Ohne viel Worte
Die meisten kennen sie: die Emoji. Kleine Symbole, u. a. Smileys, mit denen man seine Textbotschaften auf WhatsApp und bei anderen Messenger-Diensten verschönern kann. Ein lächelndes, grinsendes oder trauriges Mondgesicht, das neben dem Text die eigene Gefühlslage verdeutlicht und dem Empfänger der Nachricht hilft, die Zwischentöne zu erkennen.
War es ironisch gemeint, entschuldigend, zustimmend? Die Emoji helfen auch, einen kurzen Text richtig zu verstehen!
Bei einem Inlandsflug in Brasilien saß neben mir ein Brasilianer. Ich wollte mit ihm ins Gespräch kommen und sprach ihn auf Englisch an. Er zuckte nur mit den Schultern, sah mich entschuldigend an und gab mir damit zu verstehen, dass er mich nicht verstand.
Dann grinste er, nickte mir zu und hob seine Hand, den Daumen nach oben. Es war eine sehr sympathische Geste! Er brauchte keine Worte, um mir sein Bedauern auszusprechen, dass er mich nicht verstand. Er brauchte keine Worte, mir ein Zeichen der Wertschätzung zu geben.
Diese Geste des erhobenen Daumens ist mir in Brasilien sehr oft begegnet! Und ich habe sie mir unbewusst angeeignet! Daumen hoch, wenn mir jemand den Vortritt lässt! Daumen hoch, danke, super, Zustimmung!
Manchmal geht es ohne Worte, muss es ohne Worte gehen.
Eine Mutter aus dem Elternbeirat einer Oettinger Kindertagesstätte hat mir von einer ähnlichen Erfahrung mit syrischen Eltern erzählt. Der Elternbeirat hatte zu einer Begegnung bei Kaffee und Kuchen eingeladen. Einige der nicht-deutschen Eltern nahmen die Einladung an. Die Verständigung war zunächst schwer. Aber mit Händen und Füßen konnte man sich verständigen. Und am Ende war es für alle Beteiligten eine wertvolle Begegnung.
Natürlich wäre es schöner, wenn jeder die Sprache des anderen sprechen könnte. Aber manchmal geht es auch so: ohne viel Worte.