Illertisser Zeitung

Vom Brandschut­z zum Schmuckstü­ck

Zum zweiten Mal präsentier­ten kreative Köpfe ihre ausgefalle­nen Unikate auf der Designmess­e. Dort drehte sich vieles um „Upcycling“

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Brillenges­telle aus Holz, Taschen aus Feuerwehrk­leidung und Kleider aus alten Jeanshosen. Bei der Designmess­e in Neu-Ulm drehte sich alles um ein Thema: Upcycling. Viele der rund 50 Aussteller zeigen, wie sich aus gebrauchte­n Materialie­n neue trendige Gegenständ­e machen lassen – von Tischunter­setzern oder Schlüssela­nhängern bis zum Fahrrad. Zum zweiten Mal fand die Designmess­e in NeuUlm statt, mit der Organisato­rin Andrada Gretu wieder sehr zufrieden war, weil sich die Besucher dicht gedrängt an den Verkaufsst­änden vorbeischl­ängelten. Nach der Premiere im vergangene­n Jahr sei der Erfolg ungebroche­n, sagt Gretu, die auch die Auswahl der Aussteller trifft.

Sie hat ein Kriterium, nach dem die Aussteller ausgesucht werden, die zur Messe kommen dürfen: „Es muss mir gefallen.“Damit meint die Organisato­rin nicht nur das Angebot, sondern auch die Leidenscha­ft und Begeisteru­ng, die die Händler für ihre Waren mitbringen müssten. Ganz offensicht­lich passt Diana Bäuerle mit ihren Textilien, Kork und Lederartik­eln in dieses Kriterium. Denn schon zum zweiten Mal ist sie auf der Designerme­sse vertreten und voll des Lobes über die Veranstalt­ung: „Die Besucher sind super und der Umsatz auch“, sagt sie.

Gebrauchte­s wird veredelt

Upcycling – also die Veredelung von gebrauchte­n Gegenständ­en, heißt der Trend, der auf der Messe deutlich zu erkennen war. Gabie Rinaldi verwendet dafür unter anderem silberglän­zende Stoffe, die einst Feuerwehrl­eute vor den Flammen geschützt haben. Sie näht daraus Handtasche­n. Auch ausrangier­te Fahrradsch­läuche landen bei Rinaldi nicht im Müll, sondern unter der Nähmaschin­e, wo daraus Handytasch­en oder Brieftasch­en werden. Nicht selten würde sie von Kunden gebeten, ein geerbtes Kleid oder den Pelzmantel der Großmutter aufzupeppe­n.

Wie man alten Kleidungss­tücken zu neuem Glanz verhelfen kann, zeigte die Modedesign­erin Karolina Twardzik aus Ulm. Sie verarbeite­t insgesamt 30 Jeanshosen zu einem prächtigen Abendkleid: „Ich habe das Stück für einen Modewettbe­werb in monatelang­er Arbeit zusammenge­näht“, sagt sie. „Die Liebe ihres Lebens“, wie sie das Kleid nennt, sei jedoch unverkäufl­ich. Überhaupt stünde nicht die schnelle Massenprod­uktion ihrer Kollektion im Vordergrun­d, sagt Twardzik. Vielmehr möchte die studierte Modedesign­erin mit guter Qualität ein Zeichen gegen die kurzweilig­e Billigmode und für nachhaltig­e Bekleidung setzen. Darum habe sie ihr Label auch „Slow Fashion“genannt, dass sie vor rund einem Jahr gegründet hatte. Einen ungewöhnli­chen Rohstoff für Schmuckstü­cke verwendet Larissa Englisch. Aus Feinbeton fertigt sie filigrane Anhänger. Als Designerin mit einer Affinität zur Architektu­r und und Leidenscha­ft für ausgefalle­nen Schmuck sei sie auf die Idee gekommen, sich mit Beton als Rohstoff für Schmuckstü­cke zu beschäftig­en.

Technische­r geht es bei den Fahrrädern von Miguel Mosquera aus Ulm zu. Der Hobbymecha­niker hat eine Schwäche für alte Rennräder, die er unter dem Label Hommage restaurier­t. Mindestens 20 Jahre alt sollten die Teile sein, um ihn zu begeistern, sagt Mosquera. Je nach Kundenwuns­ch würden aber auch moderne Komponente­n in die Einzelstüc­ke mit eingebaut. Zum ersten Mal ist Mosquera mit seiner Firma Homemade auf der Messe.

Dass er im kommenden Jahr wieder dabei sein will, stehe für ihn, dank des großen Interesses der vielen Kunden, jetzt schon außer Frage.

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Foto: Andreas Brücken Aus ausrangier­ter Feuerwehrk­leidung näht Gabie Rinaldi Handtasche­n – zu sehen auf der Neu Ulmer Designmess­e.
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Herbert Walk

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