Das brünette Pendant zur Monroe
Gina Lollobrigida war in den 1950er und 60er Jahren die italienische Stilikone schlechthin. Ihr Privatleben ist bis heute turbulent. Morgen wird sie 90 Jahre alt
In den 1950er und 60er Jahren war Gina Lollobrigida mit ihrer überbordenden Weiblichkeit die italienische Stilikone schlechthin. „La Lollo“, wie sie heute noch in Italien heißt, wirkte ab den 1940er Jahren in rund 70 Film- und Fernsehproduktionen mit. Ab den 1970er Jahren war das frühere Sexsymbol dann seltener auf der Leinwand zu sehen. Doch in der Regenbogenpresse ist sie bis heute bestens präsent. Morgen wird „Gina Nazionale“90 Jahre alt.
Lollos Privatleben verläuft bis heute turbulent: Bereits zum zweiten Mal bemüht sich ihr Sohn Milko junior derzeit, sie für unmündig erklären zu lassen. Kurz vor ihrem Geburtstag erklärte Lollobrigida, sie sehe einem gerichtlich angeordneten psychiatrischen Gutachten gelassen entgegen. „Ich habe keine Angst vor einer Untersuchung, wenn es dazu dient, dieser Sache ein Ende zu setzen, umso besser“, zitierte eine Boulevardzeitung die Diva.
Der 1957 geborene Milko junior – er stammt aus der Ehe mit dem jugoslawischen Arzt Milko Skofic – bezichtigt ihren 30-jährigen Manager Andrea Piazzolla, Lollobrigida zu manipulieren. Seit er ihre Geschäfte führe, entfremde sie sich von ihrer Familie. Um die Vorwürfe zu erhärten, stellte ihr Enkel sich im italienischen Fernsehen gar als obdachlos dar, nachdem er aus der Wohnung auf dem Anwesen seiner Großmutter an der Via Appia Antica nahe Rom habe ausziehen müssen.
Lollobrigidas Wohnräume sind bis auf den letzten Zentimeter voll mit Fotos aus ihren Zeiten als Star. Schlagzeilen machte sie zuletzt jedoch mit Skandalen. Dazu gehört auch die Beziehung zu dem 34 Jahre jüngeren Spanier Javier Rigau Rifols. Eine Klage wegen einer angeblich betrügerischen Eheschließung gegen ihren Willen verlor sie vor zwei Jahren.
Die Tochter eines Möbelfabrikanten war 1927 im Bergdorf Subiaco östlich von Rom zur Welt gekommen, in dem Ordensgründer Benedikt einst als Eremit in einer Grotte gelebt hatte. Nachdem der Vater infolge von Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg sein Vermögen verloren hatte, zog er 1944 mit seiner Familie nach Rom. Tochter Gina – eigentlich Luigina – studierte dort Bildhauerei, Malerei und Gesang. Während sie sich mit Karikaturen und als Model für die in Italien damals beliebten Fotoromane über Wasser hielt, belegte sie immer wie- der vordere Plätze bei Schönheitswettbewerben.
Nach Auftritten als Statistin in mehreren Filmen soll sie auf der Straße von Filmregisseur Mario Costa entdeckt worden sein, der sie 1948 für ihre erste größere Rolle im Opernfilm „Bajazzo“engagierte. Der internationale Durchbruch gelang wenige Jahre später mit dem Mantel-und-Degen-Film „Fanfan, der Husar“an der Seite von Gérard Philipe, der 1952 in Cannes und Berlin ausgezeichnet wurde.
In Hollywood spielte „La Lollo“ an der Seite von Stars wie Frank Sinatra, Errol Flynn und Burt Lancaster. Den wohl größten Erfolg hatte sie als verführerische Esmeralda an der Seite von Anthony Quinn in „Der Glöckner von Notre Dame“.
Gina Lollobrigida wurde als Männerschwarm gefeiert, galt als brünettes Pendant zu Marilyn Monroe. „Marilyn fürchtete sich davor, sich mit mir fotografieren zu lassen“, erzählte Lollobrigida noch vor wenigen Monaten sichtlich zufrieden.
In Italien erhielt sie mit der ebenfalls für ihre Rundungen und ihre sinnliche Art der Darstellung bekannten Sophia Loren früh Konkurrenz. Im Unterschied zu ihr zog sich Lollobrigida ab den 1970ern weitgehend aus dem Kinogeschäft zurück. Während Loren auch reifere Frauen darstellte, verlegte sich die Ex-Diva auf die Fotografie und die Bildhauerei. Sie fotografierte Berühmtheiten wie Fidel Castro und Salvador Dalí, verkaufte selbst gefertigte Skulpturen.
In den 1990ern wagte die Schauspielerin sogar einen Ausflug in die Politik. Als Kandidatin für Romano Prodis Zentrumsbündnis verfehlte sie 1999 allerdings den Einzug ins Europäische Parlament.