Daheim alt werden
Bis zum Lebensende in der vertrauten Umgebung bleiben – das wünschen sich viele Menschen. Vier Projekte aus der Region zeigen, wie das funktionieren kann
Ein bisschen erinnert das Konzept an das eines Luxushotels, in dem man sich das Frühstück aufs Zimmer liefern lassen kann. Statt Hotelgäste werden im Landkreis Neu-Ulm aber Senioren mit Brot, Käse, Wurst, Milch oder Obst versorgt. Auch Lachs oder mal ein Fläschchen Rotwein fürs Abendessen können bestellt werden. „Wie bei einem Lieferservice bringen wir die Produkte am Samstag in einer Box zu den Kunden“, sagt Dominik Rommel, Geschäftsführer von Illersenio, der Caritas im Illertal. „Mobile Frische 2.0“hat er das Projekt getauft, das das schon bekannte Konzept „Essen auf Rädern“mit einem Frühstücks- und Brotzeitangebot erweitert.
Die Lieferung der Lebensmittel ist aber nicht alles. Die Mitarbeiter der Caritas schauen sich auch die Kühlschränke der Senioren genauer an, prüfen, ob die geöffnete Milch schon sauer ist, werfen verschimmelte Marmelade weg, stellen die neuen Produkte nach hinten, die älteren nach vorne, damit sie schneller aufgebraucht werden. „Einige Senioren nehmen das alles nicht mehr
Damit die saure Milch nicht im Kühlschrank bleibt
so genau, vor allem bei einer beginnenden Demenz“, sagt Rommel. „Und es ist ja auch eine Generation, die nichts wegwerfen möchte.“Noch ist das Projekt in der Aufbauphase – trotzdem kann es schon einen ersten großen Erfolg verzeichnen. „Mobile Frische 2.0“ist eines der Konzepte, die heute von Bayerns Sozialministerin Emilia Müller mit einem Innovationspreis ausgezeichnet werden.
„Die meisten älteren Menschen möchten solange es geht in der vertrauten Umgebung wohnen bleiben. Die eigenen vier Wände sind viel mehr als ein Dach über dem Kopf. Sie geben Sicherheit und schenken Vertrauen“, sagt die Ministerin gegenüber unserer Zeitung. „Diesen Wunsch nach einem selbstbestimmen Leben wollen wir erfüllen. Dafür gibt es allerdings keine Patentlösung.“Mit dem Innovationspreis „Zu Hause daheim“sollen deshalb neue, kreative Projektideen in den Fokus gerückt werden. In jedem Regierungsbezirk werden drei Konzepte ausgezeichnet. Sie alle beschäftigen sich mit der Frage, wie Senioren so lange wie möglich im eigenen Zuhause – oder zumindest so privat und individuell wie zu Hause – wohnen können.
Ein Konzept, das sich mit diesem Thema befasst und heute ebenfalls mit dem Innovationspreis ausgezeichnet wird, kommt aus der Gemeinde Betzigau im Oberallgäu. „Vollversorgt und eigenständig den Lebensabend genießen“heißt das Projekt. Die Idee dahinter: Die wichtigsten Bedürfnisse von Senioren sind unter einem Dach zusammengefasst. Ein Lebensmittelmarkt, betreute Wohnungen und eine Arztpraxis sind in einem Gebäude untergebracht. Das ganze Haus ist barrierefrei – mit dem Aufzug geht es von den Wohnungen nach unten in den Lebensmittelmarkt, wo es in einem Café auch einen Mittagsimbiss gibt und die Einkaufswagen mit einer Lupe ausgestattet sind – falls man mal die Brille vergessen hat. „Die Senioren können weiterhin einkaufen gehen, durch ein Geschäft schlendern, ohne dafür einen weiten Weg auf sich nehmen zu müssen“, sagt Roland Helfrich, der Bürgermeister von Betzigau.
Was noch alles getan werden kann, um es den Senioren zu ermöglichen, bis zu ihrem Lebensende in ihrem Heimatort zu leben, zeigt die Gemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg, die für das Konzept „Zu Hause alt werden in Fuchstal“ebenfalls mit dem Innovationspreis geehrt wird. „Wir haben bei unserer Bewerbung für den Preis alles in die Waagschale geworfen, was Fuchstal dafür bietet, um daheim alt zu werden“, sagt Bürgermeister Erwin Karg. Und das ist einiges: 15 Wohneinheiten, in denen Menschen bereits ab 55 Jahren barrierefrei leben können, zwei mobile Einrichtungen, die zu den Menschen nach Hause kommen, eine Tagespflege, in die man Senioren bringen kann und eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke. „Außerdem bekommen wir noch eine Kurzzeitpflege. Insgesamt sind es 16 Plätze, die im Landkreis auch dringend benötigt werden“, sagt Bürgermeister Karg.
Während man in Fuchstal vor allem auf eine gute Pflegeinfrastruktur Wert legt, ist der Grundgedanke in Pfronten (Ostallgäu) ein anderer. „Es geht darum, den Senioren Zeit zu schenken“, sagt Veronika RistGrundner, Vorsitzende des Vereins für Nachbarschaftliche Unterstützung und Zeitvorsorge, kurz NUZ, der auch den Innovationspreis bekommt. 50 Helfer, sogenannte NUZ-Aktive, wenden Zeit für etwa 100 Hilfsbedürftige, sogenannte NUZ-Nießer, auf. 2500 Betreuungsstunden wurden so im vergangenen Jahr geleistet. Der Clou dabei: Jede Stunde, die die aktiven Vereinsmitglieder für hilfsbedürftige Menschen aufwenden, wird auf einem Zeitkonto gutgeschrieben und kann sofort oder auch später wieder in Form von Dienstleistungen, etwa Hilfe beim Einkauf, in Anspruch genommen werden.
Na super. Gerade den Vertrag im Fitnessstudio abgeschlossen, die Wohnung im vierten Stock ohne Aufzug bezogen und für den Weg zur Arbeit aufs Radl umgestiegen – und plötzlich kommt die Kaufmännische Krankenkasse daher und erzählt mir, warum ich mir all das auch hätte sparen können.
Haha, schreiben die Gesundheitsexperten, und raten zu einer täglichen Dosis Lachen. Einfacher und preiswerter könne man Körper, Geist und Seele kaum verwöhnen. Lachen trainiere einen Haufen Muskeln, bringe den Kreislauf in Schwung, lindere Schmerzen und mache ganz nebenbei auch noch glücklich. 20 Sekunden Lachen seien körperlich so anstrengend wie drei Minuten Joggen, sagen die Mediziner. Empfohlen werden 15 Minuten Spaß am Tag – umgerechnet also quasi ein rund zweistündiger Dauerlauf.
Hätte ich das doch nur früher gewusst. Der tägliche Trainingsplan würde deutlich anders aussehen. Freunde einladen, Steaks auf den Grill, Bier in den Krug – und den ganzen Abend lang Witze reißen. Ach, das Leben könnte so schön gesund sein! Es wäre doch gelacht, wenn sich der Waschbrettbauch bei so viel Training nicht in Rekordzeit andeuten würde.