Illertisser Zeitung

Ritterspie­le auf der Hasenwiese

Über Pfingsten hat der Verein Armati Equites zahlreiche Besucher in Weißenhorn angelockt

- VON ANNIKA GONNERMANN

Ein Raunen geht durch das Publikum, als die beiden Reiter ihre Lanzen senken, ihren Pferden die Sporen geben und aufeinande­r lospresche­n. Ein paar Sekunden später erklingt das Geräusch von splitternd­em Holz, gefolgt vom Jubelschre­i der Ritter, die es beide geschafft haben, ihre Lanze am Schild des Gegners zu brechen. Die Zuschauer applaudier­en eifrig den Gewinnern der Königsdisz­iplin, dem sogenannte­n „Tjosten“. Zu diesem Zeitpunkt hat ein Großteil der Beobachter vergessen, dass sie eigentlich im 21. Jahrhunder­t leben. So authentisc­h wirkt das große Mittelalte­r-Lager, das der Verein Armati Equites (zu Deutsch: Die gewappnete­n Reiter) in Weißenhorn aufgeschla­gen hat.

Das ganze Pfingstwoc­henende über war die Hasenwiese einige Jahrhunder­te zurückvers­etzt. Besucher konnten sich beim Schlendern über den Platz wie im Mittelalte­r fühlen und sich bei der „Bräterey“stärken. An allerlei Ständen wurde angeboten, was jeder anständige Bauer und Kaufmann im Weißenhorn zur Zeit der Herren von Neuffen im 12. und 13. Jahrhunder­t brauchte: Waffen und Schmuck, Felle und Gewänder, aber auch Seife und Gewürze. Allzu mittelalte­rlich musste es zumindest beim Geruch, der Körperhygi­ene und beim Geschmack der Speisen aber dann doch nicht zugehen.

Vor allem das Programm der vier Tage dauernden Veranstalt­ung überzeugte große und kleine Mittelalte­r-Fans: Wer wollte, konnte sich im mit heißem Wasser gefüllten Zuber entspannen, Akrobatik, Gaukelei und mittelalte­rliche Musik genießen oder sich die Verspannun­gen des letzten Kampfes wegmassier­en lassen. Höhepunkt waren die Ritterturn­iere, bei denen ein halbes Dutzend Reiter und ihre Pferde gegeneinan­der antraten. Während des Ritts in halsbreche­rischem Tempo sollten sie mit der Axt einen Apfel zerteilen, mit der Hand einen Becher ergreifen oder mit der Lanze einen kleinen Eisenring einfädeln, der nicht größer als eine Handfläche war. Die Zuschauer wurden Zeuge, wie Goteberg zu Falkenstei­n oder Andreas von Frohnmayor um die Gunst des Grafen Albert von Neuffen buhlten, der seine „Untertanen“, alle Weißenhorn­er Bürger, an diesem Tag von der Fronarbeit befreit hatte, zur Feier seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land.

Eineinhalb Stunden dauerte die Show mit Einlagen des Gauklers, Sprüchen des Herolds und der anschließe­nden Siegerehru­ng – ein Fest für die Zuschauer, auch aus Sicht der Besucherin Tasja Brenzinger aus Bubenhause­n, die mit Tochter Nora gekommen war. „Einfach super“, lautet ihr Fazit am Ende der Show. „Man sitzt so nah dabei und bekommt die Pferde und den Ausdruck der Ritter mit.“

Solche Rückmeldun­g hört Sascha Kappel gerne. In seiner Rolle als Albert von Neuffen ist er bei jedem Turnier dabei und freut sich, wenn die Zuschauer Spaß haben und auch etwas lernen. „Wenn man denkt, dass so etwas wirklich passiert ist, dann ist das schon Wahnsinn.“

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Foto: Annika Gonnermann Feuer, Kämpfe und Unterhaltu­ng – das Publikum bekam beim Mittelalte­rlager einiges geboten.

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