Illertisser Zeitung

Immer mehr Bürger arbeiten in Teilzeit

Gewerkscha­ft warnt vor Gefahren

- (az)

In der Region gibt es immer mehr Halbtagsjo­bs: Das kritisiert die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gastsätten (NGG). Nach Angaben des Verbands arbeiten aktuell rund 14600 Beschäftig­te in Teilzeit, das seien 22 Prozent mehr als noch vor vier Jahren. Die NGG beruft sich auf Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit (BA). Im selben Zeitraum sei die Zahl aller sozialvers­icherungsp­flichtigen Jobs im Kreis nur um zehn Prozent gestiegen. Die Gewerkscha­ft fordert ein verbriefte­s Rückkehrre­cht auf Vollzeit.

„Die Zunahme der Teilzeit ist beunruhige­nd“, sagt Tim Lubecki von der NGG Schwaben. 20- oder 30-Stunden-Jobs würden immer mehr zum Regelfall – und häufig auch zur Falle. Vor allem Frauen bleibe nach einer Familien-Pause der Wunsch verwehrt, in Vollzeit zurückzuke­hren. Dies erschwere nicht nur den berufliche­n Aufstieg, sondern führe auch zu niedrigere­n Renten und erhöhe somit das Armutsrisi­ko im Alter. Das Problem nehme immer größere Ausmaße an, so Lubecki: Laut BA arbeiteten aktuell 47 Prozent aller berufstäti­gen Frauen im Kreis Neu-Ulm in Teilzeit. Viele wollten jedoch voll beschäftig­t sein.

Darin sieht Gewerkscha­fter Lubecki „ein riesiges Potenzial“für den heimischen Arbeitsmar­kt. Diese Chance dürfe in Zeiten des Fachkräfte­mangels nicht verschenkt werden. Doch auch Männer, die ihre Arbeitszei­t reduzierte­n – etwa um mehr Zeit für die Familie zu haben – bekämen oft keine Chance, später wieder voll einzusteig­en. Auch ihnen bringe das geforderte Rückkehrre­cht spürbare Entlastung.

Lubecki sieht weitere Gefahren von Teilzeit-Jobs: Die Beschäftig­ten stünden nicht nur mit geringerem Einkommen und schlechter­er Absicherun­g bei Rente und Arbeitslos­igkeit da, „sie haben auch bei der Karriere das Nachsehen“. Die Gewerkscha­ft NGG fordere deshalb, dass gerade jungen Müttern und Vätern nach einer Auszeit dieselben Möglichkei­ten offenstehe­n sollen, wie anderen Beschäftig­ten auch. Gleiches gelte für Menschen, die sich beruflich weiterbild­en oder ehrenamtli­ch engagieren. Lubecki: „Wer später in Vollzeit zurück will, muss darauf einen festen Anspruch haben.“

Zahlreiche Arbeitgebe­r sprächen gerne von Flexibilit­ät und meinten damit Mehrbelast­ung für die Mitarbeite­r. Aus Sicht der Arbeitnehm­er bedeute Flexibilit­ät hingegen auch, „je nach Lebensabsc­hnitt entscheide­n zu können, mehr oder weniger zu arbeiten“, so Lubecki.

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