Illertissen bleibt die Sorgenklinik
Nach den neuesten Schätzungen wird für dieses Jahr ein Minus von über sieben Millionen Euro erwartet
Besserung ist so schnell nicht in Sicht: Auch in diesem Jahr werden die drei Kreiskliniken voraussichtlich ein sattes Minus einfahren. Nach Schätzungen des kommissarischen Stiftungsdirektors Ernst-Peter Keller könnte es sich auf 7,2 Millionen Euro summieren. Wie dem am Freitag im Krankenhausausschuss präsentierten Wirtschaftsplan 2017 zu entnehmen ist, entfällt der größte Brocken auf die Illertalklinik in Illertissen. Ihr wird ein Defizit von 4,6 Millionen Euro vorhergesagt. Die Donauklinik steuert einen Fehlbetrag von 1,1 Millionen bei, die Weißenhorner Stiftungsklinik rutscht wegen notwendiger Abschreibungen ebenfalls in die roten Zahlen und vergrößert das Minus um 1,4 Millionen Euro. Wie Keller sagte, mache vor allem das Illertisser Haus der Kreisspitalstiftung „echte Sorgen“.
Das Ursachenbündel ist vielfältig. Der Stiftungsdirektor führte unter anderem Vorgaben durch die Gesetzgebung an, nicht kostendeckende Erlöse bei Grundversorgungsleistungen – die Krankenkassen zahlen zu wenig – und Tarifsteigerungen bei Löhnen und Gehältern. Hinzu kommen noch personelle und organisatorische Vorgaben, welche den Betrieb eines Krankenhauses verteuern. Er geht zwar davon aus, dass sich „Abläufe sicherlich noch optimieren ließen“, doch das werde nicht reichen, um die sich abzeichnenden Defizite aufzufangen. Besserung erwartet er sich durch die anstehenden Strukturänderungen im Klinikverbund, die allerdings noch nicht entwickelt sind.
Die sollen im Rahmen des sogenannten Strategieprozesses auf den Weg gebracht werden. Der war im Februar vorübergehend ausgesetzt worden, weil zunächst die reine Krisenbewältigung im Vordergrund stehen sollte. Mittlerweile ist das Notfallmanagement nach Ansicht der Kreisräte deutlich vorangekommen, deshalb soll die Strategiedebatte wieder aufgenommen werden.
Die jetzt vorgelegten, allerdings noch sehr unsicheren Zahlen, nahmen die Mitglieder des Ausschusses mit einem offenkundigen Unbehagen entgegen. So bekundete der Neu-Ulmer Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU), er habe „erhebliche Bauchschmerzen“, allerdings fand er die vorgelegte Kostendarstellung zu oberflächlich und nicht ausreichend dargestellt. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Schäufele nannte die Situation dramatisch, aber nicht überraschend. Seine Fraktionskollegin Antje Esser fand die drohenden Risiken für den Klinikbetrieb „überwältigend“. Der Ausschuss segnete den vorgelegten Wirtschaftsplan dennoch ab.
Ebenfalls gebilligt hat das Gremium die Entwurfsplanung für das neue Parkhaus beim Edwin-ScharffHaus. Damit soll ein, seit Jahrzehnten bestehender, Mangel an Stellplätzen behoben werden. Wie berichtet, leiden darunter vor allem die Beschäftigten der Donauklinik, die teilweise sehr weite Wege laufen müssen, um zu ihren geparkten Wagen zu gelangen. Aber auch für das Scharff-Haus reichen die Abstellflächen schon lange nicht mehr aus. Das lang gestreckte Parkhaus wird entlang der Bahnlinie errichtet und bietet Platz für 350 Autos. 120 Stellplätze sind für die Klinik reserviert.
Das Vorhaben hat seinen Preis, und der ist gegenüber früheren Schätzungen wieder gestiegen. Ursprünglich sollte das Vorhaben sechs Millionen Euro kosten, unterdessen liegen die Berechnungen bei knapp 7,4 Millionen. Das liegt unter anderem an der Teuerung im Baugewerbe, geänderten Brandschutzauflagen und einem schwierigen Untergrund. Das Vorhaben stemmen die Stiftungskliniken und die Stadt Neu-Ulm gemeinsam, sie teilen sich auch die Kosten.
Obwohl das Geld bei den Krankenhäusern knapp ist, brach Noerenberg eine Lanze für das Vorhaben, denn die Missstände dauerten nun schon seit Jahrzehnten an. „Sanierungsfälle löst man nicht, indem man nichts tut“, sagte er. Auch Antje Esser sprach von einen „guten Gemeinschaftsprojekt“. Der einzige, der seine Zustimmung verweigerte, war Josef Kränzle aus Illertissen, der dem Vorhaben schon immer skeptisch gegenüberstand.