Bedrohtes Paradies
Kamerun ist Afrika im Kleinen
Kamerun, Afrika im Kleinen, ein Garten Eden für Tiere und Pflanzen, Heimat von Waldelefanten und Gorillas, von Riesenfröschen und seltenen Antilopen. Aber auch Land der Waldmenschen (Pygmäen), der islamischen Fulbe und animistischer Stämme. Der Autor Fabian von Poser hat einiges auf sich genommen, um diesem Land und seinen Bewohnern nahezukommen. Er ist durch den Regenwald gerobbt, um die Tierwelt zu beobachten, hat sich auf den höchsten Berg gequält, um auf über 4000 Metern nichts zu sehen außer Nebel, er hat sich in den Norden gewagt, wo Kamerun sich die islamistische Terrorgruppe Boko Haram nur mit Mühe vom Leib hält.
Herausgekommen ist das kleine, feine Porträt eines afrikanischen Landes an der Schwelle zur Moderne, zu dem auch die in Kamerun geborene Agnes Kah eine Facette beigetragen hat. Da erfahren die Leser dann auch, was es mit dem Synkretismus der Kameruner auf sich hat oder wie es zu der Katastrophe am malerischen Nyos-See kam: Die Verschmelzung religiöser Kulte sorgt für Toleranz, und vor 31 Jahren wurde durch hochkonzentriertes Kohlendioxid aus dem See menschliches und tierisches Leben ausgelöscht. Man liest, warum die Musik der Pygmäen die Seele berührt. Und man versteht, dass der Stamm der Koma, der noch (fast) in der Steinzeit lebt, „auf keinen Fall dem Massentourismus zum Opfer fallen und wie im Zirkus für ein wenig Kleingeld für Touristen tanzen“will. Schließlich werden die Leser auch daran erinnert, dass auch die deutschen Kolonisten in Kamerun die Einheimischen brutal unterdrückt haben. Die 13 Reportagen setzen sich mosaikartig zu dem Bild eines Landes zusammen, das keinen Platz auf der touristischen Landkarte hat, aber es wert wäre, unter Respektierung seiner Eigenheiten entdeckt zu werden. Euro Picus, 129 S., 15