Selbstverteidigung am Schießstand
Frauen lernen in einem achtwöchigen Kurs beim Polizei-Karate-Verein, sich gegen Angreifer zu wehren
Seitdem sich Berichte von Übergriffen auf Frauen häufen, verspüren auch viele Frauen in der Region das Bedürfnis, etwas über Selbstschutz und Selbstverteidigung zu lernen.
In einem Lehrgang speziell für Frauen zeigte ein Team des PolizeiKarate-Vereins Illertissen, wie moderne Selbstverteidigung funktioniert. Mehr als 20 Frauen, vom Teenager bis zur Mittfünfzigerin, nahmen an dem achtwöchigen Kurs teil. Neben den klassischen Fußund Fausttritten standen auch das Schießen mit legal zu erwerbenden Schreckschuss- und Gaspistolen sowie der Umgang mit Pfefferspray und die gesetzlichen Grundlagen dazu auf dem Stundenplan. In mehreren Theorieeinheiten ging es um Prävention und Selbstbehauptung. „Die Täter suchen sich häufig die graue Maus als Opfer aus“, sagt der ehemalige Polizeibeamte und Kursleiter Wolfgang Erhardt.
In der ersten Stunde zeigte er den Teilnehmern, wie sie allein durch Auftreten, Ausstrahlung und eine selbstbewusste Körpersprache einem potenziellen Angriff oder ungewollten Annäherungsversuchen entgehen können. Laut „Hau ab“zu rufen, gelingt am Anfang des Kurses noch kaum einer Teilnehmerin. Wie man sich ohne großen Aufwand wehrt, demonstrierte dann Edgar Dobrovitz. Er ist Kyusho-Experte. Im Kyusho (Kunst der Vitalpunkte) ist der Krafteinsatz im Vergleich zu den gängigen Verteidigungstechniken eher gering, sodass auch Frauen, Kinder und ältere Menschen Kyusho anwenden können.
Am Ende konnten die Frauen ihre neu erworbenen Fähigkeiten testen: Dazu gingen sie allein durch einen vorher festgelegten Parcours in einem Waldstück bei Illertissen. Ein Trainer des Vereins griff sie an. Der trug natürlich einen entsprechenden Schutzanzug, so konnten sich die Frauen mit voller Kraft wehren. Zum Abschluss des Kurses waren sich alle darin einig, noch mehr Selbstverteidigung lernen zu wollen. Eine Kursteilnehmerin, die ein entsprechendes Erlebnis hinter sich hat, war sich sicher: „Mich greift jetzt keiner mehr an“.