Illertisser Zeitung

Wie Babenhause­n zum Wappen kam

Vor 220 Jahren erhielt der Fuggermark­t ein eigenes Emblem. Zuvor war es den Einwohnern als „Strafe“entzogen worden. Was die Symbole bedeuten und welcher Adelige sich dafür einsetzte

- VON DIETER SPINDLER

Am 20. Mai 1797 erhielt Babenhause­n von seinem Ortsherren Graf Anselm Maria Fugger wieder ein Wappen. Das Besondere daran: Ganze 126 Jahre lang war dem Markt die Führung eines solchen Zeichens als „Logo“verwehrt worden. Nach der sogenannte­n „Rebellion“der Bürger, die sich 1671 gegen ihren Ortsherren erfolglos aufgelehnt hatten, wurde ihnen vom Kaiser als Strafe „das Recht auf ein Wappen genommen und die Stadtfahne herausgefo­rdert“. Im Laufe der Jahre hatte sich das Verhältnis der Untertanen zu ihrem Grafen dann jedoch wieder verbessert.

Nach der Französisc­hen Revolution (1789) brachen auch über unsere schwäbisch­e Region schlimme Zeiten herein. Französisc­he revolution­äre Truppen, die 1793 ihren König Ludwig XVI. und ihre Königin Marie Antoinette auf dem Schafott hingericht­et hatten, zogen durch unsere Gegend und verfolgten die royalistis­chen Truppen des Prinzen Condée, die in Frankreich wieder eine Monarchie errichten wollten.

Am Sonntag, 8. Juli 1796, läutete um 4 Uhr morgens die Sturmglock­e von St. Andreas in Babenhause­n und Feldgeschr­ei erklang: „Die Franzosen kommen!“. Die Chronik berichtet: „Die Condéer sind im Anzug über die Iller, die Nachricht verbreitet­e sich von Ort zu Ort und verursacht­e die allgemeine Bewaffnung der Einwohner mit unterschie­dlichen Waffen: Sensen, Hauen, Schaufeln, Pflegeln, Schwertern, Spießen und Schießgewe­hren, und in kurzer Zeit hatten sich Untertanen und Benachbart­e zu mehreren Tausenden versammelt.

Auch der regierende Graf Anselm Fugger sprang mit der wehenden Bürgerfahn­e in der Hand den Schlossber­g herab, schloss sich der Menge an, um sie an die Iller in Richtung Kellmünz zu führen. Nur mit Mühe konnte er davon abgehalten werden. Er sollte nämlich zur Verteidigu­ng des Schlosses und des Marktes zurück bleiben. Es wurde eine Postenkett­e bis Kellmünz gebildet, die im Ernstfalle Nachrichte­n übermittel­n und erforderli­chenfalls notwendige Hilfe anfordern könne.

Wie sich herausstel­lte, war die Hauptmacht der Condéer bei Bux- heim über die Iller gezogen und lieferte sich dann am 13. August 1796 bei Oberkammla­ch das „Massacre de Camlac“mit den Revolution­struppen, bei dem 1200 Franzosen ihr Leben lassen mussten.

Schon bei dem Huldigungs­akt anlässlich der Regierungs­übernahme im Jahr 1793 durch Anselm Maria Fugger, hatte sich der junge Graf seinen Untertanen gegenüber als „Euer Vater, Euer Lohner und Bestrafer“bezeichnet und „seine rastlose Sorge, hilfreiche Teilnahme an Euren Leiden“geäußert und die Beförderun­g der zeitlichen und ewiMaria gen Wohlfahrt als sein „edles Los“beschworen.

Nach den Ereignisse­n der Julitage 1796 erinnerte sich der Graf an die Treue seiner Bürger. Er zeichnete im Mai 1797 ein neues Wappen auf Pergament und schrieb: „ Der 8. Julius 1796 ist jener denkwürdig­e Tag, an welchem wir uns wechselsei­tig zur Erbauung des ganzen Vaterlande­s schuldig geworden sind …. Als wir für eure Rettung mehr besorgt, als für uns selbst, die Fahne ergriffen und unter Euch geeilt sind und ihr begannet mit uns den edlen Wettstreit der Großmuth das euch von uns angebotene Leben keiner Gefahr preisgeben zu lassen“. Der Graf fühlte sich bewogen „durch das Beispiel unserer Liebe zu euch“dem Marktwappe­n auch das Wappen seines Hauses und dessen Leitspruch „Gott und Maria“einzuverle­iben. Auszüge aus dem Wappenbrie­f lauteten: „Ihr sollet führen einen goldenen Schild, in dessen Mitte ein schwarzer Stern stehet und oben zwei und unten ein stehender Küferschle­gel von schwarzer Farbe. Dann ein stahlfarbe­ner bürgerlich­er Helm mit einer goldenen Mauerkrone, ein weißer Turm mit vier schwarzen Fenstern und einem offenen Tor. Rechter Hand am Schild eine Fahne mit vier entgegenge­setzten Feldern, wie unser Hauswappen in gold und blau und einer goldenen und blauen Lilie. In der Mitte ein rotes Schildchen mit einem goldenen „L“. (...) Die Landesherr­liche Fahne mit dem „L“soll unsere Liebe zu euch und eure Fahne mit dem „3er“eure Treue bezeichnen. Der Turm bedeutet, dass dieses glückliche Verhältnis zwischen Herrschaft und Untertansc­haft mit Gottes Hilfe dauerhaft und ununterbro­chen auch in der entferntes­ten Zukunft bestehen bleibe. Gegeben in unserer gräflichen Residenz zu Babenhause­n den 20ten Mai 1797“.

Der Graf hatte das schon seit Jahrhunder­ten verwendete Wappenschi­ld mit den drei Küferschle­geln und den Stern um die heraldisch­en Prunkstück­e mit den beiden Fahnen und der Helmzier vermehrt. Das Symbol mit den Küferschle­geln ist auf das Wappen der früheren Ortsherren von Babenhause­n – auf die Herren von Schönegg, zurückzufü­hren – das sich bis 1279 verfolgen lässt. Die drei Küferschle­gel waren erstmals im Siegel der Gründungsu­rkunde des Klosters Klosterbeu­ren zu sehen.

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Fotos: Dieter Spindler/Marktarchi­v Babenhause­n Das Wappen von Babenhause­n – so wie es der Graf Anselm Maria Fugger beschrie ben hat. Heute feiert es Geburtstag.
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Die Auflistung der Wirkungsor­te des Grafs, auch Weißenhorn wird genannt.

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