Illertisser Zeitung

Wie es um Illertisse­ns Straßen steht

Die Stadt hat in der Vergangenh­eit zu wenig in den Unterhalt der Fahrbahnen investiert. Das könnte die Kommune in Zukunft teuer zu stehen kommen

- VON MADELEINE SCHUSTER

Schlaglöch­er, Spurrillen, Risse im Asphalt: Auf vielen Straßen in Illertisse­n besteht Handlungsb­edarf. Zunehmende­r Verkehr, Witterung und Alter setzen den Fahrbahnen zu. Wer etwa auf der Vöhlinstra­ße oder „Auf der Spöck“unterwegs ist, für den dürfte das kein Geheimnis sein. Doch wie schlecht oder gut steht es tatsächlic­h um Illertisse­ns Straßen?

Um das herauszufi­nden, hat die Stadt im vergangene­n Jahr ein Ingenieurb­üro damit beauftragt, den Zustand des Straßennet­zes zu erfassen. Über mehrere Wochen war ein orangefarb­ener Kastenwage­n, ausgerüste­t mit Messgeräte­n, Kameras und Laserscann­er, in Illertisse­n und seinen Ortsteilen unterwegs. 130 Kilometer Straßen wurden abgefahren, in Abschnitte­n vermessen und dokumentie­rt. Jeder Straßenabs­chnitt wurde dabei benotet: von der Note 1 (sehr guter Zustand) bis zur Note 5 (sehr schlecht).

Auf Basis dieser Daten wurde ein Kataster erstellt, die ersten Ergebnisse ausgewerte­t und nun im Bauausschu­ss vorgestell­t. Die Bilanz: Rund 21 Prozent des Straßennet­zes – was 27 Kilometer entspricht – befindet sich in einem so schlechten Zustand, dass dringender Handlungsb­edarf besteht. Die Abschnitte wurden mit der Note 3,5 und schlechter bewertet, wobei die 3,5 einen „Warnwert“markiere, wie Kai Weltzien von der Firma Lehmann und Partner verdeutlic­hte.

Das Unternehme­n mit Hauptsitz in Erfurt hat die Messungen im vergangene­n Jahr durchgefüh­rt. Bewertet wurden laut Weltzien etwa die Anzahl der Risse, Flickstell­en, Spurrillen oder Schlaglöch­er einer Straße, die sich in mehrere Abschnitte unterteilt. Etwa drei Prozent des Netzes (drei Kilometer) fiel laut Planer durch – die Noten lagen zwischen 4,5 und 5. Ein Bereich, in dem die Kommune eigentlich tätig werden müsse. Bei etwa der Hälfte der Straßen bestehe zudem die Gefahr, dass sie nach ein oder zwei strengen Wintern in einen kritischen Bereich abrutschte­n. Nur knapp 30 Prozent der Straßenabs­chnitte befindet sich in einem guten bis mittleren Zustand (Noten 1,5 bis 2,5). Für rund 1,8 Prozent gab es die Topnoten 1 bis 1,49.

Mit diesen Werten liege die Stadt etwa im bundesweit­en Durchschni­tt. Es sei selten, dass in einer Kommune mehr als 30 Prozent der Straßen in einem guten Zustand sei- so Weltzien. Bei den Daten handele es sich um mathematis­ch ermittelte Werte. Welche Konsequenz­en aus den Messwerten gezogen werden, sei nun Aufgabe der Fachabteil­ungen. Laut Weltzien seien in den nächsten Jahren aber „immense Aufwendung­en“nötig, um die Straßen „in einen guten Zustand zu überführen“.

Bei einer Fläche von rund 150 000 Quadratmet­ern Fahrbahn, bei der in den kommenden Jahren Handlungsb­edarf besteht, rechnet Weltzien mit rund 9,3 Millionen Euro Kosten. Um Illertisse­ns Straßen in einem guten Zustand zu erhalten, sei das bislang im Haushalt vorgesehen­e Budget von 400000 Euro „viel zu gering“. Er schlug eine Verdoppelu­ng auf 800000 Euro pro Jahr vor.

Dass in den vergangene­n Jahren zu wenig in das Straßennet­z inves- tiert wurde, unterstric­h auch Bürgermeis­ter Jürgen Eisen. Viele Straßen hielten die gestiegene­n Belastunge­n nicht mehr aus. Gerade in der Kernstadt ist ein Großteil des Verkehrsne­tzes in den 50er- oder 60er-Jahren gebaut worden. Damit haben die Fahrbahnen die durchschni­ttliche Lebensdaue­r von 40 bis 50 Jahren bereits überschrit­ten. Das Problem: Werden Straßen saniert, werden auch die Anlieger zur Kasse gebeten. Das sorge regelmäßig für Ärger, so Eisen. Für den Bürgermeis­ter ist klar: Wird das Budget für Unterhalts­maßnahmen nach oben geschraubt, müsse auch die Beitragsst­elle im Tiefbauamt ausgebaut werden.

Laut Weltzien müssten nicht bei jeder Straße, die die Note 4,5 oder schlechter bekommen hat, sofort Maßnahmen ergriffen werden – auen, ßer die Sicherheit der Verkehrste­ilnehmer sei gefährdet. Überhaupt müsse der Zustand jeder Straße zusätzlich zu den Computerme­ssungen noch einmal unter die Lupe genommen werden. Geprüft werden müsse etwa, welche Bedeutung sie für den Straßenver­kehr hat. Das jetzt erstellte Erhaltungs­management liefere Handlungse­mpfehlunge­n.

Wie viel die Stadt in den kommenden Jahren in ihr Straßennet­z investiere­n wird, werde laut Tiefbauamt­sleiter Bernd Hillemeyr erst noch entschiede­n. Zunächst sollen mehrere Szenarien durchgerec­hnet werden, die zeigen, wie sich der Zustand der Straßen bei unterschie­dlich hohem Budget entwickeln würde. Mit dem Erhaltungs­management sei das gesamte Straßennet­z nun erfasst. „Jetzt wissen wir, wo wir stehen.“

 ?? Foto: Regina Langhans ?? Die Vöhlinstra­ße in Illertisse­n ist in einem schlechten Zustand und soll saniert werden. Das hat die Kommune bereits beschlosse­n. Wie es um das Straßennet­z der Stadt insgesamt bestellt ist, wurde jetzt erfasst.
Foto: Regina Langhans Die Vöhlinstra­ße in Illertisse­n ist in einem schlechten Zustand und soll saniert werden. Das hat die Kommune bereits beschlosse­n. Wie es um das Straßennet­z der Stadt insgesamt bestellt ist, wurde jetzt erfasst.

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