Damit Herrchen weiß, was aus seinem Hund wurde
Wenn Tiere überfahren werden, bekommen Besitzer das oft nicht mit. Das soll sich jetzt ändern
Hunde sind für viele Menschen die treuesten Weggefährten. Es sind Lieblinge, die nach ihrem Tod einen würdevollen Abschied bekommen sollen. Was aber, wenn der vierbeinige Freund davonläuft und irgendwo unerkannt überfahren wird oder ertrinkt?
Susanne Riedel hat mit einigen Mitstreitern die Gruppe Totfundhund gegründet, Alexandra Bungert ist Sprecherin des Vereins Tote Hunde. In ganz Deutschland versuchen die beiden, unbekannte tote Hunde mit ihren Besitzern in Verbindung zu bringen. „Wenn Straßenmeistereien oder Autobahnmeistereien Tiere an den Straßenrändern finden, entsorgen sie diese normalerweise einfach“, sagt Riedel. Das Gleiche gelte für Hunde, die auf Bahngleisen überfahren werden oder in Flüssen ertrinken.
Das Problem: Oft sind die Hunde nicht eindeutig identifizierbar, denn nicht in allen Bundesländern besteht die Pflicht, Tieren einen Chip einsetzen zu lassen. So ein RFID-Mikrochip, auch Transponder oder Tag genannt, wird den Hunden in der Regel ohne Betäubung in den linken Nacken eingesetzt. Das weniger als ein Gramm schwere Stäbchen enthält eine 15-stellige, einmalige Identifikationsnummer, die mit einem Lesegerät ausgelesen werden kann.
Bekommen die ehrenamtlichen Helfer einen Tipp von der Polizei, der Feuerwehr, engagierten Mitstreitern oder über Facebook, geht die Suche los. Gerade wenn der Hund keinen Chip hat, ähnelt die Arbeit der Freiwilligen dem Job von Detektiven. Sie schauen, ob der Hund Steh- oder Hängeohren hatte, welche Schwanzform, welchen Zahnstatus.
Die Teams vom Verein Tote Hunde sind im vergangenen Jahr rund 850 Mal herausgefahren, um Tiere in Augenschein zu nehmen, zu fotografieren und zu erfassen. In rund der Hälfte der Fälle habe man die Besitzer ermitteln können, sagt Bungert. Anders als die meisten Straßenmeistereien und Feuerwehren haben die Teams ein Chip-Lesegerät dabei. „Wenn das tote Tier einen Chip hat, können wir die Nummer gleich beim Haustierregister oder Tasso abfragen.“
Eine behördliche Datenbank, die bundesweit die Daten der Chips enthält, gibt es nämlich nicht – selbst wenn das Tier mit der ChipNummer beim Ordnungsamt erfasst ist. „Das wissen viele Menschen nicht, dass ihr Tier trotz Chip nicht gefunden werden kann, wenn es nicht in einer der Datenbanken ist“, sagt Riedel. Bislang füllen Initiativen wie Tasso die Lücke. Mehr als 8,1 Millionen Tiere sind bei dem Verein registriert, darunter 4,6 Millionen Hunde. „Wenn jemand den Chip ausliest, kann er bei uns anfragen, 24 Stunden am Tag, jeden Tag im Jahr“, sagt Sprecherin Laura Simon.