Statt eines Vorturners gibt es künftig drei
Friedrich Schrode war fast ein Vierteljahrhundert lang Abteilungsleiter im SC Vöhringen. Jetzt tritt er in den Hintergrund, Strippenzieher will er aber nicht sein
Los lassen können ist eine Kunst, sie erfordert Kraft und Willen. Das muss man erst mal mental und seelisch verkraften. Friedrich Schrode, von seinen Freunden nur Frieder genannt, leitete fast 25 Jahre lang die Turnabteilung im Sportclub Vöhringen. Jetzt hat er sich aus der vordersten Reihe zurückgezogen, um aber im Hintergrund seinen Beitrag für die Abteilung zu leisten. Nein, er will kein Strippenzieher hinter den Kulissen sein. Das wäre nicht seine Art. Er nimmt bei der Sportpark-Putzete zum Beispiel den Dampfstrahler in die Hand und sorgt für Sauberkeit.
Turnen war ein Teil seines Lebens und wird es wohl auch bleiben, wenngleich auch nicht mehr in einer Führungsposition. Die Turner ließen ihn nur ungern ziehen, aber sein Entschluss stand fest. „Man muss Jüngeren auch Raum geben und als knapp Sechziger ist es Zeit, Platz zu machen.“Das sagt Schrode aus Überzeugung. Blickt er zurück, braucht er kaum in seine persönliche PC-Chronik zu blicken, er erinnert sich an alles. Das Bezirksturnfest Schwaben 2006 auszurichten war eine große Herausforderung, die er mit der Nachbarstadt Illertissen teilte.
Das Motto war „Ein Fest für zwei Städte“. Mehr als 800 Teilnehmer, die versorgt werden mussten, im sportlichen Bereich wie im geselligen, eine Mammut-Aufgabe. Welche Turner sind in welchen Hallen, Geräte besorgen, über die man nicht verfügte und die man sich von den Herstellerfirmen auslieh, die Gäste unterzubringen, zu verpflegen, das musste vorbereitet werden.
2014 stand Vöhringen wieder im Mittelpunkt, dieses Mal waren es nicht die Turner, sondern die Tän- zer beim Wettbewerb „Dance2You“. „Solche Veranstaltungen brauchen ein Jahr Vorlauf und alle müssen an einem Strang ziehen.“Letzteres war nie ein Problem, weil Friedrich Schrode nicht nur ein guter Organisator war, sondern auch ein Motivator.
Das Turnen, die Freude an Bewegung, bekam er in die Wiege gelegt. Der Großvater, der Arzt Dr. Martin Schrode, galt als Freund der Turner und großzügiger Sponsor. Er fuhr in früheren Zeiten, als nicht jeder ein Auto vor der Tür stehen hatte, die Sportler zu ihrem Einsatz und spendierte ein Spannreck. Großmutter Elisabeth war Kinderturnwartin. Auch Papa und Mama hatten ein Faible fürs Turnen.
Sohn Friedrich liebte das Geräteturnen. Er hatte sogar den olympischen Zwölfkampf drauf, der an zwei Tagen zu präsentieren war. Er war Vizejugendmeister im Turnbezirk Schwaben. Noch heute lobt er sein gutes Verhältnis zu Ernst Magg, seinem Trainer, jetzt ein Urgestein des SCV.
Und wie kam er zu seinen Ämtern. „Ich habe mich hoch geturnt“, antwortet er und lacht über diese Wortschöpfung. Mit 18 war er lizenzierter Übungsleiter. In der Amtszeit von Gerhard Sabisch, der Abteilungsleiter war, führte Schrode bereits die Jugend.
Damals gründete Robert Harder die Förderriegen, eine gute Einrichtung. Denn die SCV-Turner haben bei großen Wettbewerben stets die Nase vorn. In Kursen bildete er sich fort, sodass beim Turnen ihm keiner was vormachen kann.
Was er besonders liebt, sind die alle vier Jahre stattfindenden deutschen Turnfeste. „Da kommen 100000 Turner zusammen, das ist ein wunderbares Erlebnis.“Und weil es bei diesem Turnfest verschiedene Sparten gibt, die leistungsund altersmäßig aufgegliedert sind, war Friedrich Schrode noch 2009 in Frankfurt aktiv mit dabei.
Schrode hat sich immer gerne mit der Jugend beschäftigt. Wenn er sah, dass die Mädchen und Buben Freude an ihrer Bewegung hatten, dann ging ihm das Herz auf. Leider, so sagt er, sind heute Handy und Playstation zu Konkurrenten geworden. Die Kinder bewegen sich zu wenig.
Sein Resümee nach den vielen Jahren: „Ich habe es immer gerne getan.“Was ihn zufrieden zurückschauen lässt formuliert er so: „Ich habe eine Abteilung in bestem Zustand übergeben, das gilt für den sportlichen Bereich wie für den finanziellen.“
Sein Rückzug war für die Abteilung kein Schnitt. Alles war gut vorbereitet. Und das Wichtigste – Schrode hatte einen Nachfolger, besser gesagt drei. Denn die Abteilung wird jetzt von einem Trio mit verschiedenen Verantwortungsbereichen geleitet.