Illertisser Zeitung

Feiern wie im Fanblock

Die Sportfreun­de Stiller machen im ausverkauf­ten Roxy da weiter, wo sie vergangene­s Jahr im Ulmer Zelt aufgehört haben

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm feiert die Sportis und am Ende feiern die Sportis Ulm: Drei goldene, aufgeblase­ne Lettern werfen die Sportfreun­de kurz vor 23 Uhr in die Menge. „Ulm ist die schönste Stadt der Welt“, sagt Frontmann Peter Brugger mit der für ihn typischen Portion Ironie. Ein Körnchen Wahrheit ist vielleicht doch dabei, denn die Beziehung seiner Band zur Stadt ist eine innige. Im vergangene­n Jahr waren die Bayern der Überraschu­ngs-Gig im Ulmer Zelt. Und das Konzert geriet damals zu einer ekstatisch­en Party an deren Ende Crowd-Surfer Brugger im wahrsten Sinne des Wortes von seinen Fans auf Händen getragen wurde. Seit Monaten war auch der samstäglic­he Auftritt der Germaringe­r ausverkauf­t. Und die 1200 Besucher wurden auch diesmal nicht enttäuscht.

Die Haare auf dem Kopf von Brugger werden immer weniger, doch dem Bild eines Studenten entspricht der 44-jährige Bartträger noch immer. „Sturm und Stille“ heißt die Tour analog zum im Oktober vergangene­n Jahres veröffentl­ichten neuen Album. Der Titel ist Programm: Ruhigere Stücke wie „Siehst Du das denn genauso?“wechseln sich mit ab mit härterer Gangart wie bei „Ich, Roque“. Das Konzert gerät zur Meisterfei­er im „besten Tanzlokal der Stadt“(Brugger). Auch wenn die BayernFans bedauern, kein Triple feiern zu können. „Du bist ein Geschenk“, singt Brugger und münzt das Lied auf die gewonnene Meistersch­aft der Bayern um. Das alles wirkt nicht gekünstelt, sondern lustvoll. Jedem im Saal ist klar: Peter Brugger, Florian Weber und Rüdiger Linhof haben richtig Spaß an dem, was sie tun.

Auch 22 Jahre nach Bandgründu­ng zeigen die Sportis eindrucksv­oll, dass sie nichts an Frische verloren haben. Wie kaum eine andere deutschspr­achige Band gelingt ihnen der Spagat zwischen Kitsch, Kunst und Pop und Rock. „Kompliment“, das jeder im Roxy auswendig kann, steht dafür exemplaris­ch. Derart unprätenti­ös hat weder davor noch danach ein deutsches Liebeslied geklungen. Brugger und Weber mögen in Fachkreise­n, rein handwerkli­ch, für ihren GaragenRoc­k nicht die besten Noten bekommen, doch sie haben etwas, das man nicht erlernen kann: ein Gespür für Worte, Melodien, den Zeitgeist und Stimmen mit hohem Wiedererke­nnungswert. „New-York, Rio, Rosenheim“etwa, wird im Roxy zu einer wunderbare­n Hymne auf die Heimat und gegen einen Metropolen-Hype. Und „Zwischen den Welten“ist die Germaringe­r Antwort auf eine Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint. Nachdenkli­che Momente sind aber eher selten. Die Party und nicht Politik steht im Mittelpunk­t bei einem Konzert, das alle Generation­en anlockt. Achtjährig­e wie Helena aus Pfuhl tummeln sich auf der Tribüne genauso wie ihre Eltern oder Großeltern und singen gemeinsam das „Heimatlied“: „Es kommt mir hier so vor wie nach dem perfekten Tor.“Das ist den Sportis im Roxy durch eine geschlosse­ne Mannschaft­sleistung in der Tat gelungen.

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Die 1200 Besucher hatten ihren Spaß und feuerten die Band begeistert an. Es war ein Konzert, das alle Generation­en anlockte.
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Ruhigere Stücke und rockige Nummern wechselten sich ab.

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