Öha, der Polt erhält einen Ehrenpreis
Wie der Kabarettist auf die Auszeichnung reagiert und wer sonst noch den Bayerischen Fernsehpreis bekommt
Gerhard Polt soll eine Rede halten. Für Herrn Dietz, der „aus der Firma ausgeschieden worden ist“. Jetzt benötigt Polt einen Gedanken. Aber woher nehmen? Ein alter liegt nirgendwo herum. Leasen kann man ihn auch nicht. Selbst auf den Reiz einer Flasche Valpolicella, auf Grappa, Zwetschgenwasser oder Himbeergeist reagiert der Gedanke nicht. „Und dann spürt man, wie man als Mensch so ohne Gedanken . . .“Pointe einer urkomischen Nummer des gerade 75 gewordenen bayerischen Kabarettisten. So absurd wie tiefsinnig.
Gestern Abend im Münchner Prinzregententheater. Die TVBranche feiert sich und die Träger des Bayerischen Fernsehpreises. Gerhard Polt soll wieder eine Rede halten. Diesmal in echt, schließlich hat er soeben für sein Lebenswerk den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten erhalten. Wer wie Polt die Sturheit von Gedanken kennt, ist natürlich präpariert: „Ich habe immer eine Dankesrede dabei, das ist günstig im Leben.“Dann beschreibt er, wie er vor einigen Monaten die Nachricht von der bevorstehenden Auszeichnung aufgenommen hat. Nämlich: „Ich gebe zu, ich habe tatsächlich ,Öha‘ gedacht.“
Öha, das ist in der Polt’schen Sprachwelt ein Ausdruck der Überraschung. „So klingt es, wenn ich über ein Kind stolpere. Oder über einen Fahrradfahrer.“Polt wäre nicht Polt, würde er jetzt mit blumigen Worten Wirtschaftsministerin Ilse Aigner danken, die in Vertretung von Horst Seehofer den Preis überreicht, oder seiner Frau oder dem Postboten. Stattdessen setzt der Wortkünstler an zu einem vergnüglichen Vortrag über die Bedeutung des bayerischen Begriffs „Öha“in Abgrenzung zum „Aha“und „Soso“. Polt halt. Die Fernsehkollegen im Publikum wischen sich die Tränen aus den Augenwinkeln, und die live auf übertragene Gala hat ihren Höhepunkt. Aigner lobt: „Ihr Werk ist Ausdruck einer tiefen Zuneigung zu den Menschen in Bayern.“Und Polt rätselt: „Ich bin sehr gespannt, ob die Überraschung, die mich vor Monaten ereilt hat, noch bis Weihnachten anhält.“
Bis auf den undotierten Ehrenpreis sind alle Auszeichnungen an diesem Abend mit Preisgeld verbunden. Insgesamt werden 122000 Euro verteilt, unter anderem an: ● Die Schauspielerin für ihre Rollen in „Jack the Ripper“
und „Ku’damm 56“● Schauspieler für seine Rollen in „Das weiße Kaninchen“und „Katharina Luther“ ● und als Autoren und Reporter des Beitrags „Exclusiv im Ersten: Spiel im Schatten – Putins unerklärter Krieg gegen den Westen“● als Produzent des Films „Winnetou – der Mythos lebt“● als Regisseur des Fernsehfilms „Die Täter – Heute ist nicht alle Tage“(Teil 1) der „Mitten in Deutschland: NSU“. ●
und als Autoren der Fernsehserie „Morgen hör ich auf“● als Executive Producer des Unterhaltungsprogramms „The Voice of Germany (Staffel 6)“● und als Autorinnen der Dokumentation „Die heimliche Revolution – Frauen in Saudi-Arabien“● als Regisseur der Doku „Schwermut und Leichtigkeit. Dietls Reise“