Vom Brandschutz zum Schmuckstück
Zum zweiten Mal präsentierten kreative Köpfe ihre ausgefallenen Unikate auf der Designmesse. Dort drehte sich vieles um „Upcycling“
Brillengestelle aus Holz, Taschen aus Feuerwehrkleidung und Kleider aus alten Jeanshosen. Bei der Designmesse in Neu-Ulm drehte sich alles um ein Thema: Upcycling. Viele der rund 50 Aussteller zeigen, wie sich aus gebrauchten Materialien neue trendige Gegenstände machen lassen – von Tischuntersetzern oder Schlüsselanhängern bis zum Fahrrad. Zum zweiten Mal fand die Designmesse in NeuUlm statt, mit der Organisatorin Andrada Gretu wieder sehr zufrieden war, weil sich die Besucher dicht gedrängt an den Verkaufsständen vorbeischlängelten. Nach der Premiere im vergangenen Jahr sei der Erfolg ungebrochen, sagt Gretu, die auch die Auswahl der Aussteller trifft.
Sie hat ein Kriterium, nach dem die Aussteller ausgesucht werden, die zur Messe kommen dürfen: „Es muss mir gefallen.“Damit meint die Organisatorin nicht nur das Angebot, sondern auch die Leidenschaft und Begeisterung, die die Händler für ihre Waren mitbringen müssten. Ganz offensichtlich passt Diana Bäuerle mit ihren Textilien, Kork und Lederartikeln in dieses Kriterium. Denn schon zum zweiten Mal ist sie auf der Designermesse vertreten und voll des Lobes über die Veranstaltung: „Die Besucher sind super und der Umsatz auch“, sagt sie.
Gebrauchtes wird veredelt
Upcycling – also die Veredelung von gebrauchten Gegenständen, heißt der Trend, der auf der Messe deutlich zu erkennen war. Gabie Rinaldi verwendet dafür unter anderem silberglänzende Stoffe, die einst Feuerwehrleute vor den Flammen geschützt haben. Sie näht daraus Handtaschen. Auch ausrangierte Fahrradschläuche landen bei Rinaldi nicht im Müll, sondern unter der Nähmaschine, wo daraus Handytaschen oder Brieftaschen werden. Nicht selten würde sie von Kunden gebeten, ein geerbtes Kleid oder den Pelzmantel der Großmutter aufzupeppen.
Wie man alten Kleidungsstücken zu neuem Glanz verhelfen kann, zeigte die Modedesignerin Karolina Twardzik aus Ulm. Sie verarbeitet insgesamt 30 Jeanshosen zu einem prächtigen Abendkleid: „Ich habe das Stück für einen Modewettbewerb in monatelanger Arbeit zusammengenäht“, sagt sie. „Die Liebe ihres Lebens“, wie sie das Kleid nennt, sei jedoch unverkäuflich. Überhaupt stünde nicht die schnelle Massenproduktion ihrer Kollektion im Vordergrund, sagt Twardzik. Vielmehr möchte die studierte Modedesignerin mit guter Qualität ein Zeichen gegen die kurzweilige Billigmode und für nachhaltige Bekleidung setzen. Darum habe sie ihr Label auch „Slow Fashion“genannt, dass sie vor rund einem Jahr gegründet hatte. Einen ungewöhnlichen Rohstoff für Schmuckstücke verwendet Larissa Englisch. Aus Feinbeton fertigt sie filigrane Anhänger. Als Designerin mit einer Affinität zur Architektur und und Leidenschaft für ausgefallenen Schmuck sei sie auf die Idee gekommen, sich mit Beton als Rohstoff für Schmuckstücke zu beschäftigen.
Technischer geht es bei den Fahrrädern von Miguel Mosquera aus Ulm zu. Der Hobbymechaniker hat eine Schwäche für alte Rennräder, die er unter dem Label Hommage restauriert. Mindestens 20 Jahre alt sollten die Teile sein, um ihn zu begeistern, sagt Mosquera. Je nach Kundenwunsch würden aber auch moderne Komponenten in die Einzelstücke mit eingebaut. Zum ersten Mal ist Mosquera mit seiner Firma Homemade auf der Messe.
Dass er im kommenden Jahr wieder dabei sein will, stehe für ihn, dank des großen Interesses der vielen Kunden, jetzt schon außer Frage.