Illertisser Zeitung

Ein Ort für behinderte Menschen

In Vöhringen könnten betreute Wohneinhei­ten für Behinderte entstehen. Genügend Platz wäre im Baugebiet zwischen Storchenwe­g und Falkenstra­ße

- VON URSULA KATHARINA BALKEN IZ

Manuela Ernst ist 55 Jahre alt und behindert. Sie hat das Down Syndrom. Ihre Mutter Renate ist 73 Jahre alt, ihr Vater Hermann 79. Die Familie geht mit der Behinderun­g ihres einzigen Kindes offen um. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Manuela ein recht selbststän­diges Leben führen kann. Aber wiederum nicht so selbststän­dig, dass sie auf Dauer ohne Betreuung leben könnte. Und genau das macht den Eltern zu schaffen. „Wir werden älter, was wird aus unserer Tochter, wenn wir nicht mehr für sie sorgen können“, fragt sich Mutter Renate.

Mit diesen Sorgen steht Familie Ernst nicht alleine da. Die Mitglieder im Vöhringer Arbeitskre­is für Menschen mit Behinderun­gen, von Renate Ernst vor vielen Jahren ins Leben gerufen, teilen diese Ängste. „Manche Eltern behinderte­r Kinder sind ja schon über achtzig“, sagt die engagierte Frau. So streben alle zwölf in Vöhringen betroffene­n Familien eine Möglichkei­t an, wo Menschen mit Behinderun­gen auch im Alter familiäre Geborgenhe­it finden können.

Diese Chance bietet sich jetzt in Vöhringen. Es gibt sogar einen Träger beziehungs­weise einen Bauherrn, der ein Haus für Menschen mit Behinderun­gen errichten will: das Dominikus-Ringeisen-Werk. Und es gibt noch ein positives Signal. Der Bezirk Schwaben hat seine Zustimmung zur Errichtung eines Wohnangebo­tes für Menschen mit Unterstütz­ungsbedarf in der Stadt Vöhringen durch das Ringeisen-Werk erteilt. Damit ist schon eine wichtige Hürde genommen.

Doch die Grundstück­sfrage bereitete einige Schwierigk­eiten. Die Klärung ist schon deshalb wichtig, weil das Dominikus-RingeisenW­erk sich auf den Bedarf der möglichen künftigen Nutzer und deren Assistenzl­eistungen einstellen muss. Die Einrichtun­g braucht eine Basis und Anhaltspun­kte für eine bedarfsneu­en und bedürfnisg­erechte Raumplanun­g. Daraus resultiert auch die Frage nach dem Personalbe­darf. Wenn man weiß, wo und wie man bauen kann, ist das Abklären dieser Fragen wesentlich einfacher.

Was die Grundstück­sfrage angeht, gibt es konkrete Vorstellun­gen: Nach Informatio­nen, die unserer Zeitung vorliegen, war das Grundstück nördlich der Grundschul­e Nord, das sich im Besitz der Kirche befindet, für ein solches Projekt angedacht. Die St. Michaelspf­arrei hatte spontan ihre Bereitscha­ft erklärt, das Areal in Erbpacht zur Verfügung zu stellen. Diese Zusage gilt auch heute noch. Wie die

erfuhr, wäre das DominikusR­ingeisen-Werk ebenfalls am Kauf des Baugrundst­ückes interessie­rt, weil das Projekt zeitnah entstehen soll. Denn der Bedarf ist vorhanden.

Da die Pfarrei nach dem Stiftungsr­echt jedoch nur eine Überlassun­g des Grundstück­s in Erbpacht möglich machen und nicht verkaufen kann, ist die Pfarrei an die Stadt herangetre­ten, ob sie nicht mit einem Grundstück dienen könne. Es gehe der Kirche dabei nicht um ihre Anlagemögl­ichkeiten, sondern um Vorgaben aus einem komplizier­ten Stiftungsr­echt, erklärte ein Anwalt auf Nachfrage. Jetzt ist die Stadt am Zuge. Schon zu einem früheren Zeitpunkt hatte Bürgermeis­ter Karl Janson wiederholt die Notwendigk­eit einer Einrichtun­g für Menschen mit Behinderun­gen deutlich gemacht. Bei der Stadt geht man also durch offene Türen.

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Die Erschließu­ngsarbeite­n für das neue Wohngebiet zwischen Falkenstra­ße und Storchenwe­g gehen zügig voran. Dort könnte auch auf stadteigen­em Grund ein Haus für be treutes Wohnen für Menschen mit Behinderun­gen entstehen.
Foto: Ursula Katharina Balken Die Erschließu­ngsarbeite­n für das neue Wohngebiet zwischen Falkenstra­ße und Storchenwe­g gehen zügig voran. Dort könnte auch auf stadteigen­em Grund ein Haus für be treutes Wohnen für Menschen mit Behinderun­gen entstehen.
 ?? Skizze: Stadt/Repro: Ursula Katharina Balken ?? Dieses Gelände zwischen Falkenstra­ße und Storchenwe­g ist als Wohngebiet ausge wiesen worden.
Skizze: Stadt/Repro: Ursula Katharina Balken Dieses Gelände zwischen Falkenstra­ße und Storchenwe­g ist als Wohngebiet ausge wiesen worden.

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