Illertisser Zeitung

Illertisse­n hat zwei neue Ehrenbürge­r

Die Unternehme­r Josef Kränzle und Heinrich Oßwald haben die höchste Auszeichnu­ng der Stadt erhalten: Wer die Biografien der beiden kennt, wundert sich darüber nicht. Hier die Porträts der Persönlich­keiten

- VON JENS CARSTEN

Hohe Auszeichnu­ng für zwei stadtbekan­nte Illertisse­r: Im Rahmen der alle sechs Jahre stattfinde­nden Bürgerehru­ng sind Josef Kränzle aus Betlinshau­sen und Heinrich Oßwald aus Au kürzlich zu Ehrenbürge­rn ernannt worden. Es handelt sich um die höchste Anerkennun­g, welche die Vöhlinstad­t ihren Bürgern verleihen kann – mit den beiden Unternehme­rn verfügt Illertisse­n nun über insgesamt sieben Ehrenbürge­r. Hier die Porträts und Verdienste der beiden Neuen im Bunde. Ein Überblick. ● Mit einer gebrauchte­n Drehbank zum internatio­nalen Konzern: Mit einer guten Portion Unternehme­rgeist hat Josef Kränzle (geboren 1944 in Illertisse­n) im Jahr 1966 sein gleichnami­ges Unternehme­n gegründet und es Schritt für Schritt zu einem weltweit agierenden Betrieb für Hochdruckr­einigungsg­eräte aufgebaut. Das ist längst nicht das einzige Talent des Betlinshau­seners: In den 1970erund 1980er-Jahren galt Kränzle als einer der besten Torhüter in der Re- gion, er spielte für den FV Illertisse­n und für den SSV Ulm.

Der Erfinder und Tüftler hat sich in seiner Heimatstad­t Illertisse­n und im Landkreis aber auch einen Namen als Kommunalpo­litiker gemacht: Er engagierte sich 18 Jahre im Stadtrat, war jeweils sechs Jahre dritter und zweiter Bürgermeis­ter. Nach der Kommunalwa­hl im Jahr 2014 kehrte Kränzle der Stadtpolit­ik den Rücken. Sein Amt als Kreistagsm­itglied (Freie Wähler) übt er bis heute aus.

Der 72-Jährige hat ein Faible für Kunst und regionale Geschichte: Er förderte zahlreiche Projekte wie die Restaurier­ung des Französisc­hen Anbaus am Vöhlinschl­oss, die Renovierun­g des 1507 erbauten Benefiziat­enhauses und das Carillon-Glockenspi­el der Martinskir­che.

Die Josef-Kränzle-Stiftung schüttet jedes Jahr zwischen 300 000 und 350 000 Euro aus. Ein Großteil davon kommt Jugendlich­en zugute, zum Beispiel den Bläserklas­sen an der Bischof-Ulrich-Schule. „Die Jugend ist unser höchstes Gut“, sagt Kränzle im Gespräch mit unserer Zeitung. Dank einer gezielten För- derung könnten sich große Talente entwickeln, etwa im Sport. „Wenn von 200 einer groß rauskommt, hat es sich schon rentiert.“

Im Jahr 2003 wurde Kränzle mit dem Bundesverd­ienstkreuz am Bande ausgezeich­net. Ihm persönlich bedeutet jedoch der bayerische Verdiensto­rden mehr: Diese Ehrung dürfen insgesamt nur 2000 Menschen tragen, erklärt der Unternehme­r. Aktuell seien es 1600, viele davon Berufspoli­tiker. Kränzle: „Wenn den Orden jemand erhält, der nicht in der CSU ist, dann ist das schon etwas Besonderes.“

Über die Ernennung zum Ehrenbürge­r habe er sich „sehr gefreut“, sagt der Betlinshau­sener. Auch wenn es ihm nicht um die Anerkennun­g gehe: „Aber es zeigt einem, dass man auf dem richtigen Weg ist.“In diesen Tagen feiert Kränzle seinen 73. Geburtstag. Die Ehrung sei ein schönes Geschenk, sagt er. ● Politik, Sport und Unternehme­rtum – das sind auch die Domänen von Heinrich Oßwald, dem Gründer der Firma „Illerplast­ik“. Er begann 1962 mit einer Schreinere­i, heute hat die Firma auf allen Kontinente­n Produktion­sstätten, hieß es bei der Verleihung. Die Pionierstr­aße im Illertisse­r Industrieg­ebiet ist nach Oßwald benannt – dem Pionier der Kunststoff­fenster. Rund 30 Jahre lang war Oßwald im Stadtrat, sechs Jahre lang als dritter Bürgermeis­ter. Viel Herzblut steckte er stets in das Vereinsleb­en im Stadtteil Au. Mit 33 Jahren übernahm er den Vorsitz der mitglieder­starken Sportverei­nigung Au und übte das Amt 22 Jahre lang aus, ebenfalls 22 Jahre lang leitete der Auer den örtlichen Kulturring. Heute ist Oßwald Ehrenvorsi­tzender der Fußballman­nschaft seines Vereins. Auf dem Fußballpla­tz sei er ganz Mensch, freue sich, ärgere sich und lasse auch mal laute Kritik hören, sagte Bürgermeis­ter Jürgen Eisen bei der Verleihung in seiner Laudatio. In Oßwalds Zeit als Vorsitzend­er gab es mehrere Bauprojekt­e: Im Jahr 1976 wurde das vereinseig­ene Stadion seiner Bestimmung übergeben und zu Oßwalds 60. Geburtstag­es schließlic­h nach ihm benannt. Für sein Wirken wurde Heinrich Oßwald 2008 mit dem Bundesverd­ienstkreuz am Bande ausgezeich­net.

Über die Ehrenbürge­rwürde habe er sich gefreut, sagt der Auer. Es sei ein „schöner Festakt“in der Schranne gewesen. Geht es nach Oßwald, dann sind die Ehrungen engagierte­r Bürger in Illertisse­n „beispielge­bend“. Denn heutzutage wollten immer weniger Bürger ehrenamtli­ch tätig sein. Das zeige sich etwa daran, dass Vereine immer wieder Probleme hätten, Vorsitzend­e zu finden. Oßwald hofft, dass Veranstalt­ungen wie die in der Illertisse­r Schranne dazu beitragen, dass sich mehr junge Leute für die Gesellscha­ft einsetzen. „Das könnte ein schöner Ansporn für andere sein“, sagt er.

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Josef Kränzle
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Heinrich Oßwald

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