Helmut Schmidt abhängen?
Es gehört zu den Rätseln dieser jungen Republik, dass Helmut Schmidt, kaum war er nicht mehr Kanzler, zu ungeahnter Popularität aufstieg, weswegen man gespannt sein darf, ob es sich bei Angela Merkel, sollte sie 2034 aus dem Amt scheiden, wenigstens umgekehrt verhält. Jedenfalls: Ein gewisses Maß an Irrationalität darf man wohl in jedem Falle unterstellen, doch ein gewisses Maß an Irrationalität – das wissen wir – ist immer mit einzukalkulieren in einer demokratisch verfassten Gesellschaft. Womit wir beim Gegenteil, nämlich der Bundeswehr wären. Denn es war ja nicht etwa eine der vielen NichtraucherSekten, die in bester prohibitiver Absicht dem qualmenden Orakel aus Langenhorn den Garaus machte, sondern die Bundeswehr-Universität in Hamburg. Und zwar nicht wegen einer Menthol-Zigarette (Tabakwerbung verbieten! Alles verbieten!), sondern Opas Uniform, weil Opa, das wissen wir auch, war in der Wehrmacht. Was er da gemacht hat? Wohl nicht nur geraucht. Und dass in vielen Familien, in deren Alben ähnliche Bildchen kleben, diese Frage nie ernsthaft gestellt wurde, wirft ihren Schatten bis heute und auch in manchen Kasernenhof. Aber ausgerechnet einen Schmidt abhängen, der stets zwischen zwei Zügen und etwas manieriert von „Adolf Nazi“sprach und vor allem nie einen Hehl daraus machte, was er vom „Scheißkrieg“hält?! Das fällt dann nicht mehr nur unter Irrationalität, sondern viel schlimmer, vorauseilenden Gehorsam – und sei es gegenüber Flinten-Uschi. Wenn man so will, zeigt sich darin ein (in dieser jungen Republik hie und da immer noch anzutreffendes) Prinzip des Führerstaats, nämlich einen Willen zu exekutieren, noch bevor er überhaupt geäußert wird. Womit man das Gegenteil demonstriert von dem, was eigentlich gezeigt werden soll: Courage.