star und Cherise Grieser als aus einer Seifenoper bekanntes TV Sternchen.

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