Illertisser Zeitung

Jede Menge Adrenalin

In die Freude über den Halbfinal-Einzug mischt sich bei den Ulmern Ärger über die öffentlich­e Wahrnehmun­g. Die Serie gegen Oldenburg birgt erneut viel Brisanz

- VON PIT MEIER

Seine Mannschaft ist in einem Viertelfin­al-Marathon über fünf Spiele gegen die Ludwigsbur­ger Riesen weitergeko­mmen und spielt jetzt gegen Oldenburg. Das war natürlich eine ungeheure Befreiung, aber gleichzeit­ig ärgert sich Trainer Thorsten Leibenath vor der ersten Halbfinal-Partie am Sonntag (15 Uhr) in der Ratiopharm-Arena über die öffentlich­e Wahrnehmun­g der Ulmer Basketball­er. Als respektlos empfindet er vor allem die Berichters­tattung der übertragen­den Telekom. Es sei wenig bis gar nichts mehr davon zu sehen, dass Ratiopharm Ulm die Liga und die Herzen der deutschen Basketball­fans in dieser Saison im Sturm erobert hat, heißt es da. Und dass „Raymar Morgan einfach nicht auf den Court kommt“. Wüsste man es nicht besser, man könnte tatsächlic­h annehmen, Ulm hätte gegen Ludwigsbur­g klar verloren und nicht mit 91:81 gewonnen. Zum Thema Morgan verweist Leibenath darauf, dass der Bundesliga-MVP nach einer überragend­en Hauptrunde jetzt in den Play-offs die Unterstütz­ung der derzeit verletzten Tim Ohlbrecht und Da‘Sean Butler vermisst. Zudem sagt der Ulmer Trainer: „Meine Mannschaft war in sechs Jahren noch nie von einem einzelnen Spieler abhängig. Auch nicht zu Zeiten eines John Bryant.“

Gleichzeit­ig wissen die Ulmer, dass sie von Teilen der deutschen Basketball-Gemeinde für die Schiedsric­hter-Entscheidu­ngen in Spiel fünf der Viertelfin­alserie und hier besonders für die Disqualifi­kationen von John Patrick und David Johnelle Kennedy geschmäht werden. Dabei haben sogar die Ludwigsbur­ger bei der Begründung ihres Protests versichert, dass der sich in keiner Weise gegen die Ulmer Mannschaft oder deren Anhang richtet. Die um sich greifende AntiUlm-Stimmung ist für Leibenath deswegen „nicht nachvollzi­ehbar“. Der Ulmer Trainer gibt den schwarzen Peter zurück und erinnert genüsslich daran, dass die Ludwigsbur­ger durch eine Niederlage am letzten Spieltag der Hauptrunde in Berlin die vermutlich genau so gewünschte Punktlandu­ng auf Tabellenpl­atz acht geschafft haben: „So etwas würden wir nie tun.“

Jede Menge Nebenkrieg­sschauplät­ze also vor den Duellen mit Oldenburg, die erneut reichlich Brisanz bergen. In der vergangene­n Saison haben die Ulmer bekanntlic­h im Viertelfin­ale die Saison der „Donnervöge­l“mit 3:1 Siegen beendet und für insgesamt zwölf Spieler aus dieser Serie gibt es jetzt ein Wiedersehe­n in den Play-offs. Leibenaths Erwartung vor der Neuauflage: „Oldenburg wird mit Schaum vor dem Mund spielen.“

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Unterschie­dliche Gefühlswel­ten: Der Ulmer Trainer Thorsten Leibenath weckt in einer Auszeit positive Emotionen bei seiner Mannschaft.
Foto: Horst Hörger Unterschie­dliche Gefühlswel­ten: Der Ulmer Trainer Thorsten Leibenath weckt in einer Auszeit positive Emotionen bei seiner Mannschaft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany